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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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hungriges Geheul an und machten sich daran, unsere Verfolgung aufzunehmen. Nur einer der Ghule war nahe genug, um uns in die Quere zu kommen, doch Laras bösartiges, geflammtes Schwert fuhr über seine Augen, und das Ungeheuer taumelte für einige Zeit geblendet zurück.
    Lara setzte mich am Höhleneingang ab, und ich ging einige Schritte in den Tunnel, um die glatten Wände des Ganges genauer in Augenschein zu nehmen, während ich mein Schildarmband aus dem Ärmel schüttelte. Kuttes dämonisches Flugvieh vollführte eine Wendung zu einem neuerlichen Anflug.
    „Was nun?“, wollte Lara wissen. Die Ghule kamen näher. Sie waren nicht so schnell wie Lara, trotzdem waren sie nicht weit hinter uns.
    Ich atmete tief ein. „Jetzt“, sagte ich, „wirst du mich küssen. Ich weiß, das hört sich komisch …“
    Lara stieß ein ausgehungertes Knurren aus, warf sich ohne Umschweife auf mich und wand ihre Arme mit sinnlicher, schlangenartiger Stärke um meine Körpermitte. Ihre Lippen trafen auf meine und …
    … oh mein Gott!
    Lara hatte einmal damit angegeben, sie könne in einer Stunde mehr mit mir anstellen als eine sterbliche Frau in einer ganzen Woche. Aber es war wohl keine Angeberei gewesen, denn es entsprach der Wahrheit. Die erste sengende Sekunde des Kusses war unbeschreiblich intensiv. Es war nicht nur die Weichheit ihrer Lippen. Es war die Art, wie sie sie bewegte und der einfache, nackte Hunger hinter jeder noch so kleinen Zuckung ihres Mundes. Ich wusste, sie war ein Ungeheuer und würde mich als Sklave unterwerfen und töten, wenn sie es konnte, doch sie begehrte mich mit einer so reinen, konzentrierten Leidenschaft, dass ich in einen wahren Rausch verfiel. Der Kuss eines Sukkubus war eine Lüge, doch in diesem Moment fühlte ich mich stark, männlich und mächtig. Ich fühlte mich ausreichend attraktiv, ausreichend stark und ausreichend würdig, dieses Verlangen überhaupt zu verdienen, und ich fühlte Lust in mir aufsteigen. Ein so rohes, ursprüngliches, brennendes Verlangen nach Sex, dass ich mir sicher war, dass ich auf der Stelle wahnsinnig werden würde, wenn ich nicht hier und jetzt ein Ventil für dieses Begehren fand. Die Feuer, die durch meinen Leib züngelten, waren aber nicht nur auf meine Lenden beschränkt. Die Flammen waren zu heiß, zu intensiv und steckten meinen gesamten Körper in Brand. Jede Faser meines Körpers war sich auf übersinnliche Weise Laras Gegenwart bewusst, die sich in ihrer blutbefleckten Sinnlichkeit so unglaublich begehrenswert an mich drückte. Der durchsichtige Seidenstoff ihrer Robe half weniger dabei, ihre Nacktheit zu verbergen als das schwarze Blut ihrer Feinde.
    „Jetzt“, schrie mich mein Körper an. „Nimm sie. Jetzt. Scheiß auf die Stoppuhr und die Bomben und die Monster. Vergiss alles andere und spüre sie und nichts anderes.“
    Es war eine äußerst knappe Angelegenheit, doch ich schaffte es, mich so weit zurückzuhalten, dass ich die Gefahr nicht aus den Augen verlor. Die Lust brachte mich beinahe um – aber auch Lust war ein Gefühl.
    Ich hieß die Lust aus vollstem Herzen willkommen, ließ zu, dass sie mich vollkommen einhüllte und erwiderte den Kuss mit Inbrunst. Ich schlang den rechten Arm um die Körpermitte des Sukkubus und zog ihre Hüften fest an mich. Ich spürte, wie sich die erstaunliche Kraft und Beweglichkeit und Weichheit ihres Körpers gegen mich schmiegte.
    Mit der linken Hand streckte ich das Schildarmband in Richtung des Höhleneingangs, der Bomben, der heranstürmenden Ghule – und ließ die Sturmflut der Lust durch diesen Fokus branden. Ich sammelte und lenkte all die Energie, die ich benötigen würde, noch während sich mein restliches Ich auf die Freude des Kusses konzentrierte, die schier meinen Verstand ertränkte.
    Die Uhren hörten zu ticken auf.
    Die Sprengladungen gingen hoch.
    Schläue, Entschlossenheit, Verrat, Skrupellosigkeit, Mut und Geschicklichkeit legten eine Raucherpause ein, als sich die Physik ins Rampenlicht drängte.
    Unbegreifliche Hitze und Wucht breiteten sich von den Sprengladungen aus. Dieses Inferno raste wie ein allmächtiges Schwert aus Feuer durch die Höhle und vernichtete alles, was so töricht war, sich ihm in den Weg zu stellen. Für einen Sekundenbruchteil sah ich die Silhouetten der Ghule, die noch immer auf uns zugelaufen kamen, vor dem gleißenden Feuerball, der sich rasend schnell ausbreitete. Sie hatten nicht die geringste Ahnung, was ihnen bevorstand, und dann prallte die Explosion mit

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