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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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noch gefehlt, dass dem SIS -Telefonisten plötzlich einfiel, ihn zu warnen, dass Jessup seine Wohnung verlassen hatte.
    Die Tasche, die Jessup trug, schien schwer zu sein. Er stapfte auf den abgeschlossenen Lagerraum zu, und wenig später ging dessen Tür auf. Offensichtlich hatte er einen Schlüssel für das Vorhängeschloss.
    Jessup machte einen Schritt zurück, und als er sich umdrehte und den Blick durch das Areal unter dem Pier wandern ließ, um sich zu vergewissern, dass er allein war, sah Bosch einen Lichtstreifen auf sein Gesicht fallen. Dann verschwand Jessup in dem Abteil.
    Mehrere Sekunden lang war es still und nichts rührte sich. Dann erschien Jessup wieder in der Tür. Er verließ das Abteil, machte die Tür zu und schloss sie ab. Dann trat er von ihr zurück und blickte sich erneut um. Bosch duckte sich noch tiefer. Er vermutete, dass Jessup Verdacht geschöpft hatte, weil das Loch unter der Holzverkleidung erst vor kurzem vergrößert worden war.
    »Wer ist da?«,
rief Jessup.
    Bosch rührte sich nicht. Er atmete nicht einmal.
    »Zeig dich!«
    Bosch schob die Hand unter seinen Blouson und legte sie um den Griff der Pistole. Er wusste, dass sich Jessup aller Wahrscheinlichkeit nach eine Schusswaffe besorgt hatte. Sollte er auch nur andeutungsweise eine gezielte Bewegung in seine Richtung machen, würde Bosch seine Pistole ziehen, um notfalls als Erster feuern zu können.
    Aber dazu kam es nicht. Jessup ging rasch zu dem Loch zurück und war kurz darauf im Dunkeln verschwunden. Bosch lauschte, aber alles, was er hören konnte, war das Rauschen der Wellen. Er wartete dreißig Sekunden und ging ebenfalls zu dem Loch in der Seitenwand des Piers. Er machte die Taschenlampe nicht an. Er war nicht sicher, ob Jessup tatsächlich weg war.
    Als er um den Stapel mit Gerüstteilen herumging, stieß er mit dem Schienbein gegen ein vorstehendes Metallrohr. Ein stechender Schmerz schoss sein linkes Bein hinauf. Infolge der Erschütterung rutschten die obersten zwei Gerüststangen von dem Stapel und landeten scheppernd im Sand. Bosch warf sich neben dem Stapel zu Boden und wartete.
    Aber Jessup tauchte nicht wieder auf. Er war weg.
    Langsam richtete sich Bosch auf. Sein Bein schmerzte, und er war wütend. Er holte sein Handy heraus und rief die SIS an.
    »Sie sollten mich anrufen, wenn Jessup die Wohnung verlässt!«, zischte er aufgebracht.
    »Ich weiß«, antwortete der SIS -Mann. »Aber er ist noch nicht los.«
    »Was? Sind Sie … stellen Sie mich zum zuständigen Kollegen durch.«
    »Tut mir leid, Detective, aber so geht …«
    »Jetzt hören Sie mal zu, Sie verdammter Blödmann, Jessup liegt
nicht
im Bett. Ich habe ihn gerade gesehen. Und um ein Haar hätte er auch mich entdeckt. Stellen Sie mich also gefälligst zu dem zuständigen Mann durch, oder ich rufe Lieutenant Wright zu Hause an.«
    Während Bosch wartete, ging er zu der Bretterwand, um nach draußen zu kriechen. Sein Bein schmerzte heftig, und er hinkte.
    Im Dunkeln konnte er das Loch nicht finden. Deshalb machte er die Taschenlampe an und hielt sie dicht über dem Boden. Schließlich fand er die Stelle, aber wie schon am Abend zuvor hatte Jessup das Loch wieder mit Sand zugeschüttet.
    Endlich kam eine Stimme aus dem Handy.
    »Bosch? Hier Jacquez. Sie glauben, das Subjekt gerade gesehen zu haben?«
    »Ich glaube nicht, ihn gesehen zu haben. Ich habe ihn gesehen. Wo sind Ihre Leute?«
    »Wir sitzen auf seinem Null, Mann. Er ist nicht weg.«
    Mit Null war die Wohnung des Observierungssubjekts gemeint.
    »Von wegen. Ich habe ihn gerade unter dem Santa Monica Pier gesehen. Kommen Sie sofort her. Aber ein bisschen schnell.«
    »Wir haben sein Null absolut zuverlässig überwacht, Bosch. Es ist vollkommen …«
    »Jetzt hören Sie mal zu, Sie Blindgänger, Jessup ist mein Fall. Ich weiß, wie er aussieht, und gerade wäre er mir um ein Haar auf die Zehen getreten. Reden Sie schon endlich mit Ihren Leuten und finden Sie raus, wer von ihnen gepennt hat, weil ich nämlich …«
    »Ich rufe Sie gleich zurück«, sagte Jacquez schroff und unterbrach die Verbindung.
    Bosch aktivierte den Klingelton wieder und steckte das Handy ein. Dann kniete er nieder und schaufelte mit den Händen das Loch frei. Als er sich hindurchzwängte, erwartete er halb, Jessup würde ihm auf der anderen Seite auflauern, wenn er herauskam.
    Aber Jessup war nirgendwo zu sehen. Bosch richtete sich auf und blickte in Richtung Venice den Strand hinunter. Im Lichtschein des Riesenrads war

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