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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Zentimeter vor Madrigals Körper. Goldene Lichter spielten über die Symbole der Stoffstreifen, die um seine Arme gewickelt waren. Dann begriff ich. Ramirez’ zweiter Angriff hatte reinen Demonstrationszwecken gedient.
    „Er ist durch einen Zauber geschützt!“, knurrte Ramirez.
    „Lass dich zurückfallen!“, befahl ich, als Vitto von der gegenüberliegenden Seitenlinie auf mich zugeschossen kam. Im Laufen lud er seine Schusswaffe neu, ließ das alte Magazin achtlos fallen und donnerte ein neues in die Pistole. Ich hob mein Schildarmband, um mich für mein Schutzzeichen bereit zu machen – dann zögerte ich für den Bruchteil einer Sekunde, um den richtigen Zeitpunkt und den Winkel von Auf- und Abprall zu erwischen.
    Vittos Hand fuhr wieder nach oben, und die Waffe bellte erneut auf.
    In der letzten Sekunde riss ich den Schildzauber hoch, eine senkrechte Fläche im rechten Winkel zum Höhlenboden, und Ramirez vollführte gerade noch rechtzeitig einen Satz nach hinten, um sich hinter dem Schild in Sicherheit zu bringen. Zwanzig oder dreißig Kugeln prallten als Querschläger in einem Funkenregen von der unsichtbaren Barriere ab – und zischten mehr oder weniger in Richtung Madrigals und seines magischen Schutzes.
    Diese extrem praktischen Stoffbänder waren offensichtlich nicht erschaffen worden, um stoffliche Projektile abzuhalten, denn eine der umgelenkten Kugeln bohrte sich in einer hässlichen Explosion aus zerfetztem Stoff und einem Aufspritzen bleichen Blutes durch die Außenseite seines Oberschenkels. Er schrie, kam ins Taumeln und streckte eine Hand aus, um das Gleichgewicht zu halten, bevor er auf den Höhlenboden schmettern konnte.
    „Runter“, brüllte Ramirez in meine Richtung. Seine Hand fuhr zu seiner Pistole, und er hatte die Waffe gezogen, noch ehe sich Madrigal erneut in Bewegung setzen konnte.
    Ich drehte den Schild aus Ramirez’ Schussbahn, indem ich ein paar Schritte von Carlos ’ Seite weg auf Vitto zu stapfte. Dann verwandelte ich die andere Seite des Schildes mit einer Handbewegung in eine reflektierende Spiegelfläche.
    Neben mir begann Ramirez’ Pistole aufzubellen – gezielte Schüsse, nicht das planlose Knallen panischen Feuerns.
    Vitto reagierte auf die Schüsse und die sich plötzlich bildende vier Meter breite und drei Meter hohe, spiegelnde Wand mit jäher Gewalt. Er warf seine schwere Pistole auf das plötzlich aus dem Nichts erscheinende, rasend schnell näherkommende Ziel, noch ehe er bemerkt hatte, dass es sich um sein eigenes Spiegelbild handelte. Der Schlitten der Pistole war zurückgezogen, und als sie mit der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der er sie geschleudert hatte, gegen den Schild prallte, zerbarst sie in ihre Einzelteile.
    Vitto wurde einen Schritt lang mit geweiteten Augen langsamer, und daraus konnte ich ihm wahrlich keinen Strick drehen. Ich hätte sicher auch ein paar Sekunden entgeistert aus der Wäsche geblinzelt, hätte mein Gegner urplötzlich die Luft vor mir in die Wand eines Tanzstudios verwandelt.
    Dann wurde er wieder schneller und tat etwas, worauf ich nicht vorbereitet war. Er stieß sich in die Luft ab und segelte in guten vier Metern Höhe über den Schild, wobei er mit beiden Händen Messer warf. Ich riss den rechten Arm hoch und versuchte, mit diesem so weit wie möglich von meinem Körper entfernt die Wurfbahn der Messer zu kreuzen. Das Messer traf mich mit der Breitseite der Klinge, was mir ganz recht war, dort, wo das Leder des Ärmels meines Staubmantels meinen Arm beschützte. Der Griff aber prallte auf mein nacktes Handgelenk, und meine rechte Hand wurde augenblicklich taub. Ich hörte, wie ein weiteres Messer leise durch die Luft wirbelte und mich verpasste.
    „Madre de Dios!“, schrie Carlos auf.
    Der Sprengstock fiel aus meinen nutzlosen Fingern.
    Ich fluchte und warf mich zur Seite, als Vitto innerhalb meines Schildes landete, sein Schwert aus der Scheide riss und einen waagerechten Schnitt in Richtung meiner Kehle vollführte. Mein taktisches Denken war auf zwei Dimensionen begrenzt gewesen. Vielleicht hatte mich die Nachbildung eines Sportfeldes, auf dem wir nun kämpften, in diesem Irrtum noch zusätzlich bestärkt. Das zweite Messer hatte mich verfehlt, weil Vitto nicht auf mich gezielt hatte. Sein Griff ragte nun aus Ramirez’ rechter Wade.
    Ich konnte meine Finger nicht richtig bewegen, was mich auch daran hinderte, die Energieringe an meiner rechten Hand einzusetzen. Ich ließ den Schildzauber fallen – in der

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