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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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das ferne Seufzen des Windes war alles ruhig.
    Doch in diesem Moment wurde mir klar, dass diese Stille nicht leer war.
    Ich war nicht allein.
    Der schillernde Schnee auf dem Boden der Gasse mündete nahtlos in den Saum einer weißen Robe, die hier und da mit Adern frostigen Blaus oder gletscherfarbenen Grüns durchzogen war. Ich hob den Blick.
    Sie trug das Kleid mit unmenschlicher Eleganz, und der köstliche Falten werfende Stoff umschmeichelte ihre feminine Vollkommenheit. Ihr Körper war eine perfekte Ausgewogenheit aus Kurven und wie von einem Künstler gezogenen Linien, aus Stärke und Schönheit. Im Vergleich zu ihrer Haut schien der Schnee matt und fahl. Gleißende Farben glitzerten an ihren Handgelenken, ihrer Kehle und ihren Fingern, die sich beständig änderten, wobei sie ein Spektrum von einem Tiefen Blau über Smaragdgrün zu einem leuchtenden Kardinalrot durchliefen. An ihren Fingernägeln blitzten dieselben, sich auf unmögliche Weise ändernden Farbtöne.
    Auf ihrem Kopf prangte ein Reif aus Eis, der elegant und exquisit gearbeitet war, als ob er aus einer einzigen Schneeflocke getrieben worden wäre. Ihr Haar war lang und reichte ihr bis weit über die Hüften. Es war weich und weiß und verschwamm schier mit dem Schnee und ihrer Robe. Ihre Lippen – ihre unfasslichen, sinnlichen Lippen – hatten die Farbe vom Frost getöteter Himbeeren.
    Sie war das Ebenbild vollkommener Schönheit, die Art, die Künstler seit Jahrhunderten in ihren Bann schlägt, unsterbliche Schönheit, die man sich kaum einmal vorstellen kann, und die man noch viel seltener zu Gesicht bekommt. Dieser Anblick hätte mich vor schierer Freude auf der Stelle den Verstand verlieren lassen sollen. Ich hätte eigentlich weinend auf die Knie sinken sollen, um dem Allmächtigen dafür zu danken, dass er mir gestattet hatte, so etwas mit eigenen Augen zu sehen. Es hätte mir den Atem rauben und mein Herz vor Begeisterung rasen lassen sollen.
    Tat es aber nicht.
    Es jagte mir Angst ein.
    Es jagte mir Angst ein, weil ich auch ihre Augen sehen konnte. Es waren große Katzenaugen mit geschlitzten Pupillen. Im gleichen Rhythmus wie ihr Schmuck veränderten sie ihre Farbe – oder wahrscheinlich durchliefen ihre Edelsteine dieselben Farbverläufe wie ihre Augen. Doch wenn diese auch viel schöner waren, als es in der sterblichen Welt überhaupt möglich war, waren sie empfindungslos und unmenschlich, voller Intelligenz und Begierde, aber ohne die geringste Spur von Mitgefühl und Mitleid.
    Ich kannte diese Augen. Ich kannte sie.
    Wenn mir meine Angst nicht alle Kraft geraubt hätte, wäre ich davongelaufen. Eine zweite Gestalt erschien aus dem Dunkel hinter ihr und duckte sich neben ihr in den Schatten wie ein aufmerksamer Kammerdiener. Ihre Umrisse ähnelten der einer großen Katze – falls eine Hauskatze je derart groß hätte werden können. Ich konnte die Farbe ihres Fells nicht ausmachen, aber in ihren grüngoldenen Augen spiegelte sich das kalte, blaue Licht auf gespenstische Art wider.
    „Es ist auch besser, dass du vor mir auf die Knie sinkst, Sterblicher“, miaute die katzenartige Gestalt. Ihre Stimme ließ mir kalte Schauer über den Rücken rieseln. Sie erbebte mit fremden Kadenzen, als eine unmenschliche Kehle menschliche Laute ausstieß. „Verbeuge dich vor Mab, der Königin der Luft und Finsternis. Verneige dich vor der Monarchin der finsteren Feen, des Winterhofes der Sidhe.“

6. Kapitel
    I ch zermarterte mir das Hirn , um mir eine ganze Batterie trotziger Entgegnungen bereit zu legen, doch mir fiel nichts ein. Ich hatte einfach zu viel Angst – und das aus gutem Grund.
    Stellen Sie sich jetzt einmal jede böse Stiefmutter aus allen Märchen, die sie kennen vor, und dazu sämtliche fiese Hexen, böse Königinnen und heimtückische Zauberinnen. Denken Sie an verführerische Sirenen, hungrige Menschenfresserinnen und ungebärdige Tierfrauen. Bitte vergessen Sie nicht, dass es die alle irgendwo, irgendwann einmal wirklich gegeben hat.
    Mab erteilte ihnen Nachhilfe.
    Hölle, es hätte mich nicht überrascht, wenn sie Prüfungen abgehalten hätte, um sicherzustellen, dass sie alle das Niveau wahrten.
    Mab war die Herrscherin einer Hälfte des Feenreiches, der Gebiete im Niemalsland, der Geisterwelt, die unserer eigenen Welt am nächsten lagen, und sie wurde weithin respektiert und gefürchtet. Ich hatte sie gesehen, mit der gnadenlosen Schärfe meines Magierblickes wahrhaft gesehen, und ich wusste – ich spekulierte nicht,

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