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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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geschlichen wie diese Schlaumeier vom Weißen Hof.
    Mouse war weg. Es gab kein Durcheinander, nicht die geringsten Kampfspuren, und mein Wort drauf, mein Hund war ein geborener Kämpfer, wie der Tierarzt schmerzhaft hatte feststellen müssen, als er seine Akten vertauscht hatte. Die hatten doch tatsächlich versucht, ihn zu kastrieren, statt ihn zu impfen und zu röntgen, nachdem ihn ein Kleinbus angefahren hatte. Ich hatte verdammtes Glück gehabt, dass die nur Schadenersatz von mir wollten und es dabei belassen hatten.
    Das musste aber auch etwas anderes bedeuten. Vielleicht war mein Hund mit den anderen gegangen, während Anna zurückgeblieben oder noch einmal hierher gekommen war, weil sie etwas vergessen hatte.
    Oder vielleicht hatte Mouse alle überzeugt, dass er einfach nur ein Hund war. Er hatte in der Vergangenheit bereits mehrmals bewiesen, dass er zu so einer Täuschung durchaus fähig war. Tatsächlich war es genau dieser Umstand, der mir einen Hinweis darauf gegeben hatte, dass sein Verstand dem anderer Hunde haushoch überlegen war. Was, wenn Mouse sich verstellt hatte und in der Nähe der anderen geblieben war?
    Aber warum hätte er das tun sollen?
    Weil Mouse wusste, dass ich ihn finden würde. Außer für den Fall, dass unser schlimmer Finger Mouse ins Niemalsland selbst verschleppt oder ihn hinter Schutzzeichen versteckt hatte, die extra darauf angelegt waren, Suchzauber auszukontern, sollte ich ihn mit meiner Magie überall aufstöbern können.
    Das war die weitere Vorgehensweise, selbst, falls Mouse sich nicht darüber bewusst war, dass etwas im Argen lag. Er wäre sicher bei allen Mitgliedern des Ordos geblieben, bei denen ihm das möglich war, und ich hatte es mir zur Angewohnheit gemacht, weiter im Voraus zu planen, als ich es früher getan hatte. Ich konnte mein Schildarmband benutzen, um den kleinen, verzauberten Schild, der wegen genau solcher Notfälle an Mouses Halsband angebracht war, anzuvisieren. Ich würde wie Foghorn Leghorn aus den Looney Tunes an der Leine des Hundes zupfen.
    „Kannst du den Hund finden?“, fragte Elaine.
    „Ja. Aber wir sollten versuchen, bei ihnen zu Hause anzurufen, ehe wir uns auf den Weg machen.“
    Elaines runzelte die Stirn. „Du hast ihnen doch aufgetragen, sich hier oder irgendwo in der Öffentlichkeit aufzuhalten.“
    „Die Chancen stehen ziemlich gut, dass sie total verängstigt sind, und wenn du total verängstigt bist …“
    „… will ich einfach nur noch heim“, führte Elaine meinen Gedanken zu Ende.
    „Wenn sie dort sind, ist es der schnellste Weg, mit ihnen in Verbindung zu treten. Falls nicht, kostet uns das höchstens zwei Minuten.“
    Elaine nickte. „Anna hatte alle Rufnummern in einem Adressbuch in ihrer Handtasche.“ Nach einer kurzen Suche stießen wir auf die Handtasche, doch das Adressbuch fehlte.
    Es würde wahrscheinlich nicht viel bringen, aber dennoch bestand die Möglichkeit, dass Anna das Büchlein vor ihrem Tod in eine Kleidungstasche geschoben hatte. Ich machte mich auf die Suche und gab mir ebenso viel Mühe, keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, wie ich es vermied, ihr in ihr aufgedunsenes, totes, blaurot angelaufenes Gesicht und ihre starren Augen zu blicken. Es war kein sauberer Tod gewesen, und auch wenn noch nicht genug Zeit verstrichen war, dass Annas Verwesung eingesetzt hätte, war der Gestank trotz allem beachtlich. Ich versuchte, es zu ignorieren.
    Es war schwerer, ihr Gesicht zu ignorieren. Die Haut hatte bereits die wächserne Starre angenommen, wie sie bei Leichen üblich war, doch noch härter traf mich das kaum in Worte zu fassende, aber dennoch beinahe greifbare Gefühl, dass etwas fehlte. Anna Ash war so lebendig gewesen – mit einem so starken Willen, entschlossen, beschützend. Ich kannte viele Magier, die keine so starke Persönlichkeit hatten. Sie hatte einen kühlen Kopf bewahrt und gehandelt, als die Menschen um sie herum in Panik verfallen waren. Das erforderte wahren Mut.
    Was nun nicht länger von Bedeutung war, da sie der Mörder trotz meiner Anstrengungen doch geholt hatte.
    Ich schüttelte den Kopf und trat von der Leiche zurück, da ich kein Adressbuch hatte finden können. Ihre Bereitschaft, sich für ihre Freundinnen tödlicher Gefahr zu stellen, durfte nicht einfach so in Vergessenheit geraten. Wenn einige der Menschen, die sie hatte beschützen wollen, noch am Leben waren, dann konnten ihr eigenes Opfer und ihr Tod doch noch etwas bewirken. Ich konnte es mir erst später gestatten,

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