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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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sie mit sanftem Druck dazu, sich umzudrehen.
    „Antworte nicht“, sagte Anna leise. „Aus meiner Sicht besteht nicht der geringste Anlass dafür.“
    „Dem stimme ich zu“, sagte Priscilla.
    „Natürlich hast du mit der Sache nichts zu tun“, sagte Abby.
    Beckitt musterte eine der Frauen nach der anderen. Kurz bebten ihre Lippen, und ihre Augen glänzten. Sie blinzelte einige Male, doch eine Träne entkam und rann über ihre Wange. Sie nickte dem Ordo zu und wandte sich wieder dem Fenster zu.
    Mein Instinkt verriet mir, dass dies nicht die Reaktion einer schuldigen Frau war – niemand konnte eine so gute Show hinlegen.
    Beckitt hatte mit der Geschichte nicht zu tun. Dessen war ich mir jetzt sicher.
    Verflucht.
    Eigentlich sollten Ermittler Dinge herausfinden. Bisher hatte ich Dinge eher verschusselt, und die Uhr tickte.
    Priscilla wandte sich in meine Richtung, und ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Gibt es sonst noch etwas, dessen Sie uns bezichtigen wollen? Eine weitere aufgeblasene Scheinheiligkeit, die Sie mit uns teilen müssen?“ Nur für mich fuhr sie ihren giftigen Blick ins Terawattspektrum hoch.
    Ich fühlte mich besonders. „Verstehen Sie doch“, sagte ich. „Ich versuche zu helfen.“
    „Oh?“, sagte Priscilla höhnisch. „Ist das vielleicht der Grund, warum so viele Menschen in Begleitung eines Mannes verschwinden, dessen Beschreibung auf Sie passt?“ Ich setzte zu einer Antwort an, doch sie schnitt mir einfach das Wort ab. „Nicht, dass ich erwarten würde, dass Sie uns die Wahrheit sagen, außer wenn es Ihren wahren Absichten weiterhelfen würde.“
    Ich gab mir Mühe, nicht die Beherrschung zu verlieren und ihre blöde Hackfresse an Ort und Stelle zu grillen. „Die Engel weinen, wenn jemand mit einer so scharfen Beobachtungsgabe und solcher Güte so gemein wird, Priscilla.“
    „Harry.“ Neben mir stöhnte Elaine auf. Ich schielte zu ihr hinüber. Sie erwiderte meinen Blick, und auch wenn sie ihre Lippen nicht bewegte, konnte ich sie klar und deutlich sprechen hören. „Bei Gott, sie lädt geradezu dazu ein, zurückzuschießen, aber deine Schimpfkanonade hilft uns auch nicht weiter.“
    Ich blinzelte einige Male, und ein schiefes Lächeln schummelte sich auf meine Lippen. Der Kommunikationszauber war ein Klassiker zwischen uns. Vor langer Zeit hatten wir ihn täglich benutzt. Die Schule war totlangweilig gewesen, und der Zauber hatte uns Spickzettel erspart. Er war auch verdammt praktisch gewesen, wenn wir nach der Schlafenszeit noch aufgeblieben waren und nicht wollten, dass DuMorne das herausfand.
    Sanft ließ ich meinen Willen in meine Worte fließen und sandte sie Elaine. „Gott, den hatte ich beinahe vergessen. Das habe ich ja nicht mehr gemacht, seit wir sechzehn waren.“
    Elaine schenkte mir ein Lächeln – ein flüchtiges, seltenes Lächeln, bei dem sich ihre Lippen weiteten, ihre weißen Zähne leuchteten und goldene Funken in ihren Augen blitzten. „Ich auch nicht.“ Ihr Ausdruck wurde wieder nüchterner, als sie zu Priscilla und dann zurück zu mir blickte. „Sei etwas sanfter, Harry. Sie leiden.“
    Ich sah sie stirnrunzelnd an. „Was?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Sieh dich um.“
    Ich folgte ihrer Aufforderung, doch diesmal ging ich es etwas weniger reizbar an. Da ich mich völlig auf Beckitt konzentriert hatte, war mir vieles andere entgangen. Anspannung und etwas anderes, Bedrückendes, Bitteres hingen schwer in der Luft. Kummer?
    Dann fiel mir auf, dass etwas fehlte. „Wo ist die kleine Brünette?“
    „Ihr Name“, fauchte Priscilla fast, „war Olivia.“
    Ich hob eine Braue und sah Elaine an. „War?“
    „Als wir sie gestern Nacht angerufen haben, war alles in Ordnung“, berichtete sie mir. „Als wir jedoch vorbeifuhren, um sie abzuholen, hat niemand auf das Klingeln reagiert, und es war auch niemand in ihrer Wohnung.“
    „Woher wisst ihr …“
    Elaine verschränkte die Arme, ihr Gesichtsausdruck war neutral. „Im Gebäude und außerhalb befinden sich mehrere Sicherheitskameras. Eine zeigte, wie sie das Gebäude mit einem äußerst blassen Mann mit dunklem Haar verließ.“
    Ich grunzte. „Wie bist du an die Überwachungsvideos gekommen?“
    Elaine warf mir ein Lächeln zu, bei dem unmöglich viele Zähne zu sehen waren. „Ich habe lieb ,Bitte ‘ gesagt.“
    Ich nickte, denn ich begriff. „Mit etwas Kinetomantie und ein paar freundlichen Worten erreicht man mehr als nur mit ein paar freundlichen Worten.“
    „Der Sicherheitstyp

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