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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wenn sich etwas tut.«
    »Mache ich.«
    Bosch steckte das Handy ein und ging in Richtung Pier. Vom Meer her blies ein starker Wind, und ein feiner Dunst aus Sand stach ihm in Gesicht und Augen, als er sich der riesigen Konstruktion näherte. Der Pier war wie ein gestrandeter Flugzeugträger. Er war lang und breit, mit einem großen Parkplatz und zahlreichen Restaurants und Souvenirläden darauf. In der Mitte war ein Vergnügungspark mit einer Achterbahn und dem markanten Riesenrad. Und am äußersten Ende war ein traditioneller Anglersteg mit einem Köderladen, einem Verwaltungsbüro und einem weiteren Restaurant. Das Ganze ruhte auf einem dichten Wald aus Holzpfeilern, die am Strand begannen und über die Brandungslinie zweihundert Meter in das tiefe kalte Wasser hinausreichten.
    Am Strand waren die Seiten des Piers mit einer Bretterwand verkleidet, hinter der sich eine geschlossene, aber nicht wirklich sichere Lagerfläche der Stadtverwaltung von Santa Monica befand. Nicht wirklich sicher war sie aus zwei Gründen: Zum einen war die Lagerfläche nicht gegen extrem hohe Pegelstände geschützt, zu denen es in seltenen Fällen infolge unterseeischer Erdbeben kommen konnte. Zum anderen reichte der Pier etwa dreißig Meter weit den Strand hinauf, und die Holzverkleidung an seinen Seiten war im feuchten Sand verankert. Deshalb waren die Bretter an vielen Stellen morsch und stellten kein großes Hindernis dar. Das hatte zur Folge, dass das Areal unter dem Pier zahlreichen Obdachlosen als Unterschlupf diente und deshalb von der Stadtverwaltung in regelmäßigen Abständen geräumt werden musste.
    Die SIS -Späher hatten gemeldet, dass Jason Jessup in der vergangenen Nacht unter der Südwand durchgeschlüpft war und sich einunddreißig Minuten in dem abgeschlossenen Bereich dahinter aufgehalten hatte.
    Bosch erreichte den Pier und begann, an seiner Südseite entlangzugehen und nach der Stelle zu suchen, wo Jessup unter der Holzverkleidung durchgekrochen war. Er hatte eine kleine Maglite dabei und stieß rasch auf eine Vertiefung im Sand, wo unter der Seitenwand ein Loch gegraben und anschließend zum Teil wieder zugeschüttet worden war. Er ging in die Hocke und leuchtete in das Loch. Es war jedoch zu klein, um hindurchzukriechen. Er legte die Taschenlampe in den Sand und begann, wie ein Hund zu graben.
    Bald war das Loch groß genug, und er zwängte sich unter der Bretterwand hindurch. Er war seinem Vorhaben entsprechend angezogen. Er trug eine alte schwarze Jeans, Arbeitsstiefel und ein langärmeliges T-Shirt und darüber einen Polizeiblouson, den er gewendet hatte, damit der leuchtend gelbe Schriftzug LAPD auf Brust und Rücken nicht zu sehen war.
    Er gelangte in einen großflächigen, höhlenartigen Raum, der von dem Licht zerteilt wurde, das durch die Spalten zwischen den Planken des darüber liegenden Parkplatzes fiel. Er richtete sich auf, klopfte sich den Sand von den Kleidern und schwenkte mit dem Strahl der Taschenlampe über seine Umgebung. Ihr Licht war jedoch nicht stark genug, um die weiter entfernten Stellen zu erreichen.
    Es roch muffig feucht, und das Geräusch der Wellen, die nur zwanzig Meter weiter durch die Pfeiler rauschten, hallte laut durch den geschlossenen Raum. Bosch richtete die Lampe nach oben und sah Holzschwamm an den Balken des Piers. Er stapfte in das Dunkel hinein und kam zu einem abgedeckten Boot. Er hob ein loses Ende der Plane an und sah, dass es ein altes Rettungsboot war. Dahinter türmten sich mehrere Haufen mit Bojen und Absperrungen für Straßenbauarbeiten und Polizeikontrollen, alle mit der Aufschrift CITY OF SANTA MONICA .
    Dahinter waren drei Stapel mit Gerüstteilen, die für Maler- und Reparaturarbeiten am Pier verwendet wurden. Sie sahen aus, als wären sie lange nicht mehr benutzt worden, und begannen bereits im Sand zu versinken.
    Die Rückseite des Areals nahm eine Reihe von Lagerräumen ein, deren Holzwände im Lauf der Zeit starke Risse bekommen hatten, so dass die dort gelagerten Gegenstände nur sehr oberflächlich gesichert waren.
    Die Türen der Abteile waren nicht abgeschlossen, und als Bosch eine nach der anderen öffnete, stellte er fest, dass alle leer waren. Bis er zum vorletzten Lagerraum kam. Dessen Tür war mit einem glänzenden neuen Vorhängeschloss gesichert. Er leuchtete durch einen Spalt zwischen den Planken und versuchte, in das Innere des Abteils zu spähen. Er konnte etwas erkennen, was wie der Rand einer Decke aussah, aber mehr nicht.
    Bosch kehrte

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