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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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über Bosch keinen Hehl machte. »Ich dachte, du hattest eigentlich gar nicht vor, zur Verhandlung zu kommen.«
    »Hatte ich auch nicht. Ich bin euretwegen hergekommen.«
    Sie fuhren mit dem Lift nach unten, und Bosch überredete sie, mit ihm ins Police Administration Building zu kommen, das nur eine Straße weiter lag. Er trug sie als Besucher ein, und sie fuhren in den vierten Stock zur Robbery-Homicide Division hinauf.
    »Das ist das erste Mal, dass ich hierherkomme«, sagte McPherson. »Eine Stille ist das hier. Wie in einem Versicherungsbüro.«
    »Tja, beim Umzug kam uns einiges von unserem früheren Charme abhanden«, bemerkte Bosch.
    Das PAB war erst vor sechs Monaten bezogen worden. Es hatte etwas leblos Steriles. Die meisten, die dort arbeiteten, unter ihnen auch Bosch, trauerten dem Parker Center heftig nach, obwohl das alte Präsidium schon mehr als heruntergekommen gewesen war.
    »Dort drüben habe ich einen eigenen Raum.« Bosch deutete auf eine Tür auf der anderen Seite des Bereitschaftsraums.
    Er schloss sie auf, und sie betraten ein großes Büro mit einem Konferenztisch in der Mitte. Eine Wand war ganz aus Glas, und man blickte durch sie in den Bereitschaftsraum. Um nicht beobachtet werden zu können, hatte Bosch die Jalousien heruntergelassen und die Lamellen geschlossen. An der gegenüberliegenden Wand war ein großes Whiteboard mit mehreren Fotos, unter denen zahlreiche Anmerkungen standen. Jedes der Fotos zeigte ein junges Mädchen.
    »Das ist, woran ich die ganze Woche nonstop gearbeitet habe«, sagte Bosch. »Wahrscheinlich habt ihr euch schon gefragt, was ich die ganze Zeit treibe. Deshalb dachte ich, es wär langsam an der Zeit, euch zu zeigen, was dabei herausgekommen ist.«
    McPherson blieb nur wenige Schritte von der Tür entfernt stehen. Sie schaute mit zusammengekniffenen Augen auf die Tafel und verriet Bosch damit ihre Eitelkeit. Sie brauchte eine Brille, aber er hatte sie nie eine tragen sehen.
    Haller ging zum Tisch, auf dem mehrere Archivierungsboxen standen. Er zog langsam einen Stuhl heraus und setzte sich.
    »Nimm doch auch Platz«, forderte Bosch McPherson auf.
    Sie riss ihren starren Blick von der Tafel los und setzte sich ans Ende des Tisches.
    »Täusche ich mich da«, fragte sie, »oder sehen diese Mädchen alle wie Melissa Landy aus?«
    »Ich schlage vor, ich erkläre euch erst mal den Sachverhalt«, sagte Bosch, »dann könnt ihr selbst eure Schlüsse ziehen.«
    Bosch ging um den Tisch herum zum Whiteboard. Mit dem Rücken zu der Tafel begann er mit seinen Ausführungen.
    »Also, ich habe eine Freundin. Sie war mal Profilerin. Ich kenne nie…«
    »Für wen?«, fragte Haller.
    »Für das FBI . Aber spielt das eine Rolle? Was ich sagen will, ist: Ich kenne niemand Besseren als sie. Deshalb habe ich sie, kurz nachdem diese Sache hier losging, ganz zwanglos gefragt, ob sie mal einen Blick in die Akten zu unserem Fall werfen könnte. Das hat sie getan – und ist dabei zu dem Schluss gelangt, dass der Fall damals, ’86, völlig falsch gedeutet wurde. Die damaligen Ermittler waren der Ansicht, Auslöser der Tat wären ein spontaner Impuls und die sich bietende Gelegenheit gewesen, aber sie sieht das völlig anders. Um es kurz zu machen: Sie ist auf Hinweise gestoßen, dass die Person, die Melissa Landy ermordet hat, vorher schon gemordet haben könnte.«
    »Da haben wir’s schon«, sagte Haller.
    »Ich weiß echt nicht, was du eigentlich willst«, sagte Bosch. »Du hast mich für dieses Verfahren als Ermittler hinzugezogen, also ermittle ich. Warum lässt du mich nicht einfach erzählen, was ich weiß? Dann kannst du damit machen, was du willst. Wenn du es für glaubhaft hältst, kannst du damit arbeiten. Wenn nicht, kannst du es meinetwegen im Klo runterspülen. Mein Job ist erledigt, sobald ich dir alles vorgelegt habe.«
    »Mensch, Harry, sei doch nicht gleich so empfindlich. Ich meckere hier doch gar nicht rum, ich denke nur laut nach. Und zwar vor allem über die Dinge, die einen Prozess – und auch die Offenlegung – verkomplizieren können. Dir ist doch hoffentlich klar, dass alles, was du uns hier erzählst, an Royce weitergeleitet werden muss?«
    »Nur, wenn ihr vorhabt, es beim Prozess zu verwerten.«
    »Wie bitte?«
    »Ich dachte eigentlich, du würdest dich mit den Regeln der Offenlegung besser auskennen als ich.«
    »Ich kenne die Regeln. Warum bestellst du uns dann für diese Zirkusnummer hier ein, wenn du meinst, dass wir das nicht verwerten

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