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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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wandlungsfähigste. Sie ist in jedem Fall die gefährlichste.“
    „So widerstandsfähig sah sie gar nicht aus“, grummelte Ramirez, doch er sah bei diesen Worten dennoch grüblerisch drein.
    „Sie ist auf eine andere Art gefährlich als die meisten anderen“, sagte ich. „Aber ihr Versprechen ist etwas wert.“
    „Das ist es“, sagte Ramirez fest. „So viel habe ich gesehen.“
    „Das ist eines der Dinge, die sie so gefährlich machen“, antwortete ich und ging auf die Limousine zu. „Bleib cool.“
    Wir schlenderten hinüber, und ich beugte mich vor, um zu Lara ins Wageninnere zu spähen, die sich auf einer dieser kutschenartigen Bänke niedergelassen hatte. Rückgrat, Anmut und phantastische graue Augen. Sie lächelte, als ich zu ihr hineinsah und lockte mich mit einem Finger.
    „Steigen Sie in meine Limousine“, sagte die Spinne zur Fliege, und genau das taten wir.

36. Kapitel
    D ie Limousine rollte an dem riesengroßen Steingebäude des Châteaus vorbei. Es war größer als ein durchschnittliches Parkhaus in Chicago und über und über mit Anbauten, Türmchen und Wasserspeiern übersät wie eine pseudomittelalterliche Festung.
    „Wir, äh“, bemerkte ich, „halten nicht beim Haus an.“
    „Nein“, sagte Lara auf der Sitzbank gegenüber. Selbst im Dunkeln konnte ich das Funkeln ihrer leuchtenden Augen ausmachen. „Das Konklave findet in der Tiefe statt.“ Ihre Augen leuchteten. „Um den Leuten den Fußweg zu ersparen.“
    Ich schenkte ihr ein verhaltenes Lächeln und sagte: „Ich mag das Haus. Das ganze Burgenthema. Es ist doch immer wieder nett, wenn jemand ein Heim besitzt, dass einer Belagerung durch böhmische Söldner trotzen könnte.“
    „Oder durch amerikanische Magier“, fügte sie ruhig hinzu.
    Ich hoffte, dass ich mein bestes, wölfisches Grinsen aufgesetzt hatte, verschränkte die Arme und sah zu, wie das Haus an uns vorüberglitt. Der Wagen bog in einen kleinen Schotterweg ein und fuhr noch eine gute Meile weiter, ehe es langsamer wurde und anhielt. Bodyguard George stieg aus, um Lara die Tür zu öffnen. Ihre Schenkel strichen über meine Knie, und ihr Parfum duftete derart betörend, dass es für zwei oder drei Sekunden einen Kurzschluss in meiner Birne auslöste.
    Ramirez und ich blieben noch einen Augenblick sitzen.
    „Das“, verkündete ich, „ist eine furchtbar schöne Frau. Ich dachte, ich sage dir das mal, Junior, nur für den Fall, dass es dir wegen deiner mangelnden Erfahrung nicht aufgefallen ist.“
    „Lügen“, schnaubte Ramirez. „Böse.“
    Ich lachte und schlüpfte aus dem Auto, um Lara – die von drei weiteren Leibwächtern erwartet wurde – in die Wälder neben der Schotterstraße zu folgen.
    Das letzte Mal, als ich den Eingang zur Tiefe gefunden hatte, war ich auf einen Suchzauber konzentriert durch diese Wälder gestolpert und hätte mir ob der Wurzeln und Maulwurfshügel des uralten Wäldchens fast das Genick gebrochen.
    Diesmal jedoch war der Weg beleuchtet, und nichts weniger als ein echter roter Teppich wand sich zwischen den Bäumen dahin. Die Beleuchtung bestand aus dezenten blauen und grünen Laternen. Als ich aber einen genaueren Blick auf sie warf, stellte ich fest, dass es sich um elegante, kleine Kristallkäfige handelte, in denen winzige menschenähnliche Wesen mit Flügeln eingesperrt waren. Feen, winzige Pixies, jede umhüllt von einem sanften Lichtschein, hockten armselig in ihren Miniaturgefängnissen.
    Neben jedem Käfig kauerten weitere Gefangene – Menschen, die mit nichts weiter als einem einzigen weißen Seidenband um den Hals an einem Pflock im Erdreich vor ihnen festgebunden waren. Sie waren nicht nackt. Lara wäre nie so vulgär gewesen. Stattdessen trugen sie weiße Seidenkimonos mit silbernen Stickereien.
    Männer und Frauen unterschiedlichsten Alters, von unterschiedlichster Statur und Haarfarbe – doch jeder Einzelne besaß eine umwerfende Schönheit – knieten mit gesenktem Blick auf dem Boden. Ein junger Mann saß zitternd da und hatte offensichtlich alle Mühe, sich noch aufrecht zu halten. Durch sein langes, dunkles Haar zogen sich weißliche Strähnen. Seine Augen starrten unfokussiert in die Ferne, und er schien seine Umgebung nicht mehr im Mindesten wahrzunehmen. Sein Kimono war am Halsausschnitt zerrissen, was eine breite, athletische Brust freilegte. Ich erkannte Kratzer von Fingernägeln, die tief genug waren, dass sich kleine Rinnsale aus Blut gebildet hatten. Auf dem Nackenmuskel zwischen Hals und Schulter

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