Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
paar Minuten werden wir etwas tun, das uns alle ins Grab bringen kann.“
„Ja, Harry. Das stimmt“, sagte sie.
Ich nickte. „Aber erst in ein paar Minuten.“
Ihre Augen glühten. „Ja, das stimmt allerdings.“
Ich hob meine immer noch schwach kribbelnde Hand, um sanft ihr Kinn zu liebkosen, und beugte mich herab, um meine Lippen auf ihre zu pressen.
Sie stieß ein glückliches, leises Stöhnen aus, schmolz in meine Arme, schmiegte ihren Körper gegen meinen und erwiderte den Kuss mit einer langsamen, sinnlichen Intensität. Ich fühlte, wie sich ihre Hand langsam von meiner löste und zu meinem Haar wanderte, während die Nägel ihrer anderen scheinbar zufällig über meine Brust und meine Arme strichen, wobei sie kaum die Haut berührten. Sie hinterließen eine Spur aus Feuer auf meiner Haut, und ich ertappte mich dabei, wie ich meine Finger tief in ihren weichen Locken vergrub, um sie gleichsam noch tiefer in den Kuss zu ziehen.
Ich weiß nicht, wie lange wir einander küssten, aber es war einfach nur köstlich. Als sie ihren Mund wieder von meinem löste, atmeten wir beide schwerer, und mein Herz pochte in einem heftigen Rhythmus in meiner Brust und in meiner Jeans.
Sie öffnete erst nach etwa zehn Sekunden die Augen, und als sie es tat, waren sie groß und loderten vor Verlangen. Anastasia warf den Kopf in den Nacken und stieß einen langgezogenen, leisen und durchaus wohligen Seufzer aus.
„Es macht dir nichts aus?“, fragte ich sie.
„Gar nicht.“
„Gut. Ich wollte nur … herausfinden, wie es sich anfühlt. Ist schon eine Weile her, seit ich zum letzten Mal jemanden geküsst habe. Hatte fast vergessen, wie es ist.“
„Du hast nicht die geringste Ahnung“, murmelte sie, „wie lange es her ist, dass ich zum letzten Mal einen Mann geküsst habe. Ich war nicht mehr sicher, ob ich noch weiß, wie es geht.“
Ich lachte leise.
Ihre Grübchen erschienen wieder. „Gut“, sagte sie glücklich. Sie musterte mich vom Scheitel bis zur Sohle und sog den Anblick regelrecht in sich auf. Diesmal war ich nicht peinlich berührt. „Du hast ein wundervolles Lächeln. Du solltest es manchmal zeigen.“
„Sobald wir die heutige Nacht hinter uns haben“, antwortete ich, „können wir das ja besprechen. Vielleicht bei einem Dinner.“
Ihr Lächeln wurde breiter, und ihre Wangen liefen rosig an. „Das würde mir gefallen.“
„Gut“, sagte ich. Ich zog eine Braue hoch. „Ich werde jetzt mein Hemd überziehen, wenn dir das recht ist.“
Anastasia stieß ein heiteres Lachen aus und trat einen Schritt zurück, wobei sie allerdings ihre Fingerspitzen erst von meiner Haut zurückzog, als sie die Entfernung dazu zwang. „Na gut, Wächter. Rühren!“
„Oh, danke, Kommandantin.“ Ich zog meine übrige Kleidung wieder an. „Was wolltest du eigentlich sagen?“
„Hmmm?“, brummte sie. „Oh, ah, ja. Ehe du mich so schamlos abgelenkt hast. Ich glaube, ich weiß, wo die Denarier Ivy gefangen halten.“
Ich blinzelte. „Bist du mit einem Suchzauber durchgekommen?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, der ist ordentlich in die Hose gegangen. Also war ich gezwungen, mich auf mein Gehirn zu verlassen.“ Sie öffnete eine feste Ledertasche, die an ihrem Schwertgurt hing. Daraus zog sie eine Plastikröhre hervor, öffnete sie und ließ eine Rolle Papiere herausgleiten. Sie blätterte sie durch, bis sie einen bestimmten Bogen gefunden hatte, und schob den Rest in die Röhre zurück. Sie entfaltete den Bogen, der eine Landkarte zu sein schien, und breitete ihn auf dem Deckel des Wäschetrockners aus.
Ich beugte mich vor, um einen Blick darauf zu werfen. Es handelte sich in der Tat um eine Karte, doch statt Staatsgrenzen, Autobahnen und Städten stand hier die natürliche Landschaft im Vordergrund – am deutlichsten waren die Umrisse der großen Seen zu erkennen. Flüsse, Wälder und Sümpfe waren auch deutlich eingezeichnet. Darüber hinaus fand sich auf der Karte ein Geflecht sich überkreuzender Linien, die in verschiedenfarbigen Tuschen und unterschiedlicher Dicke auf dem Papier prangten.
Schritte näherten sich, und Molly erschien, die einen Plastikwäschekorb voller Kinderkleidung trug. Sie blinzelte, als sie uns sah, grinste uns aber an und kam ohne Umschweife zu uns herüber. „Was ist das?“
„Eine Landkarte“, erklärte ich wie der allwissende Mentor, der ich ja sein sollte.
Sie schnaubte. „Das sehe ich“, seufzte sie. „Eine Karte wovon?“
Dann begriff ich. „Leylinien“,
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