Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Papier entgegen. „Namen und Adressen der Verstorbenen“, erklärte er. Spalten voller Text, das meiste Fachchinesisch; hässliche Fotos.
    „Die Opfer?“
    „Offiziell reden wir von Verstorbenen.“ Sein Mund wurde schmal wie Klingen. „Aber ja. Ich bin verdammt sicher, dass es sich um Opfer handelt.“
    „Warum?“
    Er öffnete den Mund, schloss ihn wieder und runzelte die Stirn. „Hast du je etwas nur aus dem Augenwinkel ausmachen können? Aber sobald du genau hinsahst, war es weg? Oder zumindest hast du etwas ganz anderes gefunden, als du zunächst dachtest?“
    „Klar.“
    „Hier ist es auch so“, sagte er. „Die meisten dieser Fälle sehen wie klassische, eindeutige Selbstmorde aus. Nur, dass immer einige klitzekleine Einzelheiten nicht passen. Verstehst du?“
    „Nein“, sagte ich. „Bitte erleuchte mich.“
    „Nimm doch gleich die Oberste“, schlug er vor. „Pauline Moskowitz. Neununddreißig, zweifache Mutter, verheiratet, zwei Hunde. Sie verschwindet Freitag Nacht und schlitzt sich so um drei Uhr früh in der Nacht auf Samstag die Pulsadern auf.“
    Ich überflog das Dokument. „Habe ich das richtig verstanden, sie war auf Antidepressiva?“
    „Mhm“, sagte Butters. „Aber nicht auf extremem Zeug. Sie war seit acht Jahren auf Medikamenten und stabil. Sie hatte zuvor noch nie Anzeichen für Selbstmordgedanken gezeigt.“
    Ich blickte auf das grauenhafte Foto einer extrem alltäglich aussehenden Frau, die splitternackt und tot in einer trüben Flüssigkeit in einer Badewanne lag. „Was ist dir bei diesem Fall so ein Dorn im Auge?“
    „Die Schnitte“, entgegnete Butters. „Sie benutzte ein Paketmesser. Es war bei ihr in der Wanne. Sie hat sich die Sehnen in beiden Handgelenken durchtrennt.“
    „Na und?“
    „Na und?“, sagte Butters. „Als sie sich die Sehnen in einem Handgelenk durchgesäbelt hatte, kann sie nur noch minimale Kontrolle über die Finger in dieser Hand gehabt haben. Wie also brachte sie es fertig, sich alle beide aufzuschlitzen? Hat sie etwa zwei Paketmesser zugleich benutzt? Wo ist dann das zweite?“
    „Vielleicht hat sie es im Mund gehalten“, mutmaßte ich.
    „Vielleicht mache ich auch das nächste Mal, wenn ich am See bin, einfach die Augen zu, werfe einen Stein und treffe ein Boot“, ätzte Butters. „Technisch wäre es möglich, aber es ist ganz schön unwahrscheinlich. Sie hätte die zweite Wunde nie und nimmer so tief und sauber hingekriegt. Mir sind solche Verletzungen schon untergekommen, und die sehen eher aus, als hätte jemand versucht, einen Block Parmesan in Scheibchen zu schneiden. Diese beiden Schnitte jedoch waren fast identisch.“
    „Ich tippe mal, das war jedoch nicht Beweis genug“, sagte ich.
    „Offiziell nicht.“
    „Das habe ich heute schon oft gehört.“ Ich runzelte die Stirn. „Was meint Brioche?“
    Als ich seinen Boss erwähnte, verzog Butters das Gesicht. „Ockhams Rasiermesser, um seine eigenen, unglaublich pietätlosen, ironischen Worte zu verwenden. Das waren alles Selbstmörder. Ende der Diskussion.“
    „Aber du meinst, jemand anderes hat das Messer gehalten.“
    Ein düsterer Schatten zog über das Gesicht des kleinen Mediziners, und er nickte, ohne ein Wort zu sagen.
    „Das reicht mir“, sagte ich. „Was ist mit der Leiche von heute?“
    „Kann nichts Näheres sagen, bis ich einen Blick auf sie geworfen habe“, meinte Butters. Er warf mir einen listigen Blick zu. „Aber du glaubst, es handle sich um einen weiteren Mord.“
    „Ich weiß es“, berichtigte ich. „Aber ich bin der Einzige, bis Murphy Feierabend hat.“
    „Klar“, seufzte Butters.
    Ich blätterte zur nächsten Serie widerlicher Fotos hinter Mrs. Moskowitz weiter. Auch eine Frau. Auf den Seiten fand ich auch ihren Namen, Maria Casselli. Maria war dreiundzwanzig gewesen, als sie dreißig Valium mit einer Flasche Abflussreiniger hinuntergespült hatte.
    „Wieder ein Hotelzimmer“, bemerkte ich.
    Molly blickte über meine Schulter auf den Ausdruck des Fotos des Tatortes. Sie wurde ganz bleich und taumelte einige Schritte zurück.
    „Ja“, sagte Butters, der meinen Lehrling besorgt betrachtete. „Das ist schon ein wenig bizarr. Die meisten Freitode geschehen zu Hause. Generell verlassen Selbstmörder nur dann ihr Heim, wenn sie sich von einer Brücke stürzen oder mit dem Auto in einen See fahren wollen oder so.“
    „Mrs. Casselli hatte Familie“, fuhr ich fort. „Ehemann, ihre jüngere Schwester wohnte auch bei ihr.“
    „Ja“, sagte

Weitere Kostenlose Bücher