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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Opfer die, die noch Glück haben. Wenn ich das Modell nicht einsetzte, würde ich warten müssen, bis der böse Bube seinen ersten Zug machte.
    Also musste ich es versuchen.
    Ich war es leid, mir immer nur die Leichen von Opfern anzusehen.
    „Kram alles zusammen, was du über einen Spruch dieser Art weißt, Bob“, forderte ich den Geist leise auf. „Ich werde mir etwas zu essen besorgen, und dann gehen wir gemeinsam das Ritual durch. Ich werde beginnen, nach Angst Ausschau zu halten, sobald die Abenddämmerung hereingebrochen ist.“
    „Mach ich“, versicherte mir Bob. Dieses eine Mal war er total ernst und schnabelte nicht frech zurück.
    Oh je.
    Ich wandte mich zur Leiter um, ehe ich zu lange darüber nachdenken und mich anders entscheiden konnte.

7. Kapitel
    R itualmagie ist nicht meine Lieblingsbeschäftigung . Es ist egal, was ich eigentlich erreichen will; ich fühle mich immer ganz schön idiotisch, wenn es an der Zeit ist, mich zu waschen und dann eine weiße Robe mit Kapuze anzulegen, Kerzen und Räucherkram anzuzünden, zu singen und dann mit einem kleinen Arsenal an Kerzen, Stäben, Flüssigkeiten und anderen Requisiten für Ritualmagie durch die Gegend zu fuhrwerken.
    Doch so peinlich mir das ganze Brimborium auch war, es verschaffte mir einen unschätzbaren Vorteil, wenn es darum ging, massiv Magie zu wirken – es ersparte mir die Mühe, mir all die Details vorzustellen, die ich mir normalerweise einprägen und behalten musste. Normalerweise verschwendete ich an eine ordentliche Visualisierung keinen Gedanken. Ich praktizierte schon so lange Magie, dass sie mir zur zweiten Natur geworden war. Das war bei einem kurzfristigen Unterfangen auch kein Problem, bei dem ich meine Gedanken nur für ein paar Sekunden in vollkommener Balance halten musste. Bei einem längeren Zauber musste ich mich entsprechend länger konzentrieren. Es bedurfte schon eines Magiers mit einer weit größeren mentalen Selbstdisziplin, als ich sie besaß, um ohne jegliche Hilfsmittel ein halbstündiges Ritual zu vollziehen, und auch wenn es wahrscheinlich erfahrene Magier gab, die dies vermochten, versuchten es doch die wenigsten, wenn die Alternative einfacher und sicherer war und mit größerer Wahrscheinlichkeit funktionierte.
    Ich sortierte sorgsam die Gegenstände, die ich für das Ritual brauchte, wobei ich mit den Elementen begann. Einen Silberkelch, in den ich Wein gießen würde, für das Wasser. Eine Druse von der Größe meiner Faust, dessen eingeschlossene Kristalle in lebhaftem Grün und Violett gleißten, für die Erde. Für Feuer stand eine von Feen hergestellte Kerze, die aus unbenutztem Bienenwachs geformt und mit einem Docht aus Einhornhaar versehen war. Den Ankerpunkt für das Element Luft würde ein Paar Falkenschwungfedern bilden, das von einer Gruppe Schwarzelfen bis ins kleinste, fast schon unmöglich kleine Detail aus purem Gold getrieben worden war und das die sterblichen Kontakte der Elfen in einem kleinen Laden in Norwegen verkauften. Als Symbol des fünften Elements, des Geistes, würde ich das Drudenfußamulett meiner Mutter benutzen.
    Weitere Gegenstände folgten, um die Sinne mit einzubinden. Weihrauch für den Geruchssinn, frische Weintrauben für den Geschmack. Für den Tastsinn war ein zweiseitiges, etwa zehn Zentimeter messendes Quadrat da. Auf der einen Seite hatte ich Schmirgelpapier, auf der anderen Samt aufgeklebt. Ein ziemlich großer, dunkler Opal in einer Silberfassung brach das Licht in allen Farben des Regenbogens. Er würde mir helfen, für dieses Ritual die Sicht einzufangen. Wenn ich erst einmal begonnen hatte, würde ich meine alte Stimmgabel am Boden anschlagen, um die Welt der Töne einzubringen.
    Verstand, Körper und Herz folgten zum Schluss. Um den Verstand zu symbolisieren, würde ich mein altes Armeemesser aus dem Armyshop als Ritualdolch benutzen, wie ich es üblicherweise tat. Frische Tropfen meines eigenen Blutes auf einem rein weißen Stück Stoff würden meinen stofflichen Körper versinnbildlichen. Für das Herz steckte ich einige Fotos derer, die mir wichtig waren in einen Beutel aus weißer Seide. Meine Eltern, Susan, Murphy, Mouse und Mister (mein Fünfzehn-Kilo-Kater, der irgendwo auf einem Streifzug war) und nach kurzem Zögern auch Michael und seine Familie.
    Ich bereitete den Ritualkreis auf dem Boden meines Labors vor, den ich sorgfältig kehrte, mit einem feuchten Lappen wischte und abermals kehrte. Danach reinigte ich ihn mit Regenwasser, das ich aus einem

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