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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zuckte dermaßen grell auf, dass sich meine wiedererwachten Sinne unter Schmerzen krümmten. Ein Geräusch brüllte laut genug auf, um eine Blasmusikkapelle zu übertönen und die gesamte Wand des Hotelzimmers im ersten Stock, dass wir etwas früher an diesem Tag angemietet hatten, wurde aus dem Gebäude gerissen und stürzte auf die Straße. Ich hatte mir mein Schild über den Kopf gerissen, ehe die Trümmer auf mich herabregneten, was mich, Murphy und die Windschutzscheibe des Käfers, und das Mädel, das ungläubig durch diese hindurch starrte, vor Schlimmerem bewahrte. Ich linste durch die herunter purzelnden Trümmer des Gebäudes, der Möbel und Ziegel, und eine Sekunde später konnte ich eine zerschmetterte menschliche Gestalt ausmachen, die mit dem Gesicht nach unten, die Beine über dem Rinnstein, auf der Straße lag. Priscillas Rollkragenpulli brannte, und ihr Haar war bis auf fünf Zentimeter vom Schädel völlig verschmort und stand in alle Richtungen ab. Sie riss sich in orientierungsloser, taumelnder Angst den Rollkragenpulli vom Leib – und offenbarte somit einen Büstenhalter und ein Paar Gummititten. Auch diese riss sie sich herunter, und zurück blieb ein schlanker, bleicher, haarloser, aber eindeutig männlicher Oberkörper eines ebenso bleichen, androgyn aussehenden Mannes.
    In dem klaffenden Maul der Ruine, die einmal Elaines Hotelzimmer gewesen war, regte sich etwas, und eine Frau erschien. Sie war in den billigen Plastikduschvorhang gehüllt, der vor der Badewanne gehangen hatte. Sie hatte sich die dickgliedrige Kette als improvisierte Aderpresse einige Zentimeter oberhalb des hässlichen Schnittes um ihren linken Arm geschlungen. Sie war völlig trocken, und ihr Haar wallte um ihren Kopf, während statische Entladungen um sie knisterten, als sie sich bewegte. Sie glitt langsam und behutsam über den trümmerübersäten Boden. In der rechten Hand hielt sie in kurzes, geschnitztes Holzstück, das wie ein riesiger Dorn aussah, mit dessen scharfer Spitze sie auf den Mann auf dem Parkplatz deutete. Kleine, grüne Lichtstreifen tanzten um seine Spitze und prallten hie und da mit einem knisternden Zischen an nahestehende Gegenstände, als Elaine vorwärts schritt.
    Elaine hielt den todbringenden, kleinen Stab unablässig auf den Skavis gerichtet. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie knurrte: „Na, wer ist jetzt nutzlos, Schlampe?“
    Ich starrte Elaine einen Augenblick lang an, ehe ich einen Blick mit Murphy wechselte, die ebenso bestürzt und fasziniert aus der Wäsche schaute, wie ich mich fühlte. „Murph“, sagte ich, „ich glaube, ich bin durchgekommen.“
    Der Skavisagent kam auf die Beine und stürzte sich ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden auf uns.
    Ich hob meinen Stab und ließ einem Geschoss aus purer Energie freien Lauf. Er mochte vielleicht höllisch stark sein, doch sobald er in der Luft war und sich von nichts mehr abstoßen konnte, war er nur noch Masse mal Beschleunigung. Das Geschoss aus meinem Stab pflückte ihn aus der Luft und ließ ihn nicht weit hinter dem Käfer auf dem Asphalt zu Boden gehen. Ich benutzte ohne Zögern einen zweiten Stoß, um ihn erneut über den Parkplatz zu fegen, damit sich nichts in seiner Nähe befand.
    „Danke, Harry“, sagte Elaine mit angespannter Stimme. Dann riss sie ihren Stab hoch und zischte: „Fulminaris!“
    Ein weiterer blendender Lichtstrahl durchzuckte die Nacht, ein weiterer hausgemachter Donner grollte, und eine Sphäre aus grünlich-weißem Licht umhüllte den Vampir. Ein Schrei klang zu uns herüber, dann stürzte der Körper mit verkohltem Oberkörper und einer geschwärzten Schulter zu Boden. Es roch bestürzend nach brutzelndem Speck.
    Elaine hob mit glitzernden Augen das Kinn. Sie senkte den Stab, und als sie das tat, flackerte die Straßenbeleuchtung in ihrer ursprünglichen Helligkeit auf. Sie nickte. Dann glitt sie aus und stolperte zur Seite.
    „Habe ein Auge auf ihn!“, befahl ich Molly und wies auf den gefallenen Vampir.
    Murphy und ich erreichten Elaine ungefähr gleichzeitig und versuchten, sie aufzufangen, bevor sie stürzte. Wir bewirkten jedoch nur, dass sie einigermaßen sanft auf den mit Trümmern übersäten Asphalt glitt.
    „Mein Gott“, sagte Murphy. „Harry, sie muss sofort in eine Klinik.“
    „Aber die überwachen die …“
    „Scheiß drauf“, sagte Murphy und erhob sich. „Sie können sie gerne hinter einer Wand aus Polizisten überwachen.“ Sie stapfte von dannen und zückte

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