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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zu mir herüberlinste und feststellen musste, dass ich sie beobachtete. Sie erstarrte regelrecht.
    „Du bist ja wach“, wisperte sie.
    „Zu müde, um zu schlafen“, sagte ich. „Wohin des Wegs?“
    Sie rieb ihre Hände an ihrem zerrissenen Rock und vermied es, mir in die Augen zu sehen. „Ich … nach allem, was ihr wegen mir durchgemacht habt. Ich habe mir gedacht, dass ich besser einfach …“
    „Fortgehe?“, fragte ich.
    Sie zuckte die Achseln und weigerte sich auch weiterhin standhaft, vom Boden aufzusehen. „Es wird nicht funktionieren, dass ich daheim bleibe.“
    „Weshalb nicht?“, fragte ich.
    Sie schüttelte müde den Kopf. „Es würde einfach nicht klappen. Nicht mehr.“ Sie ging an mir vorbei aus dem Raum.
    Ich ließ meine rechte Hand vorschnellen und schnappte mir ihr Handgelenk. Als ich mit ihrer Haut in Berührung kam, spürte ich das Prickeln einer Aura meinen Arm entlanggleiten, die all jenen zueigen war, die die magische Kunst ausübten. Bisher hatte sie stets direkten Körperkontakt vermieden, auch wenn mir das bis jetzt nicht in dieser Deutlichkeit aufgefallen war.
    Sie blieb wie vom Blitz getroffen stehen und starrte mir fassungslos ins Gesicht, als sie fühlte, wie meine Magie ihre Hand umspielte.
    „Du kannst wegen deiner Magie nicht bleiben. Das meinst du doch.“
    Sie schluckte. „Woher … woher hast du das gewusst ...?“
    Sie legte ihre Arme unter den Brüsten übereinander und zog ihre Schultern ein. „Ich sollte jetzt g... gehen …“
    Ich stand auf. „Ja, solltest du. Wir müssen reden.“
    Sie biss sich auf die Unterlippe und beobachtete mich. „Wie meinst du das?“
    „Ich meine, vor dir liegen ein paar schwere Entscheidungen, Molly. Du hast die Macht. Du musst dir überlegen, ob du sie benutzen willst. Oder ob du zulassen willst, dass sie dich benutzt.“ Ich bedeutete ihr, mir zu folgen und trat langsam aus dem Zimmer. Wir hatten kein Ziel. Wichtig war, dass wir gingen. Sie hielt mit mir Schritt, und ihre Körpersprache war so abwehrend und verschlossen, wie es nur irgendwie möglich war.
    „Wann hat es bei dir angefangen?“, fragte ich leise.
    Sie kaute an ihrer Lippe, erwiderte aber nichts.
    Vielleicht musste ich ihr ja ein wenig entgegenkommen. „Es ist für Leute wie uns immer gleich. Manchmal passiert etwas, fast wie von allein, wenn sich die Magie zum ersten Mal regt. Meist ist es etwas Kleines und Blödes. Mein erstes Mal …“ Ich lächelte. „Mann. Ist eine ganze Weile her, dass ich das letzte Mal daran gedacht habe.“ Ich schwelgte für einen Moment in Erinnerungen. „Das war etwa zwei Wochen, ehe mich Justin adoptierte“, fuhr ich fort. „Ich war noch in der Schule und klein. Dünn, mit viel zu großen Ohren. Der Wachstumsschub hatte noch nicht eingesetzt, und es war Frühling. Sporttag an der Schule, du weißt schon, und ich war für den Weitsprung eingeteilt.“ Ich schmunzelte. „Alter Schwede, wie wollte ich den gewinnen. Ich hatte bisher immer gegen ein paar Typen verloren, die mir ziemlich zusetzten, also bin ich wie ein Wahnsinniger über die Bahn geflitzt und so fest losgesprungen, wie ich nur konnte. Ich habe die ganze Zeit geschrien.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das hat bestimmt ganz schön dämlich ausgesehen. Aber als ich so gebrüllt habe und gesprungen bin, ist eine Kraft aus mir gebrochen und hat mich drei Meter weiter geschleudert, als ich je hätte springen können. Natürlich bin ich ziemlich hart aufgekommen. Habe mir ein Handgelenk verletzt. Aber ich habe dieses kleine, blaue Band gewonnen. Ich habe es immer noch irgendwo zuhause.“
    Molly sah zu mir hoch, und ein schwaches Lächeln geisterte über ihre Lippen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du jemals klein und gewöhnlich gewesen bist.“
    „Jeder war irgendwann mal klein“, meinte ich.
    „Warst du schüchtern?“
    „Nicht so schüchtern, wie ich hätte sein sollen. Ich hatte immer das Problem, dass ich gegenüber größeren Kindern, Lehrern und so ziemlich jedem, der mich einschüchtern wollte, nie den Mund halten konnte. Ob es zu meinem Besten war oder nicht.“
    Sie kicherte ein wenig. „Das glaube ich.“
    „Wie war es bei dir?“, fragte ich sanft.
    Sie schüttelte den Kopf. „Bei mir war es auch albern. Vor etwa zwei Jahren kam ich eines Tages von der Schule heim, und es hat geregnet. Also bin ich ins Haus. Es war Einkaufstag, also habe ich mir gedacht, Mama sei nicht zuhause.“
    „Ah“, sagte ich. „Lass mich raten. Du hattest immer noch

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