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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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keine Probleme. Er müsste jetzt in der Pacific rauskommen.«
    »Hier Vier. Wir haben ihn. Er geht in Richtung San Juan.«
    Das vierte Auto war eins der Fahrzeuge, die Wright in der Pacific postiert hatte. Jessup wohnte in einer Wohnung in der San Juan Avenue zwischen Speedway und Strand.
    Bosch spürte, wie die Anspannung, die sich aufgebaut hatte, wieder abflaute. Observierungen konnten manchmal sehr stressig werden. Jessup hatte sich zum Pinkeln nur kurz zwischen zwei Häuser verdrückt und sie damit an den Rand einer Panik gebracht.
    Wright verteilte seine Teams über das Gebiet um die San Juan Avenue zwischen Pacific und Speedway. Jessup schloss im ersten Stock die Wohnung auf, in der er wohnte, und die SIS -Teams bezogen rasch Stellung. Jetzt hieß es wieder warten.
    Von früheren Observierungen wusste Bosch, dass die wichtigste Eigenschaft eines guten Beschatters war, dass er keine Probleme mit den langen Phasen der Stille hatte. Manche Leute meinten, diese Leere unbedingt füllen zu müssen. Dieses Bedürfnis hatte Bosch nie gehabt, und er glaubte auch nicht, dass es bei der SIS jemand hatte. Er war nur gespannt, wie sich McPherson verhalten würde, nachdem Wrights Grundkurs in angewandter Observierungstechnik beendet war und es nichts mehr zu tun gab, als zu warten und die Augen offen zu halten.
    Bosch holte sein Handy heraus, um nachzusehen, ob wieder eine SMS von seiner Tochter eingegangen war, aber die Anzeige war leer. Er beschloss, sie nicht mit einem weiteren Kontrollanruf zu nerven, und steckte das Handy wieder ein. Jetzt machte sich sein kluger Schachzug bezahlt, McPherson den Beifahrersitz überlassen zu haben. Er drehte sich zur Seite, lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und streckte die Beine auf der Sitzbank aus. McPherson warf einen Blick nach hinten und lächelte durch das dunkle Wageninnere.
    »Und ich dachte noch, du würdest auf Kavalier machen«, bemerkte sie. »Dabei wolltest du nur die Beine ausstrecken.«
    Bosch grinste.
    »Durchschaut.«
    Danach schwiegen alle. Bosch dachte über das nach, was McPherson gesagt hatte, als sie auf dem Parkplatz auf Wright gewartet hatten. Zuerst hatte sie ihm eine Kopie des letzten Schriftsatzes der Verteidigung gegeben, die er in den Kofferraum seines Wagens gelegt hatte. Sie hatte ihm gesagt, er müsse damit beginnen, die Zeugen und ihre Aussagen auf Herz und Nieren zu prüfen, und nach Möglichkeiten suchen, die Gefahren, die sie für die Anklage darstellten, in Vorteile umzuwandeln. Sie erzählte ihm, dass sie und Haller den ganzen Tag daran gearbeitet hatten, eine Entgegnung auf den Versuch der Verteidigung aufzusetzen, Sarah Ann Gleason beim Prozess nicht als Zeugin zuzulassen. Die Entscheidung der Richterin zu diesem Punkt konnte ausschlaggebend für den Ausgang des Prozesses sein.
    Es stieß Bosch immer sauer auf, wenn er mitbekam, wie Recht und Gerechtigkeit von raffinierten Anwälten manipuliert wurden. Seine Aufgabe innerhalb dieses Prozesses war exakt festgelegt. Er begann am Tatort und folgte den Spuren zum Mörder. Unterwegs galt es, sich an Regeln zu halten, aber wenigstens stand die Grundrichtung die meiste Zeit fest. Sobald sich das Verfahren jedoch ins Gericht verlagerte, nahm es eine andere Form an. Anwälte diskutierten über Interpretationen und Theorien und Verfahrensweisen. Nichts schien mehr geradlinig zu verlaufen. Die Gerechtigkeit entwickelte sich zu einem Labyrinth.
    Wie war es möglich, fragte er sich, dass einem Augenzeugen eines schrecklichen Verbrechens nicht gestattet wurde, vor Gericht gegen den Angeklagten auszusagen? Er war schon über fünfunddreißig Jahre bei der Polizei und blickte immer noch nicht ganz durch, wie das System funktionierte.
    »Hier Drei. Retro zieht los.«
    Bosch wurde aus seinen Gedanken gerissen. Wenige Sekunden später kam von einer anderen Stimme die nächste Meldung.
    »Er nimmt das Auto.«
    Wright übernahm.
    »Okay, wir machen uns für eine Autobeschattung bereit. Eins, ihr postiert euch auf Main und Rose; Zwei, ihr fahrt zu Pacific und Venice runter. Der Rest hält still, bis klar ist, welche Richtung er einschlägt.«
    Wenige Minuten später erhielten sie die Antwort.
    »Auf der Main nach Norden. Wie üblich.«
    Wright erteilte seinen Teams neue Anweisungen, und die sorgfältig choreographierte Observierung setzte sich in Bewegung, als Jessup auf der Main Street zum Pico Boulevard fuhr und dann den Freeway 10 in Richtung Osten nahm.
    Von dort wechselte er in nördlicher Richtung auf den

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