Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
Raum lastete. Tausende kleiner Dinge können da schieflaufen. Eines davon ist die Gefahr, dass einer dieser erstaunlich zerbrechlichen Knochen hinter dem Huf angesprengt oder gebrochen wird. Eine Verletzung an der Fessel kann ein Pferd für Wochen, wenn nicht für immer lahmen lassen.
    Also schwang ich meinen schweren Stab wie einen Baseballschläger, als ich an dem wankenden Geißlein vorbeiflitzte, und zielte auf die Hinterseite eines seiner Hufe. Ich spürte den Aufprall deutlich in meinen Händen und hörte ein lautes Knacken. Das Geißlein stieß vor Überraschung und Schmerz einen schrillen, komplett tierischen Schrei aus und kippte in den Schnee. Ich hetzte mit nun viel längeren Schritten an ihm vorbei über die Straße auf die nächste Hausecke zu, ehe mich seine Kumpels erneut aufs Korn nehmen konnten.
    Wenn man eine Treibjagd veranstaltete, sollte man sich auch verdammt sicher sein, dass derjenige, auf den man die Beute zutrieb, mit ihr auch klarkam.
    Ich duckte mich etwa eine halbe Sekunde bevor die Kanonen hinter mir erneut heiser zu husten begannen und Ziegelsplitter aus der Wand fraßen um die Ecke. In der Seitenwand des Gebäudes befand sich eine Stahltür, ein Notausgang ohne Klinke an der Außenseite. Lange würde ich den Geißlein nicht mehr eine Nasenlänge voraus sein. Ich verließ mich auf mein Glück, blieb stehen und drückte meine Hand in der innbrünstigen Hoffnung, sie hätte einen Öffnungshebel und keinen Riegel, gegen die Tür.
    Wenigstens ging einmal etwas glatt. Ich konnte den Öffnungshebel auf der anderen Seite fühlen, tastete mit meinem Willen danach und flüsterte: „Forzare“, wodurch ich magische Energien auf der anderen Seite der Tür lenkte. Sie schwang auf. Ich ging hindurch und schloss sie hinter mir.
    Das Gebäude war dunkel, still und im Vergleich zu der Nacht draußen fast unangenehm warm. Ich stützte für eine Sekunde den Kopf gegen die Metalltür und keuchte. „Gute Tür“, ächzte ich. „Wackere Tür. Bezaubernde, abgeschlossene, feenfeindliche Tür.“
    Mein Ohr war an die Tür gepresst, was der einzige Grund war, dass ich zufällig Bewegung auf der anderen Seite hörte. Schnee knirschte leise.
    Ich blieb wie vom Blitz getroffen stehen.
    Ich hörte ein kratzendes Geräusch und ein schnaubendes Atmen wie von Pferden. Dann nichts mehr.
    Erst nach einigen Sekunden wurde mir klar, dass das Geißlein auf der anderen Seite der Tür genau dasselbe tat wie ich: Es lauschte, ob es jemanden auf der anderen Seite hören konnte.
    Ich war allenfalls fünfzehn Zentimeter von ihm entfernt.
    Da stand ich nun in absoluter Finsternis. Wenn etwas schieflief und mich das Geißlein hier herein verfolgte, konnte ich es mir abschminken, einfach davonzulaufen. Ich konnte weder den Boden sehen noch die Wände und schon gar keine möglichen Hindernisse, die mich ins Straucheln bringen konnten. Etwa Treppen. Oder einen Haufen rostiger Rasierklingen.
    Ich stand wie angewurzelt da und wagte nicht, mich zu bewegen. Metalltür hin oder her, wenn das Geißlein die richtige Maschinenpistole mit der richtigen Munition in den Pfoten hielt, konnte es mich selbst durch den Stahl in ein Sieb verwandeln. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, welche anderen Waffen es hatte. Ich hatte einmal eine ziemlich ernüchternde Vorstellung mit ansehen müssen, bei der jemand durch eine Metalltür hindurch mit einem Schwert aufgespießt worden war, und das war alles andere als hübsch gewesen.
    Also stand ich geräuschlos da und bemühte mich, geräuschlos nachzudenken.
    Genau in diesem Moment erinnerte ich mich an einen dieser Streifen mit diesem Irren mit Geistermaske, in dem sich eine der Jugendlichen gleich im Vorspann an die Badezimmertür lehnte und lauschte, genau wie ich es gerade tat. Der Killer nebenan rammte dort das Messer seinem Opfer ins Ohr.
    Bei diesem Gedanken stieg leichte Panik in mir hoch, und ich musste den Drang, einfach die Beine in die Hand zu nehmen, mühsam unterdrücken. Mein Ohr begann, wie wild zu jucken. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass die Geißlein in diesem Moment alles versuchten, mich wie ein Karnickel aus meiner Grube zu scheuchen, hätte ich unter Umständen die Nerven verloren. Es war knapp, aber ich bekam mich unter Kontrolle.
    Gefühlte anderthalb Wochen vergingen, ehe ich ein weiteres Ausatmen aus einer unmenschlich großen Brust vernahm, und dann knirschten gespaltene Hufe eilig und leichtfüßig im Schnee.
    Ich stieß mich so lautlos wie möglich von der Tür ab. Ich

Weitere Kostenlose Bücher