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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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viele mit Säbelzähnen, Hornsporen, oder Haut wie Panzerplatten.
    Dieses Ding, dieser Ghul, fiel in diese Kategorie. An die dreieinhalb Meter hoch, mit so breiten, gedrungenen Schultern, dass er eher einem Gorilla als einer Hyäne oder einem Pavian ähnelte, wie es bei den meisten anderen Ghulen der Fall war. Es hatte gezackte Knochenkämme auf den Wangenknochen, und sein Kiefer strotzte nur so vor drahtigen Muskeln. Seine Unterarme waren noch länger als die eines normalen Ghuls und seine Klauen länger, massiver und mit knorrigen Hornkämmen überzogen, so dass dieses Ding mit seinen Pranken Dinge ebenso gut zu Mus zerquetschen wie in die Einzelteile zerreißen konnte. Auch seine Stirnwülste waren viel ausgeprägter, und seine Augen saßen so tief, dass kaum mehr als ein Aufblitzen durch das indirekte Licht in ihren Höhlen auszumachen war.
    Der Ghul kauerte sich nieder und vollführte mit einer gleichgültigen Grazie einen sieben Meter weiten Satz in die Kaverne. Dann schlug er auf dem Boden auf und brüllte. Mir wären fast die Knie weich geworden.
    Weitere Ghule quollen aus dem Durchgang. Zehn. Zwanzig. Immer mehr.
    „Herrjemine“, stammelte ich.
    Neben mir schluckte Ramirez hörbar. „Ich“, sagte er kläglich, „werde als Jungfrau sterben.“
    Vitto stieß ein absurdes, schadenfrohes Hohngelächter aus und jaulte: „Endlich! Endlich!“ Er legte tatsächlich ein kleines Freudentänzchen hin. „Endlich hat die Maskerade ein Ende! Tötet sie! Tötet sie alle!“
    Ich wusste nicht, ob es eine Vampirin oder eine Sklavin war, doch plötzlich stieß eine Frau einen Schrei schieren Entsetzens aus, die Ghule verfielen in einen Blutrausch und brandeten in einer unaufhaltsamen Welle in die Höhle.
    Ich ließ alle Macht aus meinem Schild und meinem Sprengstock fahren. Nichts davon würde mich aus dieser grausamen Schauküche der Schmerzen und des Todes befreien, in die sich die Höhle nur allzu bald verwandeln würde.
    „Nun gut“, keuchte ich. „Das ist dann höchstwahrscheinlich die Falle.“

39. Kapitel
    I ch wusste es“, knurrte Ramirez. „Ich wusste, das war ein abgekartetes Spiel.“
    Er drehte sich um, um zu mir herüberzusehen und zwinkerte. Erst da wurde mir bewusst, dass ich breit grinste.
    „Ganz recht“, pflichtete ich ihm bei. „Das ist es.“
    Ich hatte schon oft echte Profis dabei beobachtet, Tore ins Niemalsland zu öffnen. Die jüngste der Sommerköniginnen konnte das so geschickt, dass man es erst merkte, wenn sie ihr Werk beendet hatte. Ich hatte gesehen, wie Kutte Durchgänge ins Niemalsland einfach aufzog wie eine Schiebetür. Diese Tore waren kaum zu bemerken, bis sie verschwanden und den gleichen Verwesungsgeruch hinterließen, der nun durch die Höhle waberte.
    Ich brachte es nicht so elegant und subtil zustande.
    Aber ich schaffte es ebenso schnell und sicher.
    Ich fuhr auf dem Absatz herum, als die Ghule durch die Höhle strömten und sich im Blutrausch auf die versammelten Mitglieder des Weißen Hofes stürzten.
    „Geh!“, donnerte Ramirez. „Ich kann nicht laufen. Ich werde sie aufhalten. Verschwinde.“
    Ich sammelte meine Willenskraft und wechselte meinen Stab in die rechte Hand. Die Runen am Schaft erwachten flackernd zum Leben, und ich deutete mit der Spitze hinter mich auf eine Stelle gut einen Meter über dem Höhlenboden. Dann ließ ich meinem Willen freien Lauf und schrie: „Aparturum!“ Wütende goldene und blutrote Flammen leckten über den Schaft und schnitten einen Spalt in die Realität. Ich zog den Stab von links nach rechts, wobei ich eine Linie aus Feuer in die Luft zeichnete – und einen Herzschlag später weitete sich diese Linie aus. Flammen loderten in die Höhe wie Feuer, dass sich einen Vorhang hinauf fraß, rannen wie Wasser auf einer Windschutzscheibe zu Boden und öffneten ihrerseits einen Durchgang von der Raith-Tiefe ins Niemalsland.
    Das Tor öffnete sich in eine kalte, mit Eis und Schnee überzogene Waldlandschaft. Silbriges Mondlicht fiel durch die Öffnung, und eine eisige Windböe trug weißen Pulverschnee in die Höhle – der sich umgehend in eine durchsichtige, wenn auch kalte Gallerte verwandelte, Ektoplasma, den Stoff, aus dem die Geisterwelt geschaffen war und der immer dann zurück bleibt, wenn ein Ding aus der Anderswelt seine ursprüngliche Form annahm.
    In den Schatten war Bewegung zu sehen, und dann stürmte mein Bruder mit einem Säbel in der einen und der abgesägten Schrotflinte in der anderen Hand durch das Portal. Thomas

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