Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
Vom Netzwerk:
abnehmen, dass wir die ganz Harten sind, und es ist superwichtig, die ganz Harten zu sein.“
    Sie beobachtete mich, als ich ihr Gesicht reinigte und auf sie einredete, und ihre Augen kamen mir verdammt riesig vor. Durch all die Schwermut kam ein schwaches Lächeln zum Vorschein. „Ich bin froh, dass du hier bist, um mir diese Dinge zu sagen“, sagte sie schließlich mit erneut fester Stimme, bevor sie in ihrem besten whiskyschwangeren Humphrey-Bogart-Tonfall fortfuhrt: „Jetzt hör auf, große Reden zu schwingen, und komm langsam in die Gänge.“
    Mein Suchzauber führte uns zu einem Wohngebäude.
    „Dort wohnt Abby“, verkündete Elaine, als ich einparkte. Der einzige Parkplatz in der Nähe befand sich vor einem Hydranten. Ich zweifelte daran, dass irgendein übereifriger Scherge der Stadtregierung so spät noch Strafzettel verteilen würde, doch selbst wenn, würde mich das unter Umständen weit weniger kosten als ein längerer Fußmarsch in der Dunkelheit.
    „Welche Wohnung?“, erkundigte ich mich.
    „Neunter Stock“, entgegnete Elaine. Sie donnerte die Tür des Käfers etwas heftiger als notwendig ins Schloss.
    „Mir kommt gerade ein Gedanke!“, sagte ich. „Wenn ich ein böser Bube wäre und ein paar furchtlose, superharte Magier umlegen wollte, würde ich an einem Ort wie diesem herumhängen, um ihn zu beobachten!“
    „Mir kommt auch ein Gedanke“, brummte Elaine. „Dieser böse Bube wäre ein kompletter Vollidiot, wenn er es auch nur versuchen würde.“
    Wir eilten weiter. Elaine war hochgewachsen genug, um mein Tempo problemlos halten zu können, ohne ständig einen Zwischenschritt einzulegen. Sie hatte sich ein gutes Dutzend schmale, kupferne Armreifen über jedes Handgelenk gestreift, die viel schwerer zu sein schienen, als sie von Natur aus hätten sein dürfen. Ein schwaches, goldenes Funkeln umspielte sie, das nicht viel mehr zu sein schien als ein metallisches Blitzen – mit der Ausnahme, dass man die Armreifen im Dunklen weit besser sah als im Licht.
    Wir einigten uns schweigend, auf den Lift zu verzichten. Mein Schildarmband war einsatzbereit, und mein Stab zitterte vor kaum gebändigter Energie, wodurch er bei jedem Schritt kleine Sätze vollführte, als würde er nicht das Geringste wiegen. So viel zurückgehaltene Energie konnte unvorhergesehen Konsequenzen für jegliche elektrische Geräte haben, wie zum Beispiel die Kontrolltafel des Aufzuges.
    Die Türen zur Treppe konnte man nur von der anderen Seite aus öffnen, doch mit einem aus dem Ärmel geschüttelten Zauber konnte ich den Druckriegel mit Hilfe meines Stabes betätigen, und die Tür schwang auf. Wir schlüpften ins Treppenhaus. Falls uns oben jemand erwartete, würde er wahrscheinlich den Lift im Auge behalten, und jeder, der uns verfolgte, würde sich mit den Türen herumärgern müssen, außerdem würde er auf den Betonstufen wahrscheinlich genug Lärm machen, um uns zu warnen.
    Ich überprüfte mit der linken Hand meine Pistole, die ich sicher in der Manteltasche verstaut hatte. Magie war verdammt cool, aber wenn man Tod und Verderben verbreiten wollte, war sterbliches Know-how oft ebenso beeindruckend.
    Neun Stockwerke ließen mich ganz schön schnaufen, wenn auch nicht so schlimm wie in der Vergangenheit. Der beschleunigte Puls rief das Gespenst früherer Kopfschmerzen aufs Programm. Herrjemine, das am Hafen musste um einiges mehr wehgetan haben, als ich ursprünglich angenommen hatte. Auch Elaine sah mitgenommen aus. Wenn sie die Verletzung tatsächlich derart ausgeglichen hatte, war sie weit fähiger, als sie mich hatte wissen lassen. Die Kraftanstrengung, die diese Art der Heilung erfordert, war alles andere als ein Pappenstiel, und es war gut möglich, dass sie im Moment um einiges verwundbarer war, als es den Anschein machte.
    Ich öffnete die Feuertür zum Flur auf Abbys Etage und ließ Elaine die Führung übernehmen. Sie pirschte völlig lautlos in der Mitte des Ganges den Korridor hinunter. Sie hatte die Hände leicht vor sich ausgestreckt, und mich beschlich der Verdacht, dass sie sich ihrer Umgebung bis ins kleinste Detail bewusst war – weit mehr, als mit normalen, menschlichen Sinnen möglich gewesen wäre. Die Armreifen an ihren Handgelenken funkelten noch heller. Überdurchschnittliche Aufmerksamkeit als Verteidigungsmaßnahme statt meines direkteren Ansatzes, Kraft mit Gegenkraft zu begegnen. Ganz ihr Stil.
    Doch weder eine extreme Auffassungsgabe noch unaufhaltsame Gewalt waren vonnöten. Elaine

Weitere Kostenlose Bücher