Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
vom Zaun gebrochen habe. Ich habe sie zu dem getrieben, was sie meiner Meinung nach am meisten hätte meiden sollen, und alles nur wegen meiner Angst. Ich habe bis jetzt Angst gehabt, und ich schäme mich deswegen.“
    „Jeder hat Angst“, erwiderte ich.
    „Aber nicht jeder lässt sich von ihr beherrschen. Ich hätte es besser wissen müssen. Ich hätte stärker sein müssen. Das sollten wir alle. Gott hat uns nicht voller Furcht erschaffen, sondern voller Liebe, Kraft und Selbstvertrauen.“
    Ich ließ das einsinken. Dann fragte ich: „Entschuldigen Sie sich gerade bei mir?“
    Sie zog eine Braue hoch und sagte dann bissig: „So stark bin ich nach wie vor nicht.“
    Ich konnte mir ein leises Gelächter nicht verkneifen.
    „Mister Dresden“, sagte sie. „Wir haben getan, was in unserer Macht steht. Jetzt können wir nur noch beten und vertrauen.“
    „Vertrauen?“, fragte ich.
    Sie fixierte mich mit ruhigen, zuversichtlichen Augen. „Darauf, dass eine mächtigere Hand als die meine oder die Ihre meine Tochter beschützen wird. Dass Gott uns einen Weg zeigt. Dass er diejenigen, die auf ihn vertrauen, nicht im Stich lassen wird.“
    „Ich meinerseits vertraue nach wie vor nicht darauf“, erwiderte ich müde.
    Sie lächelte wieder, erschöpft, aber standhaft. „Dann werde ich eben für uns beide vertrauen.“ Sie sah mir fest in die Augen. „Es gibt noch andere Mächte als Ihre Magie und die finsteren Geister, die sich uns entgegenstellen. Wir sind in diesem Kampf nicht allein. Wir brauchen keine Angst zu haben.“
    Ich wandte den Blick ab, bevor ich in einen Seelenblick geraten und sie sehen konnte, wie Tränen darin hochstiegen. Egal wie sie mich in der Vergangenheit behandelt hatte, wenn es hart auf hart gekommen war, war Charity zur Stelle gewesen. Sie hatte mich gepflegt, als ich verletzt gewesen war. Sie hatte mich unterstützt, als ich ziemlich allein dastand. So barsch, anklagend und kratzbürstig sie auch sein konnte, ich hatte nie auch nur eine Sekunde an ihrer Liebe zu ihrem Ehemann und ihren Kindern und ihrem aufrechten Glauben gezweifelt. Ich hatte sie nie besonders gemocht – aber ich hatte sie immer respektiert.
    Jetzt mehr als je zuvor.
    Ich hoffte inständig, dass sie recht hatte, wenn sie behauptete, dass wir nicht mutterseelenallein in diesem Schlamassel steckten. Ich war mir nicht sicher, ob ich das tief in meinem Innersten wirklich glaubte. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen Gott. Außer dass ich mir wünschte, er wäre nicht ganz so mannigfach und unergründlich und würde besseren Geschmack an den Tag legen, wenn es darum ging, Helfer in der Not anzuheuern. Leute wie Michael, Charity und zu einem geringeren Grad auch Murphy hatten mich veranlasst, die Kraft des Glaubens nicht völlig von der Hand zu weisen. Aber ich war nicht gerade gut in religiösen Dingen, und ich war auch niemand, der daran glaubte, dass sich Gott wirklich bei seinem Haus und seinen Schäfchen aufhielt.
    Hölle. In meinem Hirn hockte ein gefallener Engel. Ich war heilfroh, dass ich Michael oder einem der anderen Ritter noch nicht auf der falschen Seite ihres Schwertes gegenübergestanden hatte.
    Ich schielte auf meine Popcorntonne in der Ecke neben der Tür, wo nebst meines Zauberstabes noch mein Sprengstock und mein Kampfstab, eine nicht mit Schnitzereien verzierte Variation meines magischen Werkzeugs, mein Stockdegen, ein Regenschirm und die hölzerne Scheide ruhten, die Fidelacchius enthielt, eines der drei Schwerter, die Michael und seine Waffenbrüder führten.
    Der letzte Besitzer des Schwertes hatte mich angewiesen, es zu behalten und beizeiten dem nächsten Ritter zu übergeben. Er hatte mir gesagt, ich würde schon wissen, wann und an wen, und dann war das Schwert jahrelang in meiner Popcorntonne verschimmelt. Als einige böse Buben in meine Wohnung eingedrungen waren, hatten sie die Waffe übersehen. Thomas, der beinahe zwei Jahre bei mir gewohnt hatte, hatte das Schwert auch nie berührt oder auch nur erwähnt. Ich war mir nicht einmal sicher, ob er es bemerkt hatte. Es stand nur da und wartete.
    Ich schielte zu dem Schwert hinüber und dann zur Decke. Wenn Gott uns Hilfe zukommen lassen wollte, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt gewesen, mir das vorbestimmte Wissen angedeihen zu lassen, wem ich das Schwert in die Hand drücken sollte. Nicht, dass uns das viel genutzt hätte. Mit oder ohne Fidelacchius verfügten wir über ein ordentliches Potential, den bösen Buben gewaltig

Weitere Kostenlose Bücher