Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
Datenblatt auf einem Klemmbrett und karrte seine neue Errungenschaft zu der Wand mit den Gefriereinheiten hinüber. „Ich komme nicht mehr gerne hierher. Nicht nach Phil.“
    „Ich auch nicht“, sagte ich.
    Er nickte. „Hier, komm auf diese Seite.“
    Ich wollte nicht. Klar, ich war Magier, aber Leichen waren grundsätzlich ekelhaft, selbst wenn sie nicht wiedererweckt worden waren und mir an die Gurgel hüpfen wollten. Ich tat einfach so, als hievte ich einen Wocheneinkauf Lebensmittel in einen Einkaufswagen und half Butters, den Leichnam, der mit einem weißen Tuch bedeckt auf einer Unterlage aus Metall lag, auf die fahrbare Trage zu ziehen.
    „Also“, sagte er. „Was wird sie tun?“
    „Sie wird ihr in die Augen sehen“, antwortete ich.
    Er bedachte mich mit einem ungläubigen Blick. „Um zu versuchen, den letzen Eindruck auf ihrer Retina zu entdecken oder so? Du bist dir schon bewusst, dass das verdammt mythisch ist, oder?“
    „Es bleiben auch andere Eindrücke an einem Körper zurück“, erläuterte ich. „Ab und zu letzte Gedanken. Gemütsbewegungen, Sinneseindrücke.“ Ich schüttelte den Kopf. „Technisch gesehen können solche Eindrücke an so ziemlich allen unbelebten Gegenständen haften bleiben. Hast du je von bestimmten Theorien in der Psychometrie gehört, denen zufolge man aus Objekten lesen kann?“
    „Das funktioniert?“, staunte er.
    „Ja. Aber es ist äußerst knifflig, außerdem kann man das Objekt höllisch schnell verunreinigen – davon einmal abgesehen ist es verdammt schwer, das überhaupt hinzubekommen.“
    „Oh“, sagte Butters. „Aber du glaubst, dass vielleicht etwas an der Leiche haften geblieben ist?“
    „Vielleicht.“
    „Das klingt echt hilfreich.“
    „Eventuell.“
    „Wie kommt es, dass du das nicht die ganze Zeit machst?“, wollte er wissen.
    „Das erfordert ganz schön viel Fingerspitzengefühl“, gestand ich, „und wenn es sich um magische Angelegenheiten handelt, bin ich nicht besonders für Fingerspitzengefühl.“
    Er runzelte die Stirn und begann, die Trage zu schieben. „Aber dein halbausgebildeter Lehrling ist gut in so was?“
    „Es gibt keine klaren Normen für das Magierhandwerk“, verteidigte ich mich. „Jeder Magier fühlt sich zu gewissen Zweigen der Magie eher hingezogen, da jeder einzelne verschiedene angeborene Talente, eine einzigartige Persönlichkeit und andere Erfahrungen besitzt. Jeder hat seine eigenen Fähigkeiten.“
    „Was sind deine?“, fragte er.
    „Dinge finden, Dingen folgen und vor allem, Dinge in die Luft jagen“, gab ich zu. „Das kann ich gut. Energien ableiten, Energien in die Welt hinausschicken, wo sie widerhallen, sobald sie auf die Energie des Gegenstandes gestoßen sind, den ich zu finden versuche. Energie bewegen, lenken oder für später speichern.“
    „Aha“, gab er sich verblüfft, „und das erfordert kein Fingerspitzengefühl?“
    „Ich habe lange geübt, um mit dieser empfindlichen Magie zurechtzukommen“, antwortete ich. „Aber … es liegt ein großer Unterschied darin, ob ich auf einer Gitarre ein paar Akkorde klimpere oder ein komplexes spanisches Stück spiele.“
    Butters verdaute das und nickte. „Die Kleine spielt spanische Gitarre?“
    „Kommt hin. Sie ist nicht so stark wie ich, aber sie hat ein Händchen für schwierige Magie. Vor allem, was Gedankenmagie und den ganzen Emotionskram angeht. Das hat sie auch in Teufels Küche mit den …“
    Ich biss mir mitten im Satz auf die Zunge. Ich hatte nicht das Recht, Mollys Verstoß gegen die Gesetze der Magie des Weißen Rates mit jemandem zu diskutieren. Sie hatte schon genug damit zu tun, mit den Folgen ihrer schrecklichen Taten, die sie unwissentlich begangen hatte, fertig zu werden, ohne dass ich sie wie einen Psychomonsterazubi darstellte.
    Butters musterte für einige Sekunden mein Gesicht, dann nickte er und ließ es dabei bewenden. „Was, glaubst du, wird sie finden?“
    „Keine Ahnung“, gestand ich. „Deswegen sehen wir ja nach.“
    „Könntest du das auch?“, fragte er. „Ich meine, wenn du müsstest.“
    „Ich hab’s versucht“, erwiderte ich. „Aber ich bin nicht besonders gut darin, Sachen auf Gegenstände zu projizieren, und meist bekomme ich kaum etwas Verwertbares.“
    „Du hast erwähnt, die Angelegenheit würde nicht spaßig werden“, fuhr Butters fort. „Weshalb?“
    „Falls da etwas ist und sie es spürt, wird sie diese Situation durchleben. In der Ich-Perspektive. Als sei ihr das alles selbst

Weitere Kostenlose Bücher