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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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in den Vampiren auslöste.
    Der endgültige Tod war bei Vampiren ein selten gesehener Gast – doch wenn der alte Schnitter einen Hausbesuch abstattete und zuschlug, beendete er eine Existenz, die noch Jahrhunderte hätte andauern können. Diese Erkenntnis verriet mir noch etwas über die Mitglieder des Weißen Hofs – trotz all ihrer Verführungskraft, all ihrer verbotenen Anziehungskraft, egal, wie sehr diese im Äußeren so wunderschönen und im Innersten verderbten Kreaturen verstanden, dass sich ihre Opfer zu ihnen hingezogen fühlten, da sie die Gabe besaßen, die größte Freude im Leben zu schenken, noch während sie dieses Leben auslöschten – die Vampire selbst waren gegen diese dunkle Anziehungskraft ebenfalls nicht gefeit.
    Sie waren gewöhnliche, fast unsterbliche Voyeure, die das Handwerk des Todes begafften. Sie sahen diese Mischung von Ekstase und Entsetzen auf den Gesichtern all ihrer Opfer. Sie labten sich daran, wenn Leben und Leidenschaft der ewigen Stille anheim fielen – da sie trotz allem wussten, dass es bei ihnen nicht im Mindesten anders war. Eines Tages, eines Nachts waren auch sie an der Reihe, sich der Sense und der dunklen Kutte zu stellen, und auch sie würden fallen – ebenso hilflos fallen wie all ihre Opfer immer wieder.
    Der endgültige Tod hatte sich Madrigal geholt, und bald würde er auch Vitto für sich beanspruchen. Der Weiße Hof sehnte sich danach, das mit anzusehen, das Rauschen der dunklen Engelsflügel zu hören, sich an der Nähe des Todes zu ergötzen und sich an seiner Gegenwart zu erfreuen – und daran, dass er an den anderen Höflingen vorüber schritt.
    Es ließ sich nicht in Worte fassen, wie dringend die in professionelle Behandlung gehörten.
    Kaputte Kotzbrocken.
    Ich verbannte diese Gedanken aus meinem Kopf. Ich hatte einen Job zu erledigen.
    „Na gut“, brummte ich in Ramirez ’ Richtung. „Bereit?“
    Er bleckte die Zähne zu einem wilden Lächeln. „Bringen wir’s hinter uns!“
    Vitto Malvora, der letzte von Anna Ashs Mördern, stellte sich mir mit völlig weißen Augen entschlossen entgegen. Für einen Mann, der zwei ganz schön tödlichen Magiern gegenüberstand, die fest entschlossen waren, ihn vom Angesicht der Erde zu pusten, sah er nicht gerade verängstigt aus.
    Im Gegenteil. Er sah …
    … hocherfreut aus.
    Kacke.
    Vitto warf den Kopf in den Nacken und breitete seine Arme aus.
    Ich ließ meinen Schild in sich zusammenfallen und donnerte: „Töte ihn!“
    Vitto erhob seine Stimme zu einem plötzlichen, donnernden Grollen, und ich konnte die Macht in seinem Ruf förmlich spüren. „Meister!“
    Ramirez war eine Spur zu langsam darin, sein Schwert in die andere Hand zu nehmen, um grünes Feuer auf Vitto zu schleudern, und der Vampir senkte seine Arme und kreuzte sie vor seiner Brust. Er zischelte Worte in einer unbekannten Sprache. Ramirez’ Angriff prallte an Vittos magischer Deckung ab, auch wenn einzelne Tropfen grünen Feuers auf dessen Arme spritzten und Krater in der Größe kleiner Münzen hinterließen.
    „Scheiße!“, fauchte Ramirez.
    Doch ich hatte keine Zeit, auf ihn zu hören.
    Ich spürte es. Spürte, wie sich auf dem Boden vor dem Weißen Thron Macht sammelte. Es handelte sich um keine augenblicklich brandgefährliche Kampfmagie, doch sie war unverschämt und von einer so ursprünglichen Macht durchdrungen, dass es mir kalt durch Mark und Bein lief. Einen Augenblick später erkannte ich diese Macht wieder. Einige Monate zuvor hatte ich ihren schwachen Nachhall gefühlt. In einer Kaverne in New Mexico.
    Ich spürte ein Beben. Dann noch eins. Dann ein drittes, und dann bildete sich in der Luft vor dem Weißen Thron plötzlich ein Wirbel. Dieser drehte sich kurz gemächlich um sich selbst, dann erschien auf einmal eine ovale Scheibe totaler Finsternis in der Luft. Sie drehte sich wie ein Strudel, öffnete sich und verdrängte selbst den Raum in der Höhle. Feuchte, nach Schimmel und Verfall riechende Luft drang aus einem Durchgang, der sich aus dem Niemalsland in die Tiefe geöffnet hatte.
    Wenig später konnte ich in diesem Durchgang Bewegung ausmachen, und ein Ghul stürzte sich durch die Öffnung.
    Na ja. Ich nenne es mal einen Ghul. Aber mir war auf den ersten Blick klar, dass ich etwas aus einem ganz anderen Zeitalter vor Augen hatte. Es war … wie wenn man eine Zeichnung aus der letzten Eiszeit vor sich hatte – vertraute Tiere, zumindest die meisten, aber sie alle waren viel zu groß, zu überladen mit Muskeln,

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