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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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werde Mrs. Bambrough sagen, dass es okay ist, wenn Rory herkommt, nur nicht bis Mitternacht. Ihr beide könnt meinetwegen zusammen Hausaufgaben machen oder sonst was.«
    »Als ob sie wirklich Lust hätte, zu mir zu kommen, wenn die stellvertretende Schulleiterin auf mich aufpasst. Vielen Dank, Dad.«
    Bosch konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Das war vollkommen harmlos im Vergleich zu den Problemen, vor denen sie gestanden hatte, als sie im Oktober bei ihm eingezogen war. Sie ging weiterhin regelmäßig zu ihren Therapiesitzungen, die ihr sehr zu helfen schienen, den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten. Da war Bosch ein Streit über Erziehungsfragen allemal lieber als eine Auseinandersetzung wegen dieser wesentlich fundamentaleren Probleme.
    Er sah auf die Uhr. Es wurde Zeit aufzubrechen.
    »Wenn du endlich fertig bist mit essen, kannst du ja vielleicht deine Schale in die Spüle stellen. Wir müssen los.«
    »Wenn du
fertig gegessen hast,
Dad. Du solltest schon ein bisschen auf deine Ausdrucksweise achten.«
    »Entschuldigung. Hast du endlich
fertig gegessen?
«
    »Ja.«
    »Gut. Dann komm.«
    Er stand vom Tisch auf und ging ins Schlafzimmer, um seine Reisetasche zu holen. Da er davon ausging, dass er höchstens eine Nacht weg wäre, hatte er nicht viel gepackt. Mit ein bisschen Glück bekämen sie vielleicht sogar spätabends noch einen Rückflug.
    Als er aus dem Schlafzimmer kam, stand Maddie, den Rucksack über die Schulter geworfen, an der Tür.
    »Können wir?«
    »Nein, ich stehe bloß wegen der schönen Aussicht hier.«
    Er ging zu ihr und küsste sie auf den Scheitel, bevor sie sich ihm entziehen konnte. »Erwischt.«
    »Daaaad!«
    Er schloss die Haustür ab und warf seine Reisetasche auf den Rücksitz des Mustang. »Den Schlüssel hast du, oder?«
    »Ja!«
    »Nur zur Sicherheit.«
    »Können wir vielleicht mal los?! Ich möchte nicht zu spät kommen.«
    Danach fuhren sie schweigend den Hügel hinunter. Als sie vor der Schule hielten, sah Bosch Sue Bambrough am Straßenrand stehen. Sie scheuchte die trödelnden Kids aus den Autos ins Schulgebäude und sorgte dafür, dass sich kein Stau bildete.
    »Wir machen es wie gehabt, Mads, ja? Du rufst an oder schickst mir eine SMS oder ein Video – nur damit ich weiß, dass alles okay ist.«
    »Ich steige hier aus.«
    Sie öffnete die Tür schon lange bevor sie die Stelle erreichten, wo die stellvertretende Direktorin stand. Maddie stieg aus und griff nach ihrem Rucksack. Bosch wartete darauf, auf das Zeichen, dass grundsätzlich alles in Ordnung war.
    »Mach’s gut, Dad.«
    Da war es.
    »Du auch, Schatz.«
    Sie schloss die Tür. Er ließ das Seitenfenster runter und fuhr zu Sue Bambrough. Sie beugte sich durch das offene Fenster.
    »Hallo, Sue. Sie hat ein bisschen gemault, aber bis heute Abend kriegt sie sich bestimmt wieder ein. Ich habe ihr gesagt, dass Aurora Smith vorbeikommen kann; nur, dass es nicht zu spät wird. Vielleicht machen sie ja sogar ihre Hausaufgaben.«
    »Keine Sorge, Harry, das bekommen wir schon hin.«
    »Ich habe den Scheck auf den Küchentisch gelegt und etwas Geld, falls Sie beide irgendwas brauchen.«
    »Danke, Harry. Und sagen Sie mir einfach Bescheid, wenn Sie feststellen, dass Sie länger als eine Nacht wegbleiben müssen. Von meiner Seite wäre das kein Problem.«
    Bosch warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Er wollte sie etwas fragen, aber zugleich wollte er niemanden aufhalten.
    »Was ist, Harry?«
    »Ähm, ist es eigentlich falsch, wenn man sagt: Bist du fertig mit essen? Ich meine, ist das sprachlich nicht korrekt?«
    Sue Bambrough versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen.
    »Wenn Madeline Sie verbessert, ist das die normalste Sache der Welt. Das dürfen Sie nicht auf sich beziehen. Wir korrigieren unsere Schüler ständig. Dann kommen sie nach Hause und wollen selbst an jemandem rumkorrigieren. Richtig müsste es eigentlich heißen: Hast du fertig gegessen. Aber ich weiß, was Sie meinen.«
    Bosch nickte. In der Schlange hinter ihm hupte jemand – Bosch nahm an, es war ein Mann, der sein Kind abliefern und dann zur Arbeit weiterfahren wollte. Er winkte Sue Bambrough zu und fuhr los.
    Am Abend zuvor hatte ihn Maggie McFierce angerufen, um ihm mitzuteilen, dass es von Burbank keine Flüge gab und sie deshalb eine Maschine vom LAX nehmen müssten. Das hieß, ihm stand eine stressige Fahrt im morgendlichen Berufsverkehr bevor. Bosch wohnte am Hang eines Hügels über dem Hollywood Freeway, aber das war ausgerechnet der

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