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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Tatortfotos, auf denen das Mädchen in dem Kleid zu sehen war. Sie überließen es der Verteidigung, es vorzulegen, was diese aber nicht getan hat.«
    Bosch faltete das Kleid zusammen und legte es auf den Tisch. In der Schachtel war auch noch ein Paar schwarzer Lederschuhe. Sie kamen ihm sehr klein und traurig vor. Eine zweite Papiertüte enthielt Unterwäsche und Strümpfe des Opfers. In dem beiliegenden Laborbefund stand, dass alle Gegenstände sowohl auf Körperflüssigkeiten als auch auf Haare und Fasern untersucht, jedoch keine Spuren gefunden worden waren.
    Ganz unten war eine Plastiktüte mit einer silbernen Halskette mit einem Anhänger. Sogar durch das Plastik konnte Bosch erkennen, dass der Anhänger Pu der Bär darstellte. Eine zweite Tüte enthielt ein Armband aus meerblauen Perlen an einem elastischen Faden.
    »Das war’s«, sagte er.
    »Auf jeden Fall sollte sich die Spurensicherung das alles noch mal ansehen«, schlug McPherson vor. »Man kann ja nie wissen. In den letzten vierundzwanzig Jahren hat sich in technologischer Hinsicht einiges getan.«
    »Ich werde es veranlassen«, erklärte Bosch.
    »Ach, übrigens«, meinte McPherson. »Wo wurden die Schuhe gefunden? Auf den Tatortfotos sind sie nicht an den Füßen des Opfers.«
    Bosch überflog die Besitzaufstellung, die mit Klebstreifen an der Innenseite des Deckels befestigt war.
    »Dieser Liste zufolge lagen sie unter der Leiche. Sie muss sie im Abschleppwagen verloren haben; vielleicht, als sie erwürgt wurde. Der Mörder hat zuerst die Schuhe in die Tonne geworfen und dann die Leiche.«
    Die von den Gegenständen heraufbeschworenen Bilder hatten die Stimmung des Anklageteams merklich gedrückt.
    Bosch begann, alles wieder vorsichtig in die Schachtel zu packen. Als Letztes legte er die kleine Tüte mit der Halskette hinein.
    »Wie alt war eure Tochter, als sie aus dem Pu-der-Bär-Alter kam?«, fragte er.
    Haller und McPherson sahen sich an. Haller zögerte.
    »Fünf oder sechs«, sagte McPherson. »Warum?«
    »Meine auch, glaube ich. Aber diese Zwölfjährige trug ihn noch an ihrer Halskette. Was könnte der Grund dafür gewesen sein?«
    »Vielleicht wegen der Person, von der sie den Anhänger geschenkt bekommen hat«, sagte Haller. »Hayley – unsere Tochter – trägt immer noch ein Armband, das ich ihr vor fünf Jahren gekauft habe.«
    McPherson sah ihn an, als wollte sie diese Behauptung anfechten.
    »Natürlich nicht immer«, fügte Haller rasch hinzu. »Aber gelegentlich. Manchmal, wenn ich sie abhole. Vielleicht hat sie die Halskette von ihrem leiblichen Vater bekommen, bevor er starb.«
    McPhersons Notebook gab einen leisen Glockenton von sich, und sie wandte sich ihren neuen Mails zu. Sie schaute eine Weile auf den Bildschirm, bevor sie zu sprechen begann.
    »Eine Nachricht von John Rivas, der heute Nachmittag für die Anklageverlesungen in Saal 100 zuständig ist. Jessup hat inzwischen einen Strafverteidiger, und John versucht, für Jessup einen Termin für eine Kautionsverhandlung zu bekommen. Er kommt mit dem letzten Bus aus dem City Jail rüber.«
    »Wer ist sein Anwalt?«, fragte Haller.
    »Du wirst gleich in Jubelstürme ausbrechen. Clever Clive Royce übernimmt den Fall pro bono. Auf Vermittlung des GJP .«
    Bosch kannte den Namen. Royce war ein bekannter Anwalt und Medienliebling, der sich keine Gelegenheit entgehen ließ, sich vor eine Kamera zu stellen und all die Dinge von sich zu geben, die er vor Gericht nicht sagen durfte.
    »Ist doch klar, dass er den Fall pro bono übernimmt«, sagte Haller. »Außerdem holt er hintenrum sowieso wieder alles rein. Eingängige, prägnante Zitate und Schlagzeilen, alles andere interessiert Clive nicht.«
    »Ich bin noch nie gegen ihn angetreten«, sagte McPherson. »Ich kann es kaum erwarten.«
    »Steht Jessup tatsächlich schon auf der Terminliste?«
    »Im Augenblick noch nicht. Aber Royce redet bereits mit dem Sachbearbeiter. Rivas will wissen, ob er sich darum kümmern soll. Er wird sich gegen eine Kaution aussprechen.«
    »Nein, das übernehmen wir selbst«, erklärte Haller. »Los, gehen wir.«
    McPherson klappte das Notebook im selben Moment zu, in dem Bosch den Deckel auf die Beweismittelschachtel drückte.
    »Möchtest du mitkommen?«, fragte ihn Haller. »Einen ersten Blick auf den Feind werfen?«
    »Ich hatte gerade sieben Stunden das Vergnügen mit ihm.«
    »Ich glaube nicht, dass er Jessup gemeint hat«, sagte McPherson.
    Bosch nickte.
    »Nein danke. Ohne mich«, sagte er. »Ich

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