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Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen

Titel: Harry Bosch 16 - Spur der toten Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Fernsehkomparse namens Philip Kirns. Die Berufsbezeichnung Komparse bedeutete vermutlich, dass er ein arbeitsloser Schauspieler war, der, um über die Runden zu kommen, Komparsenrollen annahm. Das hieß, er ging jeden Tag zur Arbeit und stand die meiste Zeit nur herum und schaute denen zu, die es geschafft hatten. Das siedelte ihn auf derjenigen Seite der Kluft zwischen Arm und Reich an, auf der die Verbitterten zu Hause waren. Und infolgedessen stand er höchstwahrscheinlich auf der Seite der Verteidigung – ein Underdog, der es denen da oben mal zeigen würde. Ich hatte ihn als roten Geschworenen eingestuft, und jetzt hatte ich ihn am Hals.
    Als wir beobachteten, wie Kirns seinen Platz einnahm, flüsterte mir Maggie ins Ohr: »Ich hoffe nur, du hattest nichts mit diesem Artikel zu tun, Haller. Wenn mich nämlich nicht alles täuscht, haben wir gerade eine Stimme verloren.«
    Ich hob zwar in einer »Aber ich doch nicht«-Geste die Hände, aber es sah nicht so aus, als nähme sie es mir ab.
    Die Richterin drehte ihren Stuhl in Richtung Geschworenenbank.
    »Dann kann es jetzt wohl endlich losgehen. Wir beginnen mit den Eröffnungsplädoyers der Anwälte. Diese Plädoyers haben keinen Beweischarakter. Sie sollen Anklage und Verteidigung lediglich die Möglichkeit bieten, den Geschworenen zu erklären, was die Beweismittel ihrer Meinung nach zeigen werden. Sie sind also eine Zusammenfassung dessen, was Sie während des Prozesses zu sehen und zu hören bekommen werden. Und im Anschluss daran obliegt es den Anwälten, Ihnen die Beweise und Zeugenaussagen zu präsentieren, über deren Aussagekraft Sie schließlich zu befinden haben werden. Wir beginnen mit dem Plädoyer der Anklage. Mr. Haller?«
    Ich stand auf und ging an das Pult, das zwischen dem Tisch der Anklage und der Geschworenenbank stand. Ich hatte keinen Notizblock, keine Karteikarten und auch sonst nichts dabei. Es ging mir darum, die Geschworenen zunächst für mich selbst einzunehmen und dann erst für meine Beweisführung. Um das zu erreichen, durfte ich den Blick nicht von ihnen abwenden. Ich musste die ganze Zeit offen, direkt und aufrichtig sein. Außerdem war mein Plädoyer kurz und prägnant. Dafür brauchte ich keine Notizen.
    Als Erstes stellte ich mich und Maggie vor. Als Nächstes deutete ich auf Harry Bosch, der hinter dem Tisch der Anklage an der Schranke saß, und stellte ihn als Ermittler der Anklage vor. Dann kam ich zur Sache.
    »Wir sind heute nur aus einem einzigen Grund hier. Um für jemanden einzutreten, der nicht mehr für sich selbst eintreten kann. Die zwölfjährige Melissa Landy wurde 1986 aus dem Garten ihrer Eltern entführt. Nur wenige Stunden später wurde ihre Leiche entdeckt, die jemand wie eine Tüte mit Abfällen in einen Müllcontainer geworfen hatte. Sie war erwürgt worden. Der Mann, der dieser grauenhaften Tat beschuldigt wird, sitzt dort drüben auf der Anklagebank.«
    Ich deutete genauso anklagend auf Jessup, wie ich im Lauf der Jahre Staatsanwalt um Staatsanwalt auf meine Mandanten hatte zeigen sehen. Es kam mir verlogen und selbstgerecht vor, mit dem Finger auf einen anderen Menschen zu zeigen, selbst wenn es ein Mörder war. Aber das hinderte mich nicht daran, es trotzdem zu tun. Und ich deutete nicht nur einmal auf Jessup, sondern immer wieder, als ich den Sachverhalt schilderte und den Geschworenen erklärte, welche Zeugen ich aufrufen würde und was sie sagen und unter Beweis stellen würden. Ich ging dabei zügig vor und legte besondere Betonung auf die Augenzeugin, die Melissas Entführer identifiziert hatte, sowie auf den Umstand, dass in Jessups Abschleppwagen Haare des Opfers gefunden worden waren. Dann setzte ich zum großen Finale an.
    »Jason Jessup hat Melissa Landy das Leben geraubt. Er hat sie im Garten ihres Elternhauses in seine Gewalt gebracht und ihrer Familie und dieser Welt für immer entrissen. Er hat seine Hand um den Hals dieses bezaubernden kleinen Mädchens gelegt und den letzten Lebensfunken aus ihr herausgewürgt. Er hat sie ihrer Vergangenheit und ihrer Zukunft beraubt. Er hat ihr alles genommen. Und das wird Ihnen der Staat über jeden berechtigten Zweifel hinaus beweisen.«
    Ich bekräftigte dieses Versprechen mit einem kurzen Nicken und kehrte an meinen Platz zurück. Die Richterin hatte uns zwar am Vortag gebeten, uns bei den Eröffnungsplädoyers kurz zu fassen, doch jetzt schien selbst sie überrascht über meine Selbstbeschränkung. Es dauerte einen Moment, bis sie merkte, dass ich

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