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Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Harry Dresden 09: Weiße Nächte

Titel: Harry Dresden 09: Weiße Nächte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Objekte aufgehalten und generell mein Dasein vor einer großen Bandbreite schwerer Körperverletzungen bewahrt. Doch das hier hatte ich ursprünglich nicht in Betracht gezogen.
    Es gab gewaltige Unterschiede in Hinsicht auf Waffen und Munition, die ein Durchschnittsschläger in Chicago benutzte, und dem Militärkram. Militärische Vollmantelgeschoße würden sich im Gegensatz zu Bleikugeln nicht beim Aufprall verformen oder in Einzelteile zerlegen. Es war schwerere Munition, die um einiges mehr beschleunigte als die Kleinkaliber von Zivilisten, und der Schwerpunkt war hinter einer panzerbrechenden Spitze sorgsam austariert, wodurch sie beim Aufprall nicht zerbarsten, um mit diesen Splittern garstige Verletzungen anzurichten. Sie hatten einfach die Angewohnheit, sich ihren Weg durch alles, was im Weg war, zu bahnen. Auch die beste Körperpanzerung, wie modern sie auch sein mochte, hatte einem direkten Treffer durch eine Militärwaffe nur sehr wenig entgegenzusetzen – vor allem nicht aus drei Metern Entfernung.
    Die Schüsse prasselten nicht in einer Serie von Treffen auf mich ein, wie ich mir das vorgestellt hatte, sondern in einem gewaltigen Aufröhren aus Lärm, Druck und Schmerz. Um mich herum drehte sich alles. Ich wurde über das berstende Eis geschleudert, spürte, wie eine Woge aus Übelkeit über mich hereinbrach, und das stechende Licht des Tages schwoll in meinen Augen zu einer wahren Agonie an. Plötzlich fühlte ich mich erschöpft und schwach, und auch wenn ich ahnte, dass ich wohl besser etwas täte, konnte ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, was.
    Wenn dieses gottverdammte Licht nur nicht so in meine brennenden Augen gestochen hätte …
    „… wäre es hier draußen ja überhaupt nicht so übel“, knurrte ich Ramirez an. Ich hielt eine Hand hoch, um meine Augen vor der gleißenden Sonne New Mexicos abzuschirmen. „Jeden Morgen ist es, als steche mir jemand Nadeln in die Augen.“
    Ramirez trug Militärhosen vom letzten Ausverkauf im Army-Shop, ein weites, weißes Baumwollhemd, einen khakifarbenen Safarihut, dessen Krempe an einer Seite hochgeschlagen war, eine Sonnenbrille mit einer Halterungsschnur und sein übliches, vorwitziges Grinsen. Er schüttelte den Kopf. „Gütiger Gott. Warum hast du denn keine Sonnenbrille mitgebracht?“
    „Ich mag keine Brillen“, sagte ich. „Dinger vor den Augen. Geht gar nicht.“
    „Aber dass du blind wirst, geht?“, fragte Ramirez.
    Ich senkte die Hand, als sich meine Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, und verengte sie zu möglichst schmalen Schlitzen, um die Glut zu ertragen. „Halt die Fresse, Carlos.“
    „Haben wir heute Morgen aber einen grummeligen Magier“, meinte er mit einer Stimme, die man sich normalerweise für seinen Lieblingsschoßhund aufsparte.
    „Ein paar Jahre noch, und auch du wirst am Tag nach so vielen Bieren mit Kopfschmerzen aufwachen, Jungspund.“ Ich knurrte einige gotteslästerliche Flüche in meinen Bart, schüttelte dann den Kopf und gab mein Bestes, eine Haltung anzunehmen, die einem Meistermagier angemessener war – genau genommen ließ ich einfach nur das Gejammer und beließ es bei einem finsteren Blick. „Wer ist dran?“
    Ramirez angelte ein Notizbüchlein aus der Tasche und schlug es auf. „Das Duo des Grauens“, entgegnete er. „Die Trailman-Zwillinge.“
    „Du scherzt. Die sind gerade mal zwölf Jahre alt.“
    „Sechzehn“, widersprach mir Ramirez.
    „Zwölf, sechzehn“, murmelte ich. „Das sind ja noch Kinder.“
    Ramirez’ Lächeln verschwand. „Die haben keine Zeit mehr, Kinder zu sein, Alter. Sie besitzen eine Begabung für Hervorrufung, und wir brauchen sie.“
    „Sechzehn“, brummte ich. „Herrjemine. Na gut, aber besorgen wir uns zuerst ein Frühstück.“
    Ramirez und ich gingen frühstücken. Der Ort, den Luccio ausgewählt hatte, um Wächtern in Ausbildung Hervorrufung beizubringen, war einmal eine Goldgräberstadt gewesen, die man um eine Kupferader herum errichtet hatte, die aber nach einigen Jahren erschöpft gewesen war. Sie befand sich weit oben in den Bergen, und auch wenn wir etwas weniger als hundert Meilen nordwestlich von Albuquerque waren, hätten wir genauso gut auf der Oberfläche des Mondes campieren können. Der einzige Hinweis auf menschliche Zivilisation im Umkreis von zwölf Meilen waren wir und die verfallenen Ruinen der Stadt und der Mine etwas weiter hangaufwärts.
    Ramirez und ich hatten leidenschaftlich dafür gestritten, die Stadt Camp

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