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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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hat
Ihr
Geld gesehen und
Sie
auszunehmen versucht. Möglicherweise glauben Ihnen das die Geschworenen, vor allem, wenn er nicht aussagt. Und unter Umständen glauben sie Ihnen sogar, wenn er aussagt, denn ich werde dafür sorgen, dass er sich so oft auf sein Auskunftsverweigerungsrecht beruft, dass sie ihn für Al Capone halten, bevor er den Zeugenstand wieder verlässt.«
    »Wer ist Al Capone?«
    »Jetzt verarschen Sie mich aber.«
    »Nein, Mann, wer ist das?«
    »Egal, Cash. Was möchten Sie tun?«
    »Hätten Sie ein gutes Gefühl, wenn wir es auf einen Prozess ankommen lassen?«
    »Doch, schon. Wenn da nur nicht diese Riesenkluft wäre.«
    »Was für eine Kluft?«
    »Es besteht eine riesige Kluft zwischen dem, was man Ihnen jetzt anbietet, und was Ihnen blühen könnte, wenn wir den Prozess verlieren. Wir reden hier von einem Unterschied von mindestens zwölf Jahren, Cash. Das ist eine Menge Zeit, um die wir hier spielen.«
    Montgomery nahm den Kopf vom Gitter weg. Die Stangen hatten zwei Eindrücke auf seiner Stirn hinterlassen. Jetzt umklammerte er sie mit den Händen.
    »Die Sache ist bloß die: Ob drei Jahre oder fünfzehn, ich komme da sowieso nicht mehr lebend raus. Die haben in jedem Knast ihre Leute. Aber im County, da ist es anders, da sind alle voneinander getrennt und in ihren Zellen weggesperrt. Da habe ich nichts zu befürchten.«
    Ich nickte. Das Problem war allerdings, dass jede Haftstrafe über einem Jahr in einem staatlichen Gefängnis verbüßt werden musste. Die Gefängnisse des County dienten nur zur Unterbringung derer, die auf ihren Prozess warteten oder zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt waren.
    »Also gut, dann würde ich sagen, wir lassen es auf einen Prozess ankommen.«
    »Ja, finde ich auch.«
    »Dann warten Sie jetzt. Man wird Sie in Kürze holen.«
    Ich klopfte leise an die Tür des Saals, und der Deputy öffnete sie. Das Gericht tagte gerade, und Richterin Champagne hielt eine Statusbesprechung zu einem anderen Fall. Ich sah meinen Ankläger an der Schranke sitzen, und ging zu ihm. Das war der erste Fall, in dem ich gegen Philip Hellman antrat, und bisher hatte ich ihn als außerordentlich entgegenkommend kennengelernt.
    Ich beschloss, die Grenzen seines Entgegenkommens ein letztes Mal auszuloten.
    »Na, Mickey, wie ich höre, sind wir jetzt Kollegen«, begrüßte er mich lächelnd.
    »Aber nur vorübergehend«, antwortete ich. »Ich habe nicht vor, das auf Dauer zu machen.«
    »Gut für mich. Auf die Sorte Konkurrenz kann ich gern verzichten. Und was werden wir jetzt in diesem Fall machen?«
    »Ich glaube, wir sollten noch mal darüber reden.«
    »Jetzt hören Sie aber, Mickey, ich war sowieso schon sehr entgegenkommend. Ich kann unmöglich …«
    »Ich weiß ja, dass Sie recht haben. Sie waren extrem kulant, Phil, und ich weiß das durchaus zu schätzen. Auch mein Mandant weiß es zu schätzen. Die Sache ist nur, dass er sich auf keinen Deal einlassen kann, weil jede Haftstrafe, die er in einem Staatsgefängnis verbüßen muss, einem Todesurteil gleichkommt. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ihn sich die Crips kaufen werden.«
    »Also zuallererst: Davon weiß ich nichts. Und zweitens: Wenn er das glaubt, hätte er vielleicht lieber erst gar nicht versuchen sollen, die Crips zu bescheißen und einen von ihnen abzuknallen.«
    Ich nickte.
    »Das ist natürlich vollkommen richtig, aber mein Mandant behauptet, es war Notwehr. Ihr Opfer hat zuerst gezogen. Deshalb schätze ich mal, wir gehen vor Gericht, und Sie dürfen dann die Geschworenen um Gerechtigkeit für ein Opfer bitten, das gar keine will. Das nur aussagen wird, wenn Sie es dazu zwingen, und dann behaupten wird, dass es sich an nichts erinnern kann.«
    »Vielleicht kommt es ja doch anders. Immerhin wurde er angeschossen.«
    »Klar, und vielleicht nehmen es ihm die Geschworenen auch ab, vor allem, wenn ich seinen Stammbaum raushole. Zuerst werde ich ihn fragen, was er beruflich macht. Demzufolge, was Cisco, mein Ermittler, herausgefunden hat, dealt er, seit er zwölf ist und seine Mutter ihn vor die Tür gesetzt hat.«
    »Das hatten wir doch alles schon, Mickey. Was wollen Sie eigentlich? Langsam bin ich so weit, einfach zu sagen, Schluss mit dem ganzen Theater, tragen wir’s vor Gericht aus.«
    »Was ich will? Ich will nur, dass Sie sich nicht den Start Ihrer vielversprechenden Karriere versauen.«
    »Wie bitte?«
    »Jetzt sehen Sie das Ganze doch mal realistisch. Sie sind ein junger Ankläger. Oder haben Sie schon

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