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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Fahrt nach Washington unter den Nagel gerissen hatte, war er inzwischen nicht mehr so ohne weiteres bereit, seine nächsten Ermittlungsmaßnahmen mit ihr zu besprechen.
    Bosch legte auf und überlegte, mit den Fingern auf der Schreibtischplatte trommelnd, was er Rachel Walling sagen sollte.
    Schließlich holte er sein Handy heraus und rief sie damit an. Er hatte ihre Nummer im Kopf. Zu seiner Überraschung ging sie sofort dran. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihn auf die Mailbox sprechen lassen würde, wenn sie seinen Namen auf dem Display sah. Sie hatten eine Beziehung gehabt, die zwar schon lange vorbei war, aber immer noch eine Spur starker Gefühle hinter sich herzog.
    »Hallo, Harry.«
    »Hallo, Rachel. Wie geht’s?«
    »Danke, gut. Und dir?«
    »Auch ganz gut. Ich rufe wegen eines Falls an.«
    »Weswegen sonst? Harry Bosch versucht es nie über andere Kanäle. Er geht den direkten Weg.«
    »Für das hier gibt es keine anderen Kanäle. Und du weißt, ich rufe dich an, weil ich dir vertraue und deine Meinung mehr als alles schätze. Wenn ich es über Umwege versuchte, bekäme ich irgendeinen Profiler in Quantico dran, der nur eine Stimme am Telefon ist. Und vor allem ruft er vielleicht erst nach zwei Monaten zurück. Was tätest du an meiner Stelle?«
    »Oh … wahrscheinlich das Gleiche.«
    »Außerdem möchte ich das FBI nicht offiziell einbinden. Ich würde nur gern deine Meinung dazu hören, Rachel.«
    »Welcher Fall ist es?«
    »Er wir dir bestimmt gefallen. Ein vierundzwanzig Jahre zurückliegender Mord an einem zwölfjährigen Mädchen. Ein Typ wurde damals dafür verurteilt, und jetzt wird das Verfahren neu aufgerollt. Ich könnte mir vorstellen, dass ein Tatprofil für die Anklage ganz hilfreich wäre.«
    »Ist es etwa dieser Jessup-Fall, von dem gerade die Zeitungen voll sind?«
    »Genau der.«
    Er spürte, die Sache reizte sie. Er konnte es an ihrer Stimme hören.
    »Also gut, dann bring mir alles, was du hast. Wie viel Zeit habe ich? Du weißt ja, ich habe auch noch meinen regulären Job.«
    »Diesmal ist es nicht eilig. Nicht wie bei dieser Echo-Park-Geschichte. Ich bin morgen wahrscheinlich den ganzen Tag verreist. Vielleicht sogar länger. Du kannst dir also ruhig ein paar Tage Zeit lassen. Wohnst du immer noch in dieser Wohnung über dem Million Dollar Theater?«
    »Ja.«
    »Okay, ich bringe dir die Schachtel vorbei.«
    »Ich bin zu Hause.«

9
    Mittwoch, 17. Februar, 15:18 Uhr
    D ie Zelle neben Saal 124 im zwölften Stock des CCB war bis auf meinen Mandanten Cassius Clay Montgomery leer. Er saß verdrossen auf der Bank in der Ecke und stand nicht auf, als er mich zurückkommen sah.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung.«
    Er sagte nichts. Er nahm meine Anwesenheit nicht zur Kenntnis.
    »Jetzt stellen Sie sich mal nicht so an, Cash. Es ist ja nun wirklich nicht so, als ob Sie groß was versäumen würden. Ist doch vollkommen egal, ob Sie hier rumsitzen und Däumchen drehen oder im County Jail.«
    »Im County haben sie ’ne Glotze, Mann«, maulte er und blickte zu mir hoch.
    »Na schön, dann haben Sie eben
Oprah
versäumt. Könnten Sie vielleicht hier rüberkommen, damit ich nicht ständig durch die ganze Zelle brüllen muss?«
    Er stand auf und kam ans Gitter. Ich stand auf der anderen Seite hinter der roten Linie, die den Ein-Meter-Abstand markierte.
    »Ist doch scheißegal, ob Sie hier rumbrüllen. Ist doch sowieso keiner mehr da, der es hört.«
    »Ich habe doch gesagt, es tut mir leid. Ich hatte heute ziemlich zu tun.«
    »Klar, und ein Nigger wie ich ist natürlich eine ganz kleine Nummer, wenn es drum geht, ins Fernsehen zu kommen und den dicken Larry zu markieren.«
    »Was soll das jetzt wieder heißen?«
    »Ich hab Sie in den Nachrichten gesehen, Mann. Sind Sie jetzt auf einmal Staatsanwalt? Was is’n das auf einmal für eine Scheiße?«
    Ich nickte. Offensichtlich störte es meinen Mandanten mehr, dass ich ein Wendehals war, als dass er bis zur letzten Verhandlung des Tages hatte warten müssen.
    »Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass ich diesen Auftrag nur sehr widerwillig angenommen habe. Ich bin kein Ankläger. Ich bin Strafverteidiger. Ich bin Ihr Strafverteidiger. Aber hin und wieder kommen sie an und wollen was von einem. Und dann kann man schlecht nein sagen.«
    »Und was wird jetzt aus mir?«
    »Für Sie ändert sich dadurch überhaupt nichts. Ich bin weiterhin Ihr Anwalt, Cash. Und wir haben jetzt eine wichtige Entscheidung zu treffen. Die jetzt anstehende Verhandlung

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