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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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knappen Entfernung zu Vitto würde er mich ohnehin nur behindern. Sobald ich die Möglichkeit hatte, musste ich ihn zwischen ihm und mir erneut hochfahren, doch er schien nicht willens, mir diese Chance zu bieten. Blitzschnell stieß er gegen meinen Bauch vor, und ich musste einige Schritte zurücktänzeln, um diesen Angriff mit einer kreisenden Bewegung des Stabes in meiner linken Hand zu parieren.
    Nie im Leben konnte ich es im Fechtkampf mit Vitto aufnehmen. Selbst wenn er mir rein körperlich nicht haushoch überlegen war, war es nicht gerade die beste Taktik, auf das Siegertreppchen zu kommen, einhändig mit einem Stab gegen einen kompetenten Fechter anzutreten. Wenn ich mir alle Mühe gab, konnte ich ihm rückwärts im Kreis ausweichen, bis ich stolperte oder er mir die Finger absäbelte und mich erledigte, oder bis er mich weit genug von Ramirez weggetrieben hatte, dass sich beide auf ihn stürzen und ihn umbringen konnten.
    Ich konnte ihm auch keine Magie entgegenwerfen. In seinem Rücken befanden sich die Vampire hinter ihren menschlichen Schutzschilden, und er war verdammt schnell. Alles, was ich ihm an den Kopf werfen konnte, um ihm ordentlich Schaden zuzufügen, konnte ihn auch verfehlen – und dann würde es jeden töten, der dem Zauber im Weg war.
    Ich konnte es mir nicht leisten, Vitto auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen – ich musste darauf vertrauen, dass Ramirez mit Madrigal klarkam. Ich musste etwas Zeit und Distanz zwischen uns erkaufen. Ich zwang meinen Willen und Höllenfeuer in meinen Stab und knurrte: „Forzare!“ Dann entfesselte ich den Zauber wie eine gewaltige Welle auf alles, was vor mir lag.
    Die Welle aus Energie brandete über Vitto und riss ihn von den Beinen. Er prallte gegen einen muskulösen Sklaven mit einem präzise gestutzten Kinnbart, dann erfasste die Woge auch diesen und alle Leute, die neben ihm standen. Diese wiederum flogen in die zweite Reihe kniender Sklaven, und diese purzelte daraufhin in die Vampirhorde dahinter, die überrascht und erschrocken aufschrie.
    Sobald er die Sklaven erreicht hatte, war nicht mehr so viel Wucht in dem Zauber. Nicht, wenn man bedachte, wie weit ich ihn aufgefächert hatte. Ich hätte Leute auf dem Footballfeld heftiger umrennen können. Der Zauber besaß jedoch genug Schmackes, um Vitto – dessen Bein immer noch brannte – in einen Haufen Höflinge und Sklaven zu pusten.
    „Willkommen, meine Damen und Herren“, krakeelte ich, „zum allabendlichen Vampirkegeln!“
    Ich war peinlich berührt, als vom Kontingent der Raiths Gelächter und vereinzelter Applaus zu mir herüberdrang. Ich hob meinen Schild wieder, der diesmal als Halbkugel aus silberblauem Licht in der Luft hing, und warf einen Blick über die Schulter zu Ramirez – gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Madrigal, der aus mehreren Schusswunden blutete, mit einem in die Höhe gerissenen Speer nach vorne rannte. Ramirez war auf ein Knie niedergesunken, da sein verletztes Bein sein Gewicht nicht länger tragen wollte, und ließ auch seine Desert Eagle zu Boden fallen, um einen weiteren Bolzen aus vernichtendem, saphirfarbenen Licht in seiner Rechten zu sammeln.
    Madrigal lachte ihm ins Gesicht, ein silbriger Laut voller Spott, und als er sich erneut in Bewegung setzte, konnte ich das chromartige Aufblitzen des dämonischen Hungers in seinen Augen erkennen. Seine schützenden Stoffbänder gleißten grell auf, als er auf Ramirez zu rannte.
    „Ramirez!“, donnerte ich.
    Madrigal hob den Speer.
    Ramirez schleuderte die gehortete Energie in einem letzten, nutzlosen Schlag …
    … der Madrigal verfehlte und sich über den Stein zu dessen Füßen ergoss.
    Ein Teil des Steinbodens von der Größe einer Badewanne leuchtete für einen Sekundenbruchteil grünlich auf, dann zerbarst er in so feinen Staub, dass man die einzigen Körnchen mit bloßem Auge wahrscheinlich nicht mehr hätte feststellen können.
    Genauso wenig wie meine durchschnittliche Vorbereitung auf einen Kampf vier Meter Hohe Kung-Fu-Sprünge messerschleudernder Meister beinhaltete, hatte sich Madrigal offensichtlich auf Steinböden eingestellt, die sich urplötzlich in fast reibungslosen Staub verwandelten. Er kreischte und stürzte mit wild rudernden Armen in die Wanne. Ich sah, wie die Zahnräder in seinem Kopf hektisch ineinandergriffen, als er versuchte, auszuknobeln, was zum Geier da gerade passiert war und wie er sich da wieder aus der Affäre ziehen könnte.
    Ramirez warf mir einen eiligen Blick über

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