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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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sollten?«
    »Lass ihn doch einfach mal erzählen«, schaltete sich McPherson an dieser Stelle ein. »Vielleicht verstehen wir dann besser, was er meint.«
    »Na schön, dann mach mal«, brummte Haller. »Aber nur damit das klar ist: Alles, was ich gesagt habe, war ›Da haben wir’s schon‹, was meiner Meinung nach eine völlig unverfängliche Bemerkung ist, die lediglich Überraschung über einen Richtungswechsel zum Ausdruck bringt. Mehr nicht. Mach also weiter, Harry. Bitte.«
    Bosch blickte sich kurz zum Whiteboard um, bevor er sich wieder seinen zwei Zuhörern zuwandte und fortfuhr:
    »Meine Profiler-Freundin glaubt, dass Jason Jessup schon vor dem Mord an Melissa Landy mehrere Morde begangen hat und dass es ihm gelungen ist, seine Beteiligung an diesen früheren Taten zu vertuschen.«
    »Und daraufhin hast du begonnen, dich umzutun«, sagte McPherson.
    »Richtig. Und jetzt: Wie ihr euch vielleicht erinnert, war unser damaliger Chefermittler, Kloster, keineswegs auf den Kopf gefallen. Auch er hat sich umgetan. Das Problem war nur, dass er dabei von einem falschen Tatprofil ausgegangen ist. Sie hatte Sperma auf dem Kleid, ein erwürgtes Opfer, und die Leiche war an einem leicht zugänglichen Ort deponiert worden. Das war das Profil, und deshalb hat er nach Taten gesucht, auf die diese Parameter zutrafen. Allerdings ist er auf keine vergleichbaren Taten gestoßen oder zumindest auf keine, zu denen sich ein Zusammenhang herstellen ließ. Damit hatte sich der Fall für ihn. Er ging davon aus, dass Jessup sich nur dieses eine Mal zu so etwas hatte hinreißen lassen und dass er extrem desorganisiert und schlampig vorgegangen war und deshalb so rasch gefasst wurde.«
    An dieser Stelle drehte sich Bosch um und deutete auf die Fotos am Whiteboard.
    »Deshalb habe ich eine andere Richtung eingeschlagen. Ich habe nach Mädchen gesucht, die vermisst gemeldet wurden und nie wieder aufgetaucht sind. Mädchen, die als Ausreißer oder als mögliche Entführungen eingestuft wurden. Jessup stammt aus Riverside County; deshalb habe ich die Suche auf Riverside und L.A. County ausgeweitet. Weil Jessup bei seiner Verhaftung vierundzwanzig war, ging ich bis in die Zeit zurück, als er achtzehn war, und legte den Zeitraum zwischen 1980 und 1986 als Fenster für die Suche fest. Was das Opferprofil angeht, habe ich weiße Mädchen im Alter von zwölf bis achtzehn gewählt.«
    »Warum bis achtzehn?«, fragte McPherson. »Unser Opfer war zwölf.«
    »Rachel – ich meine, die Profilerin – hat gesagt, dass sich solche Typen, wenn sie damit anfangen, häufig Personen aus ihrer Altersgruppe aussuchen. Sie lernen, wie man jemanden tötet, und erst dann fangen sie an, sich ihre Ziele entsprechend ihren Paraphilien auszusuchen. Eine Paraphilie ist …«
    »Ich weiß, was das ist«, sagte McPherson. »Hast du das alles ganz allein herausgefunden? Oder hat dir diese Rachel dabei geholfen?«
    »Nein, sie hat nur das Profil erstellt. Um alles zusammenzusuchen, hat mir allerdings mein Partner ein wenig geholfen. Es war jedenfalls ziemlich mühsam, weil nicht alle Unterlagen vollständig sind, vor allem die für diejenigen Fälle, die nie über den Ausreißerstatus hinausgekommen sind. Außerdem sind schon viele aussortiert worden. Die meisten Ausreißerakten von damals existieren gar nicht mehr.«
    »Wurden sie denn nicht digitalisiert?«, fragte McPherson.
    Bosch schüttelte den Kopf.
    »Nicht in L.A. County. Hier konnten sie infolge der schieren Menge an Unterlagen nicht alles digitalisieren, weshalb sie mit den Akten für Schwerverbrechen angefangen haben, die sie dann, beginnend mit den aktuellsten, nach und nach umgestellt haben. Und Ausreißerfälle waren darunter natürlich keine, wenn nicht gerade ein dringender Verdacht auf eine Entführung bestand. In Riverside County verhielt es sich anders. Dort hatten sie weniger Fälle, weshalb sie alles digital archivieren konnten. Jedenfalls sind wir in den beiden Countys im fraglichen Zeitraum von sechs Jahren auf neunundzwanzig Fälle gestoßen. Ausnahmslos ungelöste Fälle, in denen ein Mädchen verschwand und nie mehr auftauchte. Wir haben sämtliche Unterlagen, die wir bekommen konnten, durchgesehen, wobei jedoch die meisten aufgrund bestimmter Zeugenaussagen oder wegen anderer Details nicht ins Bild passten. Diese acht allerdings ließen sich nicht ausschließen.«
    Bosch drehte sich zu der Tafel um und sah auf die Fotos acht lächelnder Mädchen. Alle schon seit langem spurlos

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