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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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nur lange genug, um in meine Wohnung zu gehen und auf meinem Bett zusammenzubrechen. Nach etwa sechs Stunden erwachte ich, da sich mein Rücken zu einem einzigen, riesigen Krampf zusammengekrümmt hatte. Ich stieß unwillkürlich ein paar jämmerliche Laute aus, und Mouse erhob sich vom Boden neben meinem Bett und trottete aus meinem Zimmer.
    Einen Augenblick später erschien Molly in der Tür zum Wohnzimmer und fragte hilfsbereit: „Harry? Alles klar?“
    „Rücken“, sagte ich. „Mein Rücken. Blöde Vampirschnickse. Hat mir den Hals verrenkt.“
    Molly nickte und verschwand. Als sie zurückkam, trug sie eine kleine, schwarze Tasche. „Deine Haltung war gestern Nacht schon seltsam, also habe ich mir die Medizintasche meiner Mutter geschnappt, nachdem ich dich hier abgeliefert hatte.“ Sie hielt ein Fläschchen hoch. „Krampflöser.“ Dann ein Gefäß mit Deckel. „Tigerbalsam.“ Danach zeigte sie mir eine Plastikdose mit einem feinen Staub. „Kräutertee, den Shiro aus Tibet mitgebracht hat. Prima gegen Gelenkschmerzen. Mein Vater schwört darauf.“
    „Padawan“, seufzte ich. „Ich verdopple deinen Lohn.“
    „Du bezahlst mir überhaupt nichts.“
    „Dann verdreifache ich es.“
    Sie grinste breit. „Ich bin nur zu gerne bereit, dich zu versorgen, wenn du mir erzählt hast, was geschehen ist. Alles, was du mir erzählen kannst. Oh, Sergeant Murphy hat angerufen. Sie wollte, dass ich sie verständige, sobald du wieder wach bist.“
    „Ruf sie bitte schnell zurück“, sagte ich, „und selbstverständlich werde ich dir alles erzählen. Kann ich etwas Wasser haben?“
    Sie holte mir ein Glas, doch sie musste mich stützen, damit ich es trinken konnte. Das war höllisch unangenehm. Doch es wurde noch unangenehmer, als sie mich mit der Professionalität einer Krankenschwester aus dem Hemd schälte und beim Anblick meiner blauen Flecken und Hautabschürfungen zusammenzuckte. Sie flößte mir das Mittelchen zur Muskelentspannung ein und machte sich mit dem Tigerbalsam ans Werk. Das tat grausam weh. Etwa zehn Minuten lang. Dann begann das Zeug zu wirken, und einfach nur keine Schmerzen zu haben war an sich schon eine Droge.
    Nach einer gepflegten Tasse Tee – die grauenhaft schmeckte, aber mir nach zwanzig Minuten ermöglichte, meinen Hals wieder zu bewegen – war ich imstande, unter die Dusche zu krabbeln, mich ordentlich sauber zu machen und mir frische Kleidung zu genehmigen. Es war einfach nur herrlich. Es gab nichts Besseres als eine alptraumhafte Nahtoderfahrung, um die kleinen Dinge im Leben erneut schätzen zu lernen, wie etwa Sauberkeit und nicht tot zu sein.
    Ich opferte einige Minuten, um mich um Mister zu kümmern, auch wenn er augenscheinlich bei Molly geschlafen hatte, da er sich nur eine halbe Minute an Streicheleinheiten genehmigte, ehe er mich als unwichtig abtat, sobald er sich überzeugt hatte, dass an mir noch alles dran war. Normalerweise benötigte er einige Zeit, sich auf einem menschlichen Schoß breitzumachen, eher er zu Höchstform auflief. Dann kraulte ich stattdessen eben Mouse, besorgte mir etwas zu essen und ließ mich Molly gegenüber auf einem Ohrensessel nieder.
    „Murphy ist auf dem Weg“, berichtete Molly.
    „Gut.“
    „Also, erzähl mir davon.“
    „Du zuerst.“
    Sie warf mir einen halb verzweifelten Blick zu und begann: „Ich saß eine gute Stunde unsichtbar im Auto herum. Mouse hat mir Gesellschaft geleistet. Es passierte so gut wie nichts. Dann ging plötzlich ein Alarm los, und Männer haben in der Gegend herumgebrüllt und geschossen, und plötzlich ist das Licht ausgefallen. Einige Minuten später gab es eine riesige Erschütterung – die war sogar stark genug, um den Rückspiegel zu verrücken. Dann hat Mouse zu knurren begonnen, wie du es vorhergesagt hast, also fuhr ich zum Haupteingang. Er sprang aus dem Auto und kam mit dir zurück.“
    Ich zwinkerte. „Das klingt langweilig.“
    „Aber auch unheimlich“, sagte Molly, „und spannend.“ Sie atmete tief ein. „Ich war so nervös, dass ich zweimal brechen musste. Ich weiß nicht, ob … ob ich für so etwas aus dem richtigen Holz geschnitzt bin, Harry.“
    „Gott sei Dank“, seufzte ich. „Du hast einen gesunden Menschenverstand.“ Ich knabberte an meinem Essen herum. „Jetzt musst du mir sagen, wie viel du wissen willst.“
    Molly blinzelte und beugte sich in meine Richtung. „Was?“
    „Ich kann dir viel erzählen“, sagte ich. „Manches gehört zum Geschäft. Anderes bringt dich in

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