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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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war bei einer Tür angelangt und hob eine Hand, um zu klopfen. Genau in diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und eine abgekämpft aussehende Abby begrüßte uns mit einem kurzen Nicken. „Gut, etwas zu früh, das ist gut. Kommen Sie rein, ja, kommen Sie rein.“
    Ich wollte losmarschieren, doch Elaine stoppte mich mit einer erhobenen Hand. Ihre Augen blickten ins Leere. „Lass mich das überprüfen. Eine weitere Frau ist da drin. Zwei Hunde.“ Sie schielte zu mir hinüber und senkte die Hand. „Einer davon ist deiner.“
    „Mouse?“, rief ich.
    Der Boden erbebte leicht, und der riesige, graue Hund drückte sich fast schon vorsichtig an Abby vorbei, als er mir entgegen getrottet kam, um mich zu begrüßen. Er rammte mir den Kopf in die Magengrube, bis ich auf ein Knie heruntersank und er mein Gesicht mit Schlabberküssen übersäen konnte.
    Ich klopfte ihm ein paarmal fest auf die Schulter, da ich einfach außerordentlich männlich und nicht im Mindesten den Tränen nahe war, weil er in Sicherheit war und immer noch an seinem Halsband hing. „Auch gut, dich zu sehen, Pelzgesicht.“
    Toto kam hinter Mouse hinterdrein getrottet wie ein kleines Lotsenschiff, das einen Ozeanriesen begleitete, und bedachte mich mit einem misstrauischen Knurren. Dann kam er zu mir herüber gewieselt, beschnüffelte mich, nieste ein paarmal und befand mich schließlich für unter all dem Seegeruch durchaus annehmbar. Er eilte zu Abby zurück, jedoch nicht, ohne mich vorher noch einmal anzuknurren, um sicherzustellen, dass ich meine Lektion auch gelernt hatte. Dann hüpfte er um ihre Füße, bis sie ihn aufhob.
    Die behäbige Blondine nahm den Hund in den Arm und betrachtete mich mit sorgenvoller Miene. „Was ist passiert? Ich meine, Sie sind beide gegangen, was ist danach geschehen, wo sind Sie hin, ist Olivia …“
    „Lassen Sie uns reingehen“, schlug ich vor und erhob mich. Ich wechselte einen Blick mit Elaine, und wir betraten alle Abbys Wohnung. Mouse unterbrach kein einziges Mal den Körperkontakt zu mir und drückte seine Schulter ohne Unterlass gegen mein Bein. Ich trat als Letzter durch die Tür und zog sie hinter mir zu.
    Abbys Wohnung war bescheiden, überquellend und in mehrere fein säuberlich getrennte Wohnbereiche eingeteilt. Sie besaß einen Sekretär mit Schreibmaschine, einen Tisch mit einer alten Nähmaschine, einen Stuhl neben einem Notenständer und einem Instrumentenhalter mit einer Violine (außer, wenn es sich in Wirklichkeit um eine Bratsche handelte), eine Lesenische mit Sessel und Bücherregalen, die vor Liebesromanzen nur so überquollen, und etwas, das fast den Eindruck eines Ahnenschreins machte, nur umgekehrt, wo alles Heilige Kinder mit rosigen Wangen und blonden Locken waren.
    Priscilla war auch da. Sie hatte es sich im bequemen Sessel in der Lesenische gemütlich gemacht und sah abgekämpft und kleinlaut aus der Wäsche. Vor ihr auf dem Tisch stand eine Tasse Tee, doch dieser wahr offensichtlich erkaltet, ohne dass sie ein einziges Mal daran genippt hatte. Sie sah mich mit müden, stumpfen Augen an.
    „Olivia geht es gut“, flüsterte ich.
    Abbys Gesicht erhellte sich, und sie atmete tief durch, noch ehe ich zu sprechen beginnen konnte. Toto musste ihre Gemütslage gespürt haben, denn er begann sofort, begeistert mit dem Schwanz zu wedeln. „Ja?“
    „Ein … zeitweiliger Geschäftspartner von mir, der Mann auf den Bildern, hat Frauen in Sicherheit gebracht, die in Gefahr waren, von dem Mörder ins Visier genommen zu werden. Er hatte herausgefunden, dass sich Olivia in Gefahr befand und sie überredet, ihn zu begleiten, als er mehrere weitere Frauen in ein sicheres Versteck brachte.“
    Priscilla starrte mich eine Zeit lang unverwandt an. Dann sagte sie: „Was noch?“
    Elaine sprach mit fester, ruhiger Stimme. „Anna Ash ist tot. Im Hotelzimmer. Augenscheinlich Selbstmord.“
    Abby stieß einen leisen, erstickten Laut aus. Dann setzte sie sich eilig auf den Ohrensessel neben der Violine. Toto wimmerte besorgt. „W... was?“, stammelte Abby.
    „Ich muss eines wissen, meine Damen“, sagte ich leise. „Warum haben Sie sich nicht an unsere Anweisungen gehalten? Warum haben Sie das Hotel verlassen?“
    „Das …“, hob Abby an. Tränen rannen über ihre Wangen. „Das war … war ...“
    „Sie sagte“, warf Priscilla mit leiser, dumpfer Stimme ein. „Sie sagte, sie müsse gehen. Müsse arbeiten.“
    Verdammte Scheiße! Ich hatte es gewusst.
    Elaine war den Bruchteil einer Sekunde

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