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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nicht. Eine einzelne Person kann niemals einen Unterschied machen. Nicht im echten Leben. Gott, was für Arroganz – und sie haben dafür bezahlt.“
    Ich ließ weitere Energie in meine Gedanken sickern. „Elaine!“
    Sie blickte kurz auf, und ihr stumpfer Blick schweifte durch den Raum. Langsam weitete sich das Bild aus. Sie befand sich in einem gut beleuchteten Raum ohne Besonderheiten. Ein Großteil des Raumes schien schneeweiß zu sein. Dann senkte sie erneut den Kopf.
    „Darauf zu vertrauen, dass ich sie beschützen würde. Ich hätte genauso gut selbst abdrücken können. Aber selbst dazu bin ich zu feige. Ich sitze einfach nur da. Bereite alles vor, damit ich nicht mehr versagen kann. Damit ich nichts mehr versuchen muss. Ich muss mir keine Gedanken mehr machen, dass ich ein Nichts bin. Ich muss einfach nur hier sitzen bleiben.“
    Das gefiel mir gar nicht. In den empfindungslosen Tiefen meines Verstandes brüllte ich: „Elaine!“
    Sie hob den Kopf und zwinkerte langsam. Ihr Mund begann, sich im Takt ihrer hörbaren Gedanken zu regen. „Weiß nicht, was ich ausrichten zu können glaubte. Eine Frau. Eine Frau, die ihr Leben damit zugebracht hat, wegzulaufen. Fehlerhaft zu sein. Ich hätte ihnen einen besseren Dienst erwiesen, das Ganze zu beenden, bevor ich überhaupt hierher gekommen bin, anstatt sie mit mir in den Abgrund zu reißen.“
    Ihre Lippen hörten auf, sich zu bewegen, aber äußerst schwach konnte ich sie in meinen Gedanken rufen hören: „Harry?“
    Plötzlich konnte ich auch den Unterschied zu ihren anderen Gedanken feststellen.
    „Einfach sitzenbleiben“, murmelte sie. „Es ist fast vorbei. Ich werde nicht mehr nutzlos sein. Ich werde einfach sitzenbleiben und warten, dass es nicht mehr wehtut. Ich werde niemanden mehr enttäuschen. Alles wird vorüber sein, und ich werde mich ausruhen können.“
    Das klang nicht wie Elaines Stimme. Ich hörte subtile Unterschiede. Es klang so … als ahme sie jemand nach. Es kam ihrer Stimme sehr nah, aber es war nicht Elaine. Da waren zu viele Ungereimtheiten.
    Dann begriff ich.
    Es war der Skavis, der Fiktionen der Verzweiflung und der Trauer in ihren Verstand wisperte, so wie die Raiths von Lust und Begierde flüsterten.
    Er griff sie an.
    „Elaine Lilian Mallory!“, brüllte ich in meinem Kopf, und meine Stimme grollte wie Donner. „Ich bin Harry Blackstone Copperfield Dresden, und ich gebiete dir, mich anzuhören! Höre meine Stimme, Elaine!“
    Geschockte Stille. Dann sagte Elaine mit ihrer Gedankenstimme etwas klarer: „Harry?“
    Ihre Lippen regten sich, und die Stimme der Nichtelaine fluchte: „Was zur Hölle?“
    Elaines Blick zuckte zu mir herum, und plötzlich sah sie mich direkt an. Der Raum um sie herum erschien unerwartet in glasklarer Deutlichkeit.
    Sie war im Badezimmer des Hotels, in der Badewanne, nackt.
    Dampf lag schwer in der Luft. Sie blutete aus einem breiten Schnitt an einem Handgelenk. Das Wasser war scharlachrot. Ihr Gesicht erschien mir schrecklich blass, doch ihre Augen waren noch nicht glasig und weggetreten. Noch nicht.
    „Elaine!“, donnerte ich. „Du wirst psychisch angegriffen! Priscilla ist der Skavis!“
    Elaines Augen weiteten sich.
    Jemand schlug mir fest ins Gesicht und donnerte: „Harry!“
    Die Welt kippte zur Seite und weitete sich zu einer Dissonanz aus Bewegungen und Geräuschen aus, als alle Sinneseindrücke, die ich ausgeblendet hatte, über mich hereinbrachen. Der Käfer war quer über mehrere Parkplätze des winzigen Parkareals des Motels abgestellt, beide Türen waren offen, und Murphy, eine Pistole in der Hand, hatte mich am Revers meines Staubmantels gepackt und schüttelte mich. „Harry! Steh auf!“
    „Oh“, brummte ich. „Wir sind da.“
    Ich stolperte aus dem Auto und sammelte mich. Hinter mir kletterte Molly hinters Steuer.
    „Wie sieht‘s aus?“, fragte Murphy. „Bist du durchgekommen?“
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten, doch plötzlich wurden alle Lichter trübe. Ich meine nicht, dass sie ausgingen. Das taten sie nicht. Sie wurden einfach … dunkler, wie bei einer Laternenflamme, wenn man das Glastürchen schließt. Oder, schoss es mir plötzlich durch den Kopf, wie bei einem Feuer, das plötzlich des Sauerstoffes beraubt wird.
    Etwas Riesiges hatte eingeatmet.
    Dann erschallte eine Stimme mit silbrigem Zorn, grollte durch die Luft und peitschte Staubwölkchen in ihrer Bugwelle vor sich her, als sie wie ein Posaunenstoß ertönte: „Fulminaris!“
    Grünliches Licht

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