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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sie ein blaues Auge und mehrere Aufschürfungen an der Kieferpartie. Die Fotos schienen die Geschichte am besten zu erzählen. Eine Abwärtsspirale aus Drogen und Kriminalität. Eine innere Wunde, die nie verheilte, eine Schuld, die nie aufgehoben wurde.
    Auch unter dem Namen Sarah Witten änderte sich nichts an den Festnahmen, nur an dem Ort, an dem sie erfolgten. Wahrscheinlich hatte sie gemerkt, dass sie die Geduld der Staatsanwälte und Richter zu strapazieren begann. Denn bisher hatten sie – wahrscheinlich, nachdem sie aus den Ermittlungsunterlagen von Sarahs Vorgeschichte erfahren hatten – immer wieder ein Auge zugedrückt. Sie zog nach San Francisco und geriet auch dort wieder regelmäßig mit dem Gesetz in Konflikt. Drogen und Kleinkriminalität, Anklagepunkte, die häufig Hand in Hand gehen. Von den Karteifotos blickte Bosch eine Frau entgegen, die deutlich älter wirkte, als sie tatsächlich war. Sie war noch keine dreißig, sah aber aus wie vierzig.
    2003 verbüßte sie ihre erste längere Haftstrafe. Sie hatte sich des Besitzes unerlaubter Substanzen schuldig bekannt und wurde zu sechs Monaten im San Mateo County Jail verurteilt. Aus den Unterlagen ging hervor, dass sie vier Monate im Gefängnis abgesessen und anschließend einen geschlossenen Entzug gemacht hatte. Das war ihr letzter Eintrag im System. Niemand mit einem ihrer Namen oder ihrer Sozialversicherungsnummer war danach noch festgenommen worden oder hatte in einem der fünfzig Bundesstaaten einen Führerschein beantragt.
    Bosch versuchte es mit verschiedenen anderen digitalen Manövern, die er während seiner Zeit in der Abteilung Offen-ungelöst gelernt hatte, in der es zu einer Kunstform erhoben worden war, Verschwundene mit Hilfe des Internets aufzuspüren. Aber er stieß auf keine weitere Spur von ihr. Sarah Landy schien verschwunden.
    Bosch wandte sich vom Computer ab und nahm sich die Akten aus der Mordschachtel vor. Er begann, die Dokumente zu überfliegen und nach Anhaltspunkten Ausschau zu halten, die ihm helfen könnten, sie aufzuspüren. Er fand mehr als einen Anhaltspunkt, als er auf eine Fotokopie von Sarahs Geburtsurkunde stieß. In diesem Moment fiel ihm auch wieder ein, dass sie zum Zeitpunkt des Mordes an ihrer Schwester bei ihrer Mutter und ihrem Stiefvater gelebt hatte.
    Der Name auf der Geburtsurkunde war Sarah Ann Gleason. Bosch gab ihn zusammen mit dem Geburtsdatum in den Computer ein. Zwar fand er unter diesem Namen keine Vorstrafen, aber einen Führerschein, der vor sechs Jahren im Bundesstaat Washington ausgestellt und erst vor zwei Monaten erneuert worden war. Er rief das Foto auf, und es passte. Aber gerade noch. Bosch sah es sich lange an. Er hätte schwören können, dass Sarah Ann Gleason jünger geworden war.
    Er erklärte es sich damit, dass sie ihrem bisherigen Lebenswandel abgeschworen hatte. Sie hatte etwas gefunden, dessentwegen sie eine Kehrtwende vollzogen hatte. Vielleicht hatte sie einen Entzug gemacht. Vielleicht hatte sie ein Kind bekommen. Jedenfalls hatte irgendetwas ihr Leben zum Besseren verändert.
    Als Nächstes gab Bosch ihren Namen in eine weitere Suchmaschine ein und erhielt Angaben zu Strom-, Wasser- und Satellitenanschlüssen unter ihrem Namen. Die Adressen waren identisch mit der auf ihrem Führerschein. Bosch war sicher, sie gefunden zu haben. Port Townsend. Er googelte es. Kurz darauf erschien eine Karte der Olympic-Halbinsel in der Nordwestecke des Bundesstaats Washington auf seinem Bildschirm. Sarah Landy hatte dreimal ihren Namen geändert und sich ans äußerste Ende der kontinentalen Vereinigten Staaten abgesetzt, aber er hatte sie gefunden.
    Das Telefon läutete in dem Moment, in dem er danach greifen wollte. Es war Lieutenant Stephen Wright, der Leiter der Special Investigation Section des LAPD .
    »Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass wir vor fünfzehn Minuten Jessups Observierung aufgenommen haben. Wir setzen die ganze Einheit dafür ein, und Sie erhalten jeden Morgen ein Observierungsprotokoll. Wenn Sie sonst etwas brauchen oder mal selbst mitkommen wollen, geben Sie mir einfach Bescheid.«
    »Danke, Lieutenant. Darauf werde ich gern zurückkommen.«
    »Hoffen wir mal, dass sich etwas tut.«
    »Das wäre schön, ja.«
    Bosch beendete das Gespräch. Und holte den Anruf an Maggie McPherson nach.
    »Zwei Dinge. Erstens, die SIS hat Jessup ab sofort im Auge. Du kannst Williams Bescheid sagen.«
    Er glaubte sie leise kichern zu hören, bevor sie antwortete.
    »Schon verrückt,

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