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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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aus ihrer Sicht darstellen werde. Damit verschob er ihr Kreuzverhör auf einen späteren Zeitpunkt. Anschließend nahm er wieder Platz.
    Bosch sah auf die Uhr. Es war vier Uhr fünfzehn. Die Richterin forderte Haller auf, seinen nächsten Zeugen aufzurufen, aber Bosch wusste, dass er keine weiteren Zeugen mehr hatte. Haller sah McPherson an, und beide nickten. Dann erhob sich Haller.
    »Euer Ehren. Das Volk schließt seine Beweisführung hiermit ab.«

35
    Mittwoch, 7. April, 19:20 Uhr
    D as Anklageteam traf sich zum Abendessen in der Casa Haller. Ich machte auf der Basis einer Fertigsoße aus dem Supermarkt eine deftige Bolognese und dazu eine Packung Farfalle. Maggie steuerte einen Caesar Salad nach eigenem Rezept bei, den ich immer sehr gemocht hatte, als wir noch verheiratet waren, aber schon Jahre nicht mehr gegessen hatte. Bosch und seine Tochter trafen als Letzte ein, weil Harry nach der Verhandlung erst noch Sarah Ann Gleason in ihr Hotelzimmer zurückgebracht hatte.
    Angesichts der kaum verhohlenen Erwartungshaltung, mit der unsere Töchter bei dem lang herbeigewünschten Treffen von ihren Eltern beobachtet wurden, waren sie sichtlich scheu und gehemmt. Sie zogen sich instinktiv ins Arbeitszimmer zurück, angeblich, um dort Hausaufgaben zu machen. Schon nach kurzem konnten wir allerdings ausgelassenes Gelächter vom Ende des Flurs kommen hören.
    Ich füllte Nudeln und Soße in eine große Schüssel und mischte alles durch. Dann rief ich nach den Mädchen, damit sie sich als Erste etwas nehmen und mit ihren Tellern wieder ins Arbeitszimmer zurückziehen konnten.
    »Und wie geht’s euch da hinten so?«, fragte ich sie, als sie sich die Nudeln auf ihre Teller luden. »Schon mit den Hausaufgaben angefangen?«
    »Dad«, schnaubte Hayley, als wäre meine Frage eine grobe Verletzung ihrer Privatsphäre.
    Deshalb versuchte ich es bei ihrer Cousine.
    »Maddie?«
    »Ähm, ich bin mit meinen schon fast fertig.«
    Beide Mädchen sahen sich an und kicherten, als ob die Frage oder die Antwort darauf ungeheuer lustig wäre. Dann huschten sie aus der Küche und ins Arbeitszimmer zurück.
    Ich stellte alles auf den Tisch, an dem die Erwachsenen saßen. Zum Schluss vergewisserte ich mich, dass die Tür des Arbeitszimmers zu war, damit die Mädchen nicht hören konnten, was wir redeten, und wir nicht, was sie.
    »Also«, sagte ich, als ich Bosch die Nudeln reichte. »Wir haben unseren Teil getan. Aber für Sarah wird es erst jetzt richtig schwierig.«
    »Die Verteidigung«, sagte Maggie nickend. »Wie wird Royce sie eurer Meinung nach zu desavouieren versuchen?«
    Ich dachte kurz nach, bevor ich antwortete, und probierte die erste Schmetterlingsnudel. Sie war gut. Ich war stolz auf meine Kochkünste.
    »Zumindest so viel dürfte jetzt schon klar sein«, sagte ich schließlich. »Sie werden alles gegen sie auffahren, was sie haben. Mit Sarah steht und fällt der Prozess.«
    Bosch fasste in die Innentasche seiner Jacke und zog ein Blatt Papier heraus. Er entfaltete es auf dem Tisch. Es war die Zeugenliste der Verteidigung.
    »Am Ende der heutigen Verhandlung«, erklärte er, »hat Royce der Richterin gesagt, er bräuchte für die Falldarstellung der Verteidigung höchstens einen Tag. Angeblich will er nur vier Zeugen aufrufen, aber auf seiner Liste hier stehen dreiundzwanzig.«
    »Dass diese Liste lediglich der Irreführung dient, war uns von Anfang an klar«, sagte Maggie. »Sie soll nur seine wahren Absichten verbergen.«
    »Er wird auf jeden Fall Sarah noch mal in den Zeugenstand rufen.« Ich reckte einen Finger hoch. »Dann Jessup selbst. Royce kann gar nicht anders, als ihn zu bringen. Das wären zwei. Wer noch?«
    Maggie wartete, bis sie den letzten Bissen Pasta hinuntergeschluckt hatte, bevor sie sagte:
    »Die Nudeln sind richtig klasse, Haller. Ich wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst.«
    »Ach, das liegt nur an Newman’s Own.«
    »Nein, nicht nur. Du hast die Soße mit irgendwas verfeinert. Wieso hast du nie so was gekocht, als wir noch verheiratet waren?«
    »Das hat sich aus der Not so ergeben. Was bleibt einem schließlich als alleinstehendem Vater anderes übrig. Wie ist das bei dir, Harry? Was kochst du so?«
    Bosch sah uns an, als hätten wir sie nicht alle.
    »Ich bekomme gerade mal Spiegeleier hin«, sagte er. »Aber das ist schon alles.«
    »Aber jetzt wieder zurück zum Prozess«, drängte Maggie. »Ich glaube auch, dass Royce Jessup und Sarah aufrufen wird. Dann bringt er wahrscheinlich noch den

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