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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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zweiten Stockwerk angekommen waren, bereitete ich meinen Schild vor und brüllte über die Schulter: „Elaine!“
    Sie atmete stoßweise aus, und ihr Kopf sank auf ihre Brust herab. Sie taumelte und klammerte sich ans Treppengeländer. Über uns erschallte ein krachendes, tosendes Geräusch, und Bersten und Schreckensschreie drangen die Treppe hinab.
    „Schnell, schnell“, rief ich. „Elaine, halte deinen Schild einsatzbereit.“
    Sie nickte und drehte einen silbernen Ring am Zeigefinger, auf dem ein tropfenförmiger Schild prangte, der mich an meinen eigenen Fokus erinnerte.
    Wir stürmten die letzten Stufen hinab auf die Straße hinaus.
    Draußen war es nicht dunkel. Auch wenn die Straßenlaternen neben dem Gebäude ausgefallen waren, funktionierten die weiter die Straße hinunter bestens. Dazu kam der Brand im Wohnblock. Das Feuer war nicht grell, weil man es nur durch die Fenster sehen konnte, und wenn eines zerbarst, drang sofort schwarzer Rauch nach draußen. Doch ich konnte einigermaßen klar sehen.
    Menschen strömten hustend aus dem Gebäude. Draußen hatte jemand von einem anderen Haus aus oder per Handy das Feuer gemeldet, da eine beeindruckende Anzahl von Sirenen von Einsatzwagen durch die Nacht auf uns zu brauste. Die vor dem Feuer Geflohenen versammelten sich in einem gewissen Sicherheitsabstand auf der anderen Straßenseite, um dann zu ihren Wohnungen zurückzublicken. Die meisten waren alles andere als perfekt gekleidet. Darunter befand sich auch eine äußerst von der Natur gesegnete junge Dame in roten Satindessous, von deren Fingern ein paar Schühchen mit Mörderabsätzen baumelten. Der junge Mann an ihrer Seite, der sich einen roten Satinmorgenrock um die Hüften gebunden hatte, stierte verständlicherweise enttäuscht aus der Wäsche.
    Das fiel mir natürlich nur auf, weil ich ein Profiermittler war. Ich hatte mir meine scharfe Beobachtungsgabe mühsam antrainiert. Deshalb fiel mir auch der großgewachsene Mann im grauen Umhang auf, als ich die Menschenmenge in Augenschein nahm, um herauszufinden, ob rote Dessous und Stöckelschuhe generell der letzte Modetrend waren.
    Ich konnte im Scheinwerferlicht eines heranrollenden Feuerwehrautos nur seine Konturen ausmachen, doch ich sah das Wallen seines grauen Umhangs. Als hätte er mein Interesse an ihm gespürt, wandte er sich zum Gehen. Seine Silhouette verriet mir nichts Hilfreiches, um auf seine Identität zu schließen.
    Ich tippte darauf, dass sich der Mann in seinem grauen Umhang dessen nicht bewusst war. Er blieb kurz wie angewurzelt stehen und blickte zu mir hinüber, um sich dann vollständig abzuwenden und um die nächste Ecke zu sprinten.
    „Mouse!“, blaffte ich. „Bleib bei Anna!“
    Dann machte ich mich an Graumantels Verfolgung.

13. Kapitel
    O hne nachzudenken bei Nacht in Chicago jemandem hinterherzuflitzen war kein Geniestreich.
    „Das ist dämlich“, schalt ich mich selbst. „Harry, du Esel, genau so schlitterst du immer wieder in Schwierigkeiten!“
    Mit weitausholenden Schritten hetzte Graumantel dahin, er schien wie ein Leichtathlet bei einem Kurzstreckenlauf dahinzufliegen. Dann bog er in eine Gasse ein, wo er im Dämmerlicht der Schatten vor den neugierigen Blicken der Polizisten und sonstigen Einsatzkräfte verborgen sein würde.
    Darüber musste ich nachdenken. Ich musste dahinterkommen, was er vorhatte.
    Gut. Ich war jetzt einmal Graumantel. Ich wollte Anna Ash abmurksen, also legte ich ein Feuer – nein, halt. Ich benutzte einen der Brandsätze, wie in Murphys Saturn, stellte die Zeitzündung ein und deponierte ihn einige Stockwerke unter Annas Wohnung, kappte die Strom- und Telefonleitungen, den Feueralarm und entfachte ein fröhliches Feuerchen. Bumm. Dann wartete ich vor Annas Tür darauf, dass sie in Panik angaloppiert kam, nietete sie um, verduftete und wartete darauf, dass alle Beweisstücke im folgenden Inferno verbrannten. Jetzt sah es wie ein Unfall aus.
    Nur dass ich nicht damit gerechnet hatte, dass Anna ein Paar Weltklassemagier bei der Hand hatte, und nie und nimmer hatte ich mit Mouse gerechnet. Der Köter kläffte, und wenig später war der Flur voller Leute, die Zeugen dieses Mordes werden konnten, und ich würde niemals die Möglichkeit haben, das wie ein Unglück erscheinen zu lassen. Jemand würde mit Sicherheit die Einsatzkräfte verständigen, und die Blaulichter würden in Kürze blinken, und meinen schönen Plan konnte ich ins Klo spülen. Es hatte keinen Zweck, noch auf einen subtilen Mord

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