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Harry Dresden 08 - Schuldig

Harry Dresden 08 - Schuldig

Titel: Harry Dresden 08 - Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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ihre Stimme so gleichmäßig wie möglich zu halten, doch ihre Kehle und ihr Gesicht liefen in einem schuldbewussten Rot an. Sie verlagerte unruhig ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und irgendetwas klackerte in ihrem Mund. Gütiger Himmel. Sie hatte sich also den Spleen eingefangen, mit ihrem Zungenpiercing gegen ihre Zähne zu klappern, wenn sie nervös war. „Ähm. Ich denke, ich sollte mich vielleicht entschuldigen. Äh …“
    Sie wand sich. Das war mir recht. Sie wurde immer verzagter, je länger ich schwieg, doch ich hatte nicht die geringste Absicht, ihr höflich aus dieser Patsche herauszuhelfen.
    Mouse setzte sich zwischen mich und Molly und starrte sie durchdringend an.
    Molly lächelte den Hund an und streckte die Hand aus, um ihn zu streicheln.
    Mouse spannte sich an, und ein tiefes Grollen drang aus seiner Brust. Molly kam ihm mit der Hand näher, und plötzlich erbebte mein Hund mit einem warnenden Knurren.
    Das letzte Mal, dass Mouse geknurrt – oder, wenn man es genau betrachtet, irgendein nennenswertes Geräusch von sich gegeben – hatte, war ein vollkommen durchgedrehter Hexer drauf und dran gewesen, mich auszuweiden. Außerdem hatte dieser eine sechs Meter lange Dämonenkobra beschworen, um meinen Hund zu töten. Stattdessen hatte Mouse die Schlange getötet, und dann hatte er auf meinen Befehl hin auch dem Leben des Hexers ein jähes Ende gesetzt.
    Nun knurrte er Molly an.
    „Sei brav“, ermahnte ich ihn streng. „Sie ist eine Freundin.“
    Mouse sah mich an und verstummte dann wieder. Er saß ruhig da, als Molly ihn an ihrer Hand schnüffeln ließ, und erlaubte ihr, ihn hinter den Ohren zu kraulen, aber seine vorsichtige Körperhaltung änderte sich nicht.
    „Wann hast du dir denn einen Hund zugelegt?“, fragte Molly.
    Mouse war nervös, doch nicht so, wie wenn sich ernst zu nehmende Bösewichte in der Nähe befanden. Interessant. Ich bemühte mich, gleichgültig zu klingen. „Vor ein paar Jahren. Er heißt Mouse.“
    „Zu welcher Rasse gehört er denn?“
    „Er ist ein West Highland Hundosaurier“, sagte ich.
    „Er ist riesig.“
    Ich schwieg wieder, und das Mädchen zappelte erneut. „Es tut mir so leid“, stieß Molly letztlich hervor. „Ich habe dich belogen, um dich dazu zu bringen, herzukommen.“
    „Ist nicht wahr …“
    Sie schnitt eine Grimasse. „Tut mir leid. Es ist nur … ich brauche echt deine Hilfe. Ich dachte einfach, wenn ich persönlich mit dir reden könnte, wäre es möglich, dass du … ich meine …“
    Ich seufzte. Egal wie verlockend die Rundungen ihres engen Shirts waren, Molly war noch ein Kind. „Jetzt mal Klartext“, sagte ich. „Du dachtest, du musst nur mit den Wimpern klimpern, damit ich tue, was du willst, wenn du mich erst mal hier hast.“
    Sie sah zur Seite. „So ist das nicht.“
    „Genau so ist es.“
    „Nein“, begann sie. „Ich wollte nicht, dass das hier einen schlechten Eindruck macht …“
    „Du hast mich manipuliert. Du hast meine Freundschaft ausgenutzt. Wie soll das keinen schlechten Eindruck machen?“ Meine Kopfschmerzen wallten erneut auf. „Gib mir einen Grund, mich nicht umzudrehen und zu verschwinden.“
    „Ein Freund steckt in Schwierigkeiten“, sagte sie. „Ich kann ihm nicht helfen, du schon.“
    „Welcher Freund?“
    „Er heißt Nelson.“
    „Im Knast?“
    „Er war es nicht“, versicherte sie mir.
    Sie waren es nie gewesen. „Ist er in deinem Alter?“, fragte ich.
    „Fast.“
    Ich zog eine Braue hoch.
    „Zwei Jahre älter“, ergänzte sie.
    „Dann sag deinem volljährigen Freund, er soll sich einen Kautionsvermittler besorgen.“
    „Das haben wir versucht. Der kann erst morgen hier sein.“
    „Dann richte ihm aus, er soll die Zähne zusammenbeißen und die Nacht hinter Schloss und Riegel verbringen. Oder seine Eltern anrufen.“ Ich wandte mich ab.
    Molly griff nach meinem Handgelenk. „Das kann er nicht“, sagte sie verzweifelt. „Er hat niemanden, den er anrufen kann. Er ist Waise.“
    Ich blieb stehen.
    Verdammt.
    Ich war auch einmal Waise gewesen. Das war kein Spaß. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen, aber ich habe es mir zur Regel gemacht, sie nicht allzu oft ans Tageslicht zu zerren. Das Ganze war ein einziger Alptraum, der mit dem Tod meines Vaters begann, gefolgt von Jahren, in denen ich mich absolut allein fühlte. Natürlich gab es ein staatliches System, das sich der Waisenkinder annahm, aber es war alles andere als perfekt, und letztlich war und blieb es ein System.

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