Harry Dresden 08 - Schuldig
Hand hereinkam, dicht gefolgt von Fix und Lily.
Morgan nickte Ramirez zu, der verschwand, um die Schiebetür zuzuziehen, den magischen Kreis um das Gebäude zu vollenden und so eine Barriere zu erschaffen, die ein magisches Eindringen unmöglich machen würde. Die Wächter würden gleichzeitig ein Auge auf alles haben, was sich in der realen Welt näherte. Noch bevor Ramirez die Türe zuketten konnte, öffnete sich diese und gab den Blick auf eine hochgewachsene, unheilverkündende Gestalt frei, den Torwächter. Er trug seine formelle, schwarze Robe, und seine Züge waren bis auf das Glitzern seiner Augen unter einer purpurnen Kapuze verborgen. Für einen Augenblick blieb der Torwächter im Eingang stehen, und irgendwie hatte ich den Eindruck, als mustere er den Merlin eindringlich.
Falls es so war, ließ sich der Merlin nichts anmerken. Der alte Magier neigte das Haupt mit einem hoheitsvollen Nicken zu einem respektvollen Gruß dem Torwächter gegenüber und bedeutete dem Neuankömmling, sich zu ihm zu begeben. Stattdessen schritt der Torwächter an einen Punkt im Kreis, der genau zwischen mir und dem Merlin lag. Dort blieb er schweigend stehen und stützte sich auf seinen uralten, schlanken Stab.
Der Merlin betrachtete den Punkt, an dem der Torwächter stand, eine Weile mit zu Schlitzen verengten Augen. Dann wandte er sich in Latein an den versammelten Rat. „Wächter, schließt den Kreis. Wächter Dresden, treten Sie vor und stellen Sie uns Ihre Gäste vor.“
Ich drückte Molly die Hand, dann ließ ich sie los und trat vor. „Zunächst“, hob ich an und ließ meinen Blick über das gute Dutzend versammelter Wächter und ein paar weitere, nicht kampftaugliche Mitglieder des Rates schweifen, die sich einfach in der Gegend befunden hatten oder die zum Gefolge des Ältestenrates gehörten. „Ist hier irgendjemand, der kein Englisch spricht?“
Der Merlin verschränkte die Arme, und ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. „Bei Zusammenkünften des Rates ist die Amtssprache Latein.“
Der alte Knacker war sich darüber bewusst, dass es mit meinem Latein nicht allzu weit her war. Ich konnte einer Unterhaltung folgen, doch wenn ich selbst etwas sagte, übersetzte ich die Worte für gewöhnlich auf so tollpatschige Weise, dass man es nur noch als linguistisch bizarr bezeichnen konnte. Wenn ich versuchte, Molly auf Latein zu verteidigen, würde ich mich von Anfang an zum Affen machen, und das wusste der Merlin auch. Auch wenn er rein theoretisch die Macht besaß, jegliche Verteidigungsversuche einfach vom Tisch zu fegen, würde er dennoch dem restlichen Rat darüber Rechenschaft ablegen müssen, also durfte keine seiner Handlungen willkürlich erscheinen. Er hatte seit dem Zeitpunkt, an dem er von dieser Zusammenkunft erfahren hatte, vorgehabt, mir mit Latein den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Aber auch ich kann vorausplanen.
„Zugegebenermaßen ist Latein die traditionelle Weise, uns mitzuteilen“, antwortete ich und lächelte den Merlin breit an. „Aber unsere Besucher, Lily, die Dame des Sommers, und Fix, der derzeitige Ritter des Sommerhofes, sprechen diese Sprache nicht. Es wäre mir ein Gräuel, wenn auch nur der Anschein bestünde, wir begegneten unseren geschätzten Besuchern und Gesandten unserer Verbündeten, des Sommerhofes, nicht völlig zuvorkommend.“
„Friss das, du Schleimbeutel“, dachte ich mir, „und jetzt lass mal sehen, ob du einen Verbündeten vor den Kopf stoßen willst, der den Arsch des Rates gerade aus einem Alligatorensumpf gezogen hat.“
Die Augen des Merlins verengten sich, und er wägte seine weiteren Möglichkeiten kurz ab, bevor er den Kopf schüttelte, da er offenbar keinen Ausweg finden konnte. „Gern“, sagte er auf Englisch, auch wenn darin ein leicht tadelnder Unterton lag. „Der Rat freut sich über die Anwesenheit der Dame und des Ritters des Sommerhofes bei dieser Zusammenkunft und entbietet ihnen Gastfreundschaft und Schutz, während sie sich in seinem Herrschaftsbereich aufhalten.“
Lily nahm das mit einem Nicken zur Kenntnis. „Danke, geschätzter Merlin.“
Nun neigte er ihr gegenüber den Kopf. „Es ist uns eine Freude, Hoheit. Auch wenn es bei uns kaum Sitte ist, Außenstehende mit unseren inneren, vertraulichen Angelegenheiten zu belasten.“ Er ließ seinen Blick betont in meine Richtung schweifen. „Aber wenn man die letzten Entwicklungen zwischen unseren Völkern bedenkt, wäre es wahrlich undankbar, Euch den Zutritt zu
Weitere Kostenlose Bücher