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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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langes Sofa aus seiner Verankerung gerissen und rammte es in ein paar Ghule, die den Körper eines toten Sklaven mit ihren Zähnen zerfetzten. Wieder woanders hatte Lord Skavis einige seiner Gefolgsleute um sich geschart und hielt den rasenden Ghulen wie ein Fels in der Brandung stand – für den Moment jedenfalls.
    Nicht jeder Anblick war so erbaulich.
    Ein Vampir, der zu fliehen versuchte, stolperte über eine Sklavin, ein Mädchen von vielleicht achtzehn Jahren, rammte ihr aus purer Frustration die Faust ins Gesicht und brach ihr das Genick. Nur einen Augenblick später fand er selbst sein Ende durch einen Ghul. Anderenorts hatten Vampire vollkommen die Kontrolle über ihren dämonischen Hunger verloren und sich auf jeden Sklaven gestürzt, dessen sie habhaft werden konnten, egal, was sonst ihr bevorzugtes Geschlecht oder ihre besondere kulinarische Vorliebe sein mochte. Eine Sklavin, die sich unter einem Skavis wand, brüllte wie am Spieß und rammte sich ihre Daumen selbst in die Augen. Ein weiterer bebte unter der Schreckensaura eines Malvoras. Es war deutlich, dass er gerade einen Herzinfarkt erlitt, doch dann wurden Opfer und Jäger gleichermaßen von einer Woge von Ghulen weggespült. Die Raiths schienen nicht wie die anderen Häuser in Raserei verfallen zu sein – oder vielleicht hatten sie einfach mehr getrunken. Nur ein paar Sklaven fielen ihnen zum Opfer, den meisten wurden an Ort und Stelle die Kleider vom Leib gerissen, bevor die Vampire sie auf dem nackten Steinboden schändeten.
    Wie um Lord Skavis hatte sich auch um Lara und ihren Vater eine Art organisierter Kern gebildet. Jemand – kurz sah ich Justines verängstigtes Gesicht aufblitzen – hielt eine kleine Stadionhupe in die Höhe und betätigte sie verzagt. Ich entdeckte Vitto Malvora, der sich auf die Ghule um Cesarina warf – und beobachtete, wie er sich mit einem unmenschlichen Heulen auf deren sterbliche Überreste stürzte, um sich neben den Kreaturen, die sie getötet hatten, Brocken in den Mund zu stopfen. Es hatte nur Sekunden gedauert, bevor das Netz der Intrige unter den tausendfachen, gleichzeitigen, alptraumhaften Geistesbeeinflussungen der Vampire völlig zusammengebrochen und zu purem Wahnsinn degeneriert war – doch ich konnte mir nicht leisten, dem im Moment auch nur die geringste Bedeutung zuzumessen. Mit einer Ausnahme: dem guten Duzend Ghulen, die wie ein gegnerisches Footballteam nach dem Anpfiff auf mich zu galoppiert kamen. Riesig, schnell und blutdurstig stürmten sie in direkter Linie vom feindlichen Durchgang ins Niemalsland auf mich zu.
    Eine Sekunde lang bildete ich mir ein, dort eine geheimnisvolle Gestalt zu entdecken. Einen Schatten, der einen Umhang und eine Kapuze andeutete. Es konnte Kutte gewesen sein. Wenn ich nur eine Sekunde übrig gehabt hätte, hätte ich ihn mit all dem Feuer beharkt, dass ich hätte beschwören können. Aber dem war leider nicht so.
    Ich riss meinen Schild hoch, als die Ghule über den Höhlenboden hetzten und stemmte mich buchstäblich dagegen, als der Anführer des Rudels in einem Aufzucken silbernen Lichtes und einem Funkenregen dagegen prallte. Der Ghul heulte auf und begann, den Schild mit seinen Fäusten zu bearbeiten. Jeder einzelne Treffer hatte die Wucht eines Auffahrunfalls, und trotz meines coolen, neuen Armbands spürte ich, wie viel Kraft mich jeder Schlag kostete, der auf mich herab donnerte.
    Hinter mir liefen Stiefel über Stein. Irgendjemand brüllte etwas.
    Bamm. Bamm. Bamm . Immer wieder hämmerte der Ghul auf meinen Schild ein, und es bereitet mir langsam Schmerzen, auch nur den Zauber aufrechtzuerhalten.
    „Justine!“, donnerte Thomas.
    Ich würde nicht mehr lange in der Lage sein, mir den Ghul vom Hals zu halten – was aber auch verdammt in Ordnung war, da die anderen elf den Schild einfach umgingen, um mich in Stücke zu reißen und zu fressen, während er mich zwang, sich ihm entgegenzustemmen.
    Stiefelschritte dröhnten hinter mir, und eine Stimme rief etwas. Ein zweiter Ghul, der seinen Brüdern einige Schritte voraus war, drückte sich um meinen Schild herum, wurde jedoch von Ramirez abgefangen. Es sprang ihn an und traf auf die gallertartige grüne Wolke, die er als Schild benutzte.
    Ich wollte mir überhaupt nicht im Detail vorstellen, was mit dem Ghul passierte, der in voller Geschwindigkeit und mit einer derartigen Körpermasse dahinter gegen den Schild prallte. Aber Ramirez würde mit Sicherheit neue Kleider brauchen.
    Bamm. Bamm. BAMM!
    Murphy

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