Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
über den Rest der Festung. Blitze aus grüner und amethystfarbener Energie durchzuckten die eisigen Mauern. Ich konnte nicht im Mindesten einschätzen, wie groß die Anlage war. An Mauern und Zinnen prangten in den Himmel ragende Eiszapfen. Irgendwie erinnerte mich das Ganze an das Maul eines hungrigen Ungeheuers. Ein Tor, das im Vergleich zu der gesamten Festung winzig erschien, stand offen.
    Bei den Glocken der Hölle. Wie zum Geier sollte ich nur dort hineingelangen? Es war fast eine Erleichterung, als der Wind wieder anhob und das Schneetreiben erneut den Anblick der Festung verschleierte.
    Erst in diesem Augenblick bemerkte ich, dass der Pfad ins Niemalsland offenstand. Lily hatte den Übergang so fließend zustandegebracht, dass es mir nicht einmal aufgefallen war, wie das Abbild Arctis Tors der Realität gewichen war. Wenn ich es damit verglich, wie ich einen Weg ins Niemalsland öffnete, erinnerten mich meine Durchgänge an das Gemälde eines mittelmäßig begabten Gorillas.
    Ich blickte über die Schulter zu Lily zurück. Sie warf mir ein verhaltenes Lächeln zu und vollführte eine Geste mit der Hand. Einer der Schmetterlinge, die sie umflatterten, änderte seine Bahn und flog auf mich zu. „So viel kann ich für euch tun“, flüsterte sie. „Er wird euch durch den Sturm führen und vor der Kälte schützen, bis ihr wieder hierher zurückkehrt. Verliere keine Zeit. Ich weiß nicht, wie lange ich dieses Tor offenhalten kann.“
    Ich nickte. „Danke.“
    Diesmal war ihr Lächeln wärmer. Es erinnerte mich viel mehr an das Mädchen, das sie gewesen war, bevor sie zur Dame des Sommers aufstieg. „Viel Glück.“
    Fix atmete tief durch und sprang auf den Bühnenboden unterhalb der Leinwand. Er drehte sich um und bot mir eine Hand an, um mir hinaufzuhelfen. Ich ergriff sie, starrte kurz in die eisige Wüste und machte einen Schritt nach vorn, wo einmal die Leinwand gewesen war.
    Ich fand mich bis über beide Knie in Schnee stehend wieder, und der heulende Wind zwang mich, die Augen fast vollständig zu schließen. Eigentlich hätte ich bitterlich frieren sollen, doch welchen Zauber Lilys flammender Schmetterling auch immer ausführte, er schien außerordentlich effektiv zu sein. Die Luft fühlte sich fast so warm an wie auf einer Skipiste ganz am Ende der Wintersaison. Thomas, Murphy und Charity traten aus dem Schimmern in der Luft, gefolgt von Fix.
    „He, Fix“, sagte ich. Ich musste fast brüllen, damit er mich über das Heulen des Windes verstehen konnte. „Ich dachte, du kommst nicht mit.“
    Fix schüttelte den Kopf. „Tue ich auch nicht. Aber es ist einfacher, von dieser Seite aus Dinge abzuwehren, die nach drüben wechseln wollen“, antwortete er. Er musterte uns und erkundigte sich leichthin: „Habt ihr auch genug Eisen mitgebracht?“
    „Das werden wir herausfinden.“
    „Jesses. Ihr werdet Mab fuchsteufelswild machen, wenn ihr Eisen herbringt.“
    „Das hatte ich vor“, versicherte ich ihm.
    Er nickte, sah sich zu dem Riss um und runzelte die Stirn. „Harry“, sagte er. „Es gibt da etwas, was du wissen solltest, bevor du dort hineingehst.“
    Ich zog eine Braue hoch und hörte aufmerksam zu.
    „Unsere Späher berichteten gerade, es sei eine Schlacht im Gange. Die Roten haben einen der Hauptstützpunkte der Venatori Umbrorum ausfindig gemacht.“
    „Wessen?“, wollte Charity wissen.
    „Geheimorganisation“, entgegnete ich. „Wie die Freimaurer, nur mit Schusswaffen.“
    „Die Venatori haben um Hilfe gerufen“, fuhr Fix fort. „Der Rat ist dem Ruf nachgekommen.“
    Ich kaute an meiner Unterlippe. „Weißt du wo?“
    „Oregon. Ein paar Stunden von Seattle“, sagte er.
    „Wie schlimm ist es?“
    „Es ist im Augenblick noch zu früh, das zu beurteilen. Aber nicht gut. Die Hexer der Roten pfuschen ziemlich übel an den Wegen des Rates durch das Niemalsland herum. Viele Wächter haben sich auf dem Weg zur Schlacht verirrt.“
    „Verdammt“, murmelte ich. „Kann der Sommer helfen?“
    Fix schnitt eine Grimasse und schüttelte den Kopf. „So wie Mabs Truppen im Augenblick aufgestellt sind, nein. Wenn wir genügend Kräfte abziehen, um dem Rat zu helfen, schwächt uns das zu sehr. Der Winter würde angreifen.“ Er funkelte die drohend aufragende Bastion finster an, die immer wieder einen Sekundenbruchteil durch das Schneetreiben auszumachen war, dann schüttelte er den Kopf. „Der Rat handelt viel zu defensiv. Solange er einfach nur dasitzt und auf den Feind reagiert,

Weitere Kostenlose Bücher