Harry Dresden 08 - Schuldig
verwehren.“
„Allerdings, nicht?“, stimmte ich zu.
Für einen Augenblick wurden die Augen des Merlins ganz hart, doch dann war seine Miene sofort wieder so unbeteiligt wie zuvor. „Wächter Dresden. Als regionaler Befehlshaber der Wächter haben Sie das Recht, eine Zusammenkunft einzuberufen, um eine Obliegenheit, die Ihre Pflichten und Ihr Befehlsgebiet betrifft, zu erörtern. Wenn es Ihnen recht wäre, könnten Sie vielleicht so liebenswürdig sein, uns zu erklären, was der Anlass für diese Zusammenkunft ist?“
„Es bestehen zwei Gründe“, antwortete ich. „Der erste ist, der Sommerdame zu ermöglichen, sich persönlich an den Ältestenrat zu wenden.“ Ich drehte mich um und nickte Lily zu, die in den Kreis trat, während ich mich an Fix ’ Seite zurückzog.
„Geehrter Merlin“, hob Lily in ernsthaftem und formellem Tonfall an. „Königin Titania hat mich gebeten, Euch und den Euren ihre persönlichen Glückwünsche zu überbringen. Zwei der Euren haben durch ihren Mut die besondere Bewunderung des Sommerhofs errungen.“
Ich runzelte die Stirn. „Was tut sie da?“, flüsterte ich Fix zu.
„Pssst“, zischte er. „Sie kommt schon noch auf den Punkt.“
„Das Einzige, worum ich sie gebeten habe, war zu bestätigen, was wir getan haben.“
„Hab Geduld“, flüsterte Fix. „Das wird sie.“
Lily warf mir einen Blick über die Schulter zu und zwinkerte mir zu. Ich zuckte zusammen. Es sah genau so aus wie die Geste der Statue oben auf dem Turm von Arctis Tor, bei der es sich möglicherweise um Mab gehandelt hatte.
Lily drehte sich in Morgans Richtung und sagte: „Wächter Morgan. Ihr habt die Venatori und deren Gefolgschaft tapfer verteidigt und den Roten König angegriffen. Diese Heldentaten sind wahrhaftig unübertrefflich. Meine Königin entsendet ihre Glückwünsche und gratuliert Euch und dem Rat, dem Ihr dient, aus vollstem Herzen, Wächter. Des weiteren wird sie so tapferes und entschlossenes Handeln weder unbemerkt noch unbelohnt lassen. Deshalb hat sie mir aufgetragen, Euch diese Gabe zu überreichen.“
Lily hielt ein kleines, unglaublich fein gestaltetes Eichenblatt aus purem Silber hoch. Sie trat zu Morgan und befestigte das Eichenblatt über seinem Herzen an seinem Wächterumhang. „Ich ernenne Euch hiermit zum Freund und Junker des Sommerhofes, Wächter Morgan. Wenn Ihr Euch je nahe dem Reich der Sidhe in Gefahr befindet, ist es Euch möglich, einmal und nur ein einziges Mal dieses Geschenk zu berühren und Hilfe von Titania zu erflehen.“
Ein bizarrer Ausdruck spielte über Morgans Gesicht, als hätten verschiedenste Gefühle im selben Augenblick um die Vorherrschaft gestritten und wären irgendwo in der Mitte steckengeblieben. Sein Mund klappte auf und schloss sich wieder. Dann verbeugte er sich tief aus der Hüfte und antwortete: „Danke, Hoheit.“
„Was zur Hölle ist das?“, flüsterte ich Fix zu.
Der Kleine feixte. „Der Orden der Silbernen Eiche, nicht schlecht – und jetzt pst!“
Lily lächelte, legte segnend eine Hand auf das Eichenblatt und schritt dann zu mir zurück. „Wächter Dresden“, sagte sie. „Euer eigener Beitrag zum Ausgang der Schlacht ist im gleichen Maße bewundernswert. Meine Königin hat mich gebeten …“
„Sein Beitrag?“, unterbrach der Merlin.
Ich zwinkerte Lily zu.
„Dresden war bei der Schlacht nicht einmal anwesend“, protestierte er.
„Das stimmt“, erwiderte Lily, die sich umdrehte, um sich an alle anwesenden Magier zu wenden. „In den späten Stunden der vorletzten Nacht plante Wächter Dresden einen Überfall auf Arctis Tor und führte ihn mit einer kleinen Streitmacht durch.“
Die versammelten Magier schnappten kollektiv nach Luft, und wenig später war der Raum vom Summen und Wispern verhaltener Gespräche erfüllt. Das Pokerface des Merlins war einfach zu gut, als dass es mir irgendeinen Aufschluss über dessen Reaktion gegeben hätte, doch Morgans Augenbrauen ruckten nach oben.
„Wächter Dresden und seine Freunde haben die Verteidiger und das Bollwerk der Festung überwunden und den Quell des Winters im Herzen Arctis Tors mit einer Feuersbrunst angegriffen. Dies verunsicherte die Streitkräfte des Winters an unseren Grenzen und zwang sie zur Festung zurück, um sich den Angreifern zu stellen. Sobald sie dort angekommen waren, wurde der Zeitfluss in diesem Gebiet verlangsamt, was unseren Truppen wiederum die Möglichkeit verschaffte, Euch zu Hilfe zu eilen.“
„Worüber faselt sie da?“,
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