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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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durchaus ab, egal, ob er übernatürlich ist oder nicht. Der Zauber soll nicht töten.“ Ich trat zurück und forderte Murphy auf: „Geh vor und klopfe.“
    Sie musterte mich mit hochgezogener Braue. „Das soll ein Witz sein, oder?“
    „Wenn jemand das Schutzzeichen verpfuscht hat, zeigt es womöglich Reaktionen auf meine Aura und geht los.“
    „Kannst du es nicht einfach bannen?“
    „Wer auch immer dafür verantwortlich ist, hat sich derartige Sorgen gemacht, dass er viel Zeit und Anstrengung investiert hat, um dieses Zuhause etwas sicherer zu machen“, erwiderte ich. „Wäre ganz schön unhöflich, das jetzt einfach in Fitzelchen zu zerreißen.“
    Murphy legte ihren Kopf für einen Augenblick schief, doch dann verstand sie, worauf ich hinauswollte. „Du würdest ihnen eine Höllenangst einjagen, wenn du einfach so mir nichts dir nichts hindurch marschierst, als ob es gar nicht hier wäre.“
    „Genau“, pflichtete ich ihr bei. „Die haben schon eine Scheißangst, Murph. Ich muss mit Fingerspitzengefühl vorgehen, sonst geben die mir nichts, was mir weiterhelfen würde.“
    Murphy nickte und klopfte an.
    Sie klopfte dreimal, und der Türknauf begann sich bereits beim dritten Mal zu drehen.
    Eine kleine, auf hübsche Art propere Frau öffnete die Tür. Sie war noch kleiner als Murphy und irgendwo Mitte vierzig, mit blonden Haaren und engelsgleich rosigen Wangen, die so aussahen, als wären sie ein ständiges Lächeln gewöhnt. Sie trug ein fliederfarbenes Kleid und einen winzigen Hund, vielleicht einen Yorkshireterrier, auf den Armen. Sie lächelte Murphy an und sagte: „Natürlich weiß ich, wer Sie sind, Sergeant Murphy.“
    Eine halbe Sekunde nachdem die Frau zu sprechen begonnen hatte, hob auch Murphy an: „Guten Tag, mein Name ist Sergeant Murphy, ich bin Detective des Chicago Police Departments.“
    Murphy verstummte blinzelnd.
    „Oh“, sagte die Frau. „Das tut mir leid. Manchmal vergesse ich es.“ Sie vollführte eine luftige Geste mit der Hand. „So ein Schussel.“
    Ich war drauf und dran, mich vorzustellen, doch ehe ich auch nur den Mund öffnen konnte, sagte die kleine Frau: „Natürlich wissen wir alle, wer Sie sind, Mister Dresden.“ Sie legte die Finger an die Lippen. Diese zitterten leicht. „Oh. Ich hab’s schon wieder vergessen. Entschuldigen Sie. Ich bin Abby.“
    „Schön, Sie kennenzulernen, Abby“, sagte ich ruhig und streckte meine Hand entspannt mit der Handfläche nach unten dem winzigen Yorkie entgegen. Der Hund schnüffelte an meiner Hand, erbebte vor Aufregung und begann, mit dem Schwanz zu wedeln. „Halli hallo, kleiner Hund.“
    „Toto“, sagte Abby, und ehe ich antworten konnte, fuhr sie fort: „Genau, ein Klassiker. Aber wenn sich etwas bewährt hat, warum es dann ändern?“ Sie nickte mir zu und meinte: „Entschuldigen Sie, ich werde jetzt unsere Gastgeberin mit Ihnen sprechen lassen. Ich war einfach der Tür am nächsten.“ Dann schloss sie die Tür.
    „Selbstverständlich“, sagte ich zur Tür.
    Murphy wandte sich mir zu. „Krass.“
    Ich zuckte die Achseln. „Wenigstens mochte mich der Hund.“
    „Sie wusste, was wir sagen würden, ehe wir überhaupt den Mund offen hatten, Harry.“
    „Das ist mir aufgefallen.“
    „Ist sie Telepathin oder so?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Nicht so, wie du es dir vorstellen würdest. Außerdem hat sie aus ihrer Gabe nicht gerade ein Geheimnis gemacht, und hätte sie in den Köpfen von Menschen herumgestochert, hätte der Rat schon vor langer Zeit etwas unternommen.“
    „Aber wie hat sie dann gewusst, was wir sagen würden?“
    „Ich tippe darauf, dass sie präkognitiv ist“, sagte ich. „Sie kann in die Zukunft sehen. Wahrscheinlich nur ein oder zwei Sekunden, und vermutlich hat sie kaum eine bewusste Kontrolle darüber.“
    Murphy gab ein nachdenkliches Geräusch von sich. „Könnte praktisch sein.“
    „In mancher Hinsicht ja“, sagte ich. „Aber die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt.“
    Murphy runzelte die Stirn. „Etwa wenn ich im letzten Augenblick beschlossen hätte, mich als Karrin Murphy, nicht als Sergeant Murphy vorzustellen?“
    „Ja. Dann hätte sie falsch gelegen. Leute wie sie können … eine nebulöse Ballung denkbarer Zukunftsmöglichkeiten sehen. Hier befinden wir uns in einer ziemlich vorhersehbaren Situation, selbst wenn man das magische Talent mal außen vor lässt, in gesellschaftlicher Interaktion. Also hat es den Anschein erweckt, sie wüsste genau, was geschehen

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