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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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war in eine schwere Motoradlederkluft, Protektoren und ein waschechtes Kettenhemd über der Lederjacke gekleidet. Sein Haar war zu einem strengen Pferdeschwanz zusammengebunden, und seine Augen leuchteten vor Aufregung. „Harry!“
    „Lass dir ruhig Zeit“, beschwichtigte ich. „Ist ja nicht so, als hätten wir hier eine ausgewachsene Krise an der Backe.“
    „Die anderen sind direkt hinter – pass auf!“
    Ich wirbelte gerade rechtzeitig herum, um zu sehen, wie sich ein Ghul vom Boden abstieß und mit ausgespreizten Klauen an Händen und Füßen auf mich zugesegelt kam, um mich in kleine Fitzelchen zu zerreißen.
    Ramirez rief etwas und schleuderte einen seiner grünen Bolzen auf das Ungetüm. Dieser krachte auf dem Höhepunkt der Flugbahn des Ghuls in das Ungeheuer und bohrte einfach so mir nichts, dir nichts ein Loch von der Größe eines Mülleimers in seinen Unterleib.
    Der Ghul schlug in einem Durcheinander aus Gekröse und Wut auf dem Boden auf. Er kämpfte weiter, auch wenn seine Beine beinahe völlig nutzlos hinter ihm her patschten wie der Schwanz eines Seehundes.
    Ich vollführte einen Sprung nach hinten – zumindest hatte ich das vor. Ein Tor ins Niemalsland zu öffnen war nicht kompliziert, es war aber auch nicht gerade einfach, und wenn man das und das Schlachtgetümmel um mich herum in Betracht zog, kam ich langsam an die Grenzen meiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Meine Beine wabbelten wie Gelee, und all meine Kraft und mein Saft hatten sich eher in abgestandenen Kaffee verwandelt.
    Thomas schleifte mich den letzten halben Meter, sonst wäre ich den Krallen des Ghuls wohl nicht mehr entkommen. Er streckte der Bestie die Hand mit der Schrotflinte entgegen und blies dem Ghul in einem Schauer von Knochenstücken, Hornsplittern und einem garstigen Nebel aus schwarzen Blut den Kopf von den Schultern.
    Danach packte ihn der Ghul am Arm und begann, mit den Krallen seiner anderen Hand auf meinen Bruder einzuhauen.
    Die Stärke des verstümmelten Ghuls war gewaltig. Glieder des Kettenhemdes wurden gesprengt und stoben in alle Richtungen davon, während Thomas einen verdutzten, stocksauren Schrei ausstieß.
    „Was zur Hölle?“, knurrte er. Er ließ die Schrotflinte fallen und trennte dem Ghul mit dem Säbel den Angriffsarm ab. Dann hebelte er die verkrallte Pranke des Ungetüms auf und schleuderte den Körper des Ghuls von sich.
    „Was zur Hölle war das?“, schnaufte er und angelte sich seine Schrotflinte.
    „Äh“, sagte ich. „Das war nur einer.“
    „Harry!“, sagte Ramirez, der so gut er auf seinem verwundeten Bein krabbeln konnte, den Rückzug angetreten hatte. Er prallte gegen mich, und ich half ihm, das Gleichgewicht wiederzuerlangen, bevor er zu stürzen drohte. Die verdammte Klinge steckte nach wie vor in seinem Bein.
    Ein Dutzend weiterer Ghule stürzte sich auf uns. Die Welt um mich schien langsamer zu werden, wie immer, wenn das Adrenalin in meinem Körper einen Gang hochschaltete.
    In der Höhle war der schiere Wahnsinn losgebrochen. Die Ghule waren kaum eine halbe Minute vor Ort, doch es handelte sich um zumindest einige Duzend, und weitere kamen aus dem säuberlich ovalen Portal an der gegenüberliegenden Wand der Höhle geströmt. Die Ghule stürzten sich augenscheinlich mit einem gleichen Maß an Wut und Wildheit auf jeden, der ihnen in die Quere kam. Die Malvoras und Skavis hatten mehr abgekriegt als die Raiths, aber das lag wahrscheinlich an deren schierer Anzahl und der Nähe zum Durchgang ins Niemalsland.
    Sie erwischten die Vampire, von denen die meisten unbewaffnet und nicht auf einen Kampf vorbereitet waren, völlig auf dem falschen Fuß. Das bedeutete im Falle von Vampiren zwar nicht dasselbe wie bei Normalsterblichen, doch die Wände waren über und über mit fahlem Blut bespritzt, wo sich die Ghule auf die Vampire gestürzt hatten, und nun war ein furchtbares Schlachten im Gange.
    An einer Stelle riss Fürstin Malvora mit bloßen Händen einem Ghul einen Arm aus dem Schultergelenk. Ihre Hand sah so weiß und hart aus wie glänzender Marmor, und sie fuhr fort, das Untier an seinem verbleibenden Arm Kopf und Schulter voran in den Steinboden zu rammen. Der Ghul ging mit zerschmettertem Schädel zu Boden, doch vier weitere Kreaturen begruben die Adlige des Weißen Hofes durch ihr schieres Gewicht und ihre Stärke unter sich und rissen sie vor meinen Augen sprichwörtlich in Stücke.
    An einem anderen Ort in der Höhle hatte ein männlicher Vampir ein vier Meter

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