Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
viel mächtigerer, effektiverer Verbündeter sein, als die, die Sie im Augenblick besitzen. Ich bin bereit, Kompromisse einzugehen und einige Ihrer Ziele zu den meinen zu machen. Ich kann Ihnen Beistand bieten, der die Kapazitäten des Weißen Rates bei weitem übersteigt. Die materielle Seite so einer Partnerschaft wäre im Endeffekt nur von vergänglichem Nutzen, aber würden Sie nicht gerne einmal woanders wohnen als in diesem muffigen Kellerloch? Haben Sie es nicht satt, dass nur eine kalte Dusche, billiger Fraß und ein leeres Bett zuhause auf Sie warten?“
Ich starrte ihn einfach nur an.
„Es wartet jede Menge Arbeit, und nicht alles würde Ihnen widerstreben. Ich glaube, ein paar Dinge könnten Ihnen sogar sehr gut gefallen, wenn man Ihre Einstellung in Betracht zieht.“
Zum Teufel mit dem Pokerface. Ich funkelte ihn verächtlich an. „Was denn etwa?“
„Der Rote Hof wäre so ein Beispiel“, fuhr Nikodemus fort. „Er ist mächtig, gut organisiert und steht meinen Plänen im Wege. Er ist eine Geißel der Menschheit und ästhetisch äußerst abstoßend. Es handelt sich um Parasiten, die auf kurze Sicht ein Ärgernis, auf mittlere eine Gefahr und auf lange eine tödliche Bedrohung für jeden langfristigen Plan darstellen können. Wie dem auch sei, zu einem gewissen Zeitpunkt müssen sie so oder so vernichtet werden. Ich hätte keine Einwände, Sie zu unterstützen und durch Sie dem Weißen Rat bei seinen Bemühungen zu helfen.“
„Sie wollen aus dem Weißen Rat den Strohmann machen, der für Sie den Roten Hof vernichtet?“, wollte ich wissen.
„Als hätten Sie ihn noch nie als Werkzeug für Ihre Zwecke eingespannt.“
„Der Weiße Rat braucht meine Hilfe nicht, um ein Haufen Werkzeuge zu sein“, brummte ich.
„Gleichwohl spricht die Aussicht, die Situation einmal umzudrehen, ebenso, wie die Möglichkeit, den Roten Hof mit absoluter Vernichtung zu überziehen, Ihren Gerechtigkeitssinn an. Vor allem, wenn man bedenkt, was er Susan Rodriguez angetan hat.“ Er neigte den Kopf zur Seite. „Eventuell ist es möglich, ihr zu helfen, wissen Sie? Wenn jemand einen Weg kennt, sie aus ihrem Zustand zu befreien, dann die Gefallenen.“
„Warum bieten Sie mir nicht gleich fliegende Schlösser und den Weltfrieden an, wenn wir schon dabei sind, Nick?“
Er breitete die Hände aus. „Ich offeriere nur Möglichkeiten. Aber jetzt ist es Zeit, etwas konkreter zu werden: Sie und ich haben viele gemeinsame Feinde. Ich bin gewillt, Ihnen zu helfen, diese zu bekämpfen.“
„Habe ich das richtig verstanden?“, fragte ich. „Sie wollen, dass ich für Sie arbeite und dabei trotzdem einer der Guten bleibe?“
„Gut und Böse sind relativ. Das sollten Sie inzwischen wissen. Doch ich würde nie von Ihnen verlangen, dass Sie gegen Ihr Gewissen handeln. Stellen Sie sich doch mal vor, wie vielen Menschen Sie helfen könnten, wenn Sie auf mein Angebot eingehen.“
„Ja. Sie sind ja ein wahrer Philanthrop.“
„Wie gesagt, ich bin bereit, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, und das meine ich ernst.“ Er sah mir direkt in die Augen. „Sehen Sie sich meine Seele an. Sehen Sie es mit eigenen Augen.“
Für zwei Sekunden brach mein Herz in ungefähr tausend Schläge aus, und entsetzt wandte ich den Blick ab. Ich wollte überhaupt nicht sehen, was hinter Nikodemus’ dunklen, ruhigen, uralten Augen lauerte. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um etwas wahrhaftig Missgestaltetes, bei seiner Seele, etwas, das meine geistige Gesundheit verzehren und für immer einen Makel auf mir hinterlassen würde, wie einen ekelhaften Fettfleck.
Möglicherweise war es sogar noch schlimmer.
Ich warf einen Blick zurück zum Carpenterhaus. Mir war so kalt, und ich war so zerschlagen. Ich hatte alles so satt. So satt. Ich blickte auf meine geborgte Kleidung hinunter, auf meine nackten Knöchel, die nun wie meine Schuhe mit Schnee bedeckt waren.
„Ich habe nichts gegen Sie“, fuhr er fort. „Ich bewundere Ihre Integrität. Ich würde es sehr genießen, mit Ihnen zu arbeiten. Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Falls Sie mir im Weg stehen, werde ich Sie töten wie jeden anderen auch.“
Es herrschte Stille.
Ich dachte an alles, was ich über Nikodemus wusste.
Ich dachte an meine Freunde, die hinter meinem Rücken flüsterten. Ich dachte an die unangenehme Stille.
Ich dachte daran, zu welchem Ort die Welt werden würde, wenn es Nikodemus gelingen sollte, Ivy umzudrehen.
Ich dachte daran, wie viel Angst das kleine Mädchen
Weitere Kostenlose Bücher