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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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leid. Es handelt sich um eines meiner Nebenprojekte. Etwas, wofür ich mich interessiere.“ Ich schüttelte den Kopf, faltete den Brief Yoshimos zusammen und schob ihn in eine meiner Hosentaschen. „Es ist für die Ausbildung der Lehrlinge in Kampfmagie nicht von Bedeutung. Ich sollte mit meinem Kopf lieber hier vor Ort sein, nicht bei Nebenprojekten.“
    „Ah“, sagte Luccio und bohre nicht nach weiteren Einzelheiten. „Dresden, es gibt da etwas, worüber ich mit Ihnen reden wollte.“
    Ich grunzte fragend.
    Sie zog eine Braue hoch. „Haben Sie sich nie gewundert, warum Sie keine Klinge verliehen bekommen haben?“
    Die Wächter fuhrwerkten immer mit silbernen Schwertern herum, wenn ein Kampf auch nur in der Luft lag. Ich hatte gesehen, wie deren Träger mit ihrem Willen und diesen Waffen die komplexesten, mächtigsten Zauber einfach zerschnitten hatten, was schon verdammt praktisch war, wenn man sich mit etwas anlegte, das Magie als Waffe benutzte. „Oh“, murmelte ich und nippte an meinem Kaffee. „Eigentlich habe ich mir da keine Gedanken gemacht. Ich nahm einfach an, Sie würden mir nicht trauen.“
    Sie fixierte mich mit gerunzelter Stirn. „Verstehe“, antwortete sie. „Nein. Dem ist nicht so. Wenn ich Ihnen nicht vertrauen würde, würde ich Ihnen nicht gestatten, weiterhin den Umhang zu tragen.“
    „Gibt es dann etwas, was ich tun könnte, damit Sie mir nicht länger trauen?“, fragte ich. „Ich habe keinen Bock darauf, den Umhang zu tragen. Nichts für ungut.“
    „Kein Problem“, antwortete sie. „Aber wir brauchen Sie, und der Umhang bleibt, wo er ist.“
    „Lästig.“
    Kurz umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Dieser Ausdruck trug viel zu viel Bedeutung und feine Ironie für so ein junges Gesicht in sich. „Worauf es ankommt, ist Folgendes: Die Schwerter, die die Wächter Ihrer Generation benutzen, müssen auf jeden einzelnen Wächter maßgeschneidert werden. Sie waren alle meine Schöpfung – und ich bin dazu nicht mehr in der Lage.“
    Ich blickte finster und nahm noch einen Schluck Kaffee. „Weil …“ Ich zeigte andeutungsweise auf sie.
    Sie nickte. „Dieser Körper besaß nie dasselbe Potential und dieselbe Begabung für Magie wie mein eigener. Wieder auf meine ursprünglichen Fähigkeiten zu kommen wird schwierig sein, und es wird in absehbarer Zeit nicht geschehen.“ Sie zuckte mit nichtssagender Miene die Achseln, doch mich beschlich der Verdacht, dass sie jede Menge Frust und Verbitterung verbarg. „Wenn also niemand anders es vollbringt, mit seinen Fähigkeiten meine Entwürfe umzusetzen, oder ich es mir selbst wieder beibringen kann, fürchte ich, dass wir solche Waffen nicht länger ausgeben können.“
    Ich aß ein paar Frühstücksflocken, nippte an meinem Kaffee und sagte: „Das muss ganz schön hart für Sie sein. Der neue Körper. Eine große Veränderung nach so langer Zeit.“
    Sie blinzelte, und ihre Augen weiteten sich kurz überrascht. „Ich … ja, das ist es.“
    „Sind Sie in Ordnung?“
    Für einen Augenblick starrte sie gedankenversunken in ihre Cornflakes. „Kopfschmerzen“, flüsterte sie dann. „Erinnerungen, die nicht mir gehören. Ich glaube, es sind die der ursprünglichen Besitzerin des Körpers. Meist kommen sie in Träumen vor. Schlafen ist schwer.“ Sie seufzte. „Außerdem ist es auch schon hundertvierzig Jahre her, seit ich mich das letzte Mal mit sexuellem Verlangen und einem Monatszyklus herumschlagen musste.“
    Vorsichtig schluckte ich meine Flocken, um nicht an ihnen zu ersticken. „Das, äh, hört sich aber heikel und unangenehm an.“
    „Sehr“, bejahte sie leise. Dann liefen ihre Wangen leicht rosa an. „Meist. Danke, dass Sie gefragt haben.“ Sie atmete tief durch und erhob sich völlig geschäftsmäßig. „Wie auch immer, ich war der Meinung, Ihnen eine Erklärung zu schulden.“
    „Das war nicht notwendig“, sagte ich. „Aber dan…“
    Das Feuer automatischer Waffen zerriss den taufeuchten Morgen.
    Luccio sprintete bereits in vollem Galopp los, als ich es endlich geschafft hatte, meinen Hintern vom Felsen zu hieven. Ich war nicht lahmarschig. Ich hatte mich in genügend brenzligen Situationen befunden, um nicht mehr zu erstarren, wenn Tod und Gewalt unvermittelt über mich hereinbrachen. Luccio war in weit mehr brenzligen Situationen gewesen und einfach schneller und besser als ich. Während wir weiterliefen, wurden wir vom unablässigen Geknatter der Feuerwaffen, Schreien, ein paar furchtbar lauten Explosionen

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