Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
Winter zu entziehen, wenn wir auf ihre Forderungen nicht eingehen?“
„Na ja“, meinte ich. „Wörtlich hat sie das nicht gesagt.“
„Natürlich hat sie das nicht. Sie würde nie etwas unverhohlen sagen.“
„Aber man muss bedenken, dass sie ihr Wort hält“, betonte ich.
„Sie schließt aber auch keine Pakte, aus denen sie sich nicht herauswinden kann. Sie hat ihrem Volk, aber auch den Elfen aus reiner Höflichkeit verboten, die Wege zu nutzen. Zuvor waren wir immer gezwungen, in großen Gruppen zu reisen, wenn wir die Wege nutzen wollten.“
„Sie ist eine gerissene Schlampe“, stimmte ich zu. Hinter meinem Rücken hatte ich die Finger überkreuzt.
Luccio atmete kräftig durch die Nase aus. „Na gut. Ich werde die entsprechenden Benachrichtigungen weitergeben, es hängt allerdings von der Zustimmung des Ältestenrates ab. Welchen Abgesandten würden Sie favorisieren?“
„Das Archiv. Wir arbeiten gut zusammen.“
Luccio mmmmmmmmmteerneut. Ich hörte das Kratzen eines Stifts auf Papier. „Dresden“, sagte sie. „Ich kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, das wir Fehden selbst mit einer geringeren Macht aus dem Weg gehen.“
Übersetzung: „Brich nicht noch einen Krieg vom Zaun, Harry.“
„Aber“, fuhr sie fort, „wir können es uns noch weniger leisten, die Wege durch den Winter zu verlieren.“
Übersetzung: „Außer, wenn Sie nicht anders können.“
„Verstanden“, sagte ich. „Ich werde mein Bestes tun.“
„Geben Sie mehr“, ermahnte mich Luccio schroff. „Im Ältestenrat sitzen einige Mitglieder, die finden, dass wir bereits einen Krieg wegen Ihrer Inkompetenz ausfechten.“
Ich spürte, wie das Blut in meinem Hals pochte. „Wenn sie das Thema mal wieder rauskramen, erinnern Sie sie doch bitte daran, dass meine Inkompetenz der einzige Grund war, warum wir nicht von einem neugeborenen Gott ins Nirwana geblasen worden sind“, keifte ich zurück, „und danach erinnern Sie sie daran, dass meine Inkompetenz der einzige Grund war, warum wir gerade einen Waffenstillstand haben, um unsere Verluste zu ersetzen, und danach…“
„Das reicht jetzt, Wächter“, schnappte die Kommandantin.
Ich rang meine Frustration nieder und klappte den Mund zu.
He, Weihnachten stand vor der Tür. Da geschahen doch immer Wunder.
„Ich werde Sie verständigen, sobald ich etwas herausgefunden habe“, sagte Luccio und legte auf.
Ich donnerte den Hörer härter auf die Gabel, als notwendig gewesen wäre. Als ich mich umdrehte, bemerkte ich, wie mich Michael und Sanya ansahen.
„Harry“, sagte Michael leise, „das war Kommandantin Luccio, oder nicht?“
„Ja“, sagte ich.
„Du hast uns nie gesagt, dass Mab gedroht hat, ihr Angebot zurückzuziehen.“
„Na ja, nein.“
Michael musterte mich sorgenvoll. „Was sie auch nicht getan hat. Du hast Luccio angelogen.“
„Ja“, sagte ich kurz angebunden. „Weil ich darauf angewiesen bin, dass ich auf Befehl des Rates das Treffen vereinbare. Weil ich dieses Treffen organisieren muss, damit eine Bande mörderischer Bastarde, die Shiro zu Tode gefoltert hat, euch endlich beweisen kann, dass sie verdient hat, was auf sie wartet.“
„Harry, wenn der Rat herausfindet, dass du ihn hinters Licht geführt hast …“
„Wird er mich wahrscheinlich des Hochverrats anklagen“, erwiderte ich.
Michael erhob sich von seinem Stuhl. „Aber …“
Ich stach mit dem Zeigefinger in seine Richtung. „Je länger wir herumtrödeln, desto länger bleiben diese Psychos in der Stadt, desto länger verfolgen mich die Killer des Sommers und desto wahrscheinlicher geraten unschuldige Menschen ins Kreuzfeuer. Ich muss schnell handeln, und der beste Weg, den Rat dazu zu bringen, endlich etwas zu tun, ist, seine Mitglieder glauben zu lassen, dass ihre Ärsche in Gefahr sind, kross geröstet zu werden.“
„Harry …“, hob Michael an.
„Nicht“, sagte ich. „Bitte halte mir keine Vorträge über Vergebung und Gnade und dass jeder eine zweite Chance verdient hat. Ich bin mit Haut und Haar dafür, das Richtige zu tun. Das weißt du. Aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“
„Dann ändert sich also, was richtig ist, wenn wir es eilig haben?“, fragte er mich sanft.
„Selbst in deinem Buch steht, jegliches habe seine Zeit“, sagte ich. „Eine Zeit zu heilen – und eine zu töten.“
Michael sah von mir zu der Ecke bei der Hintertür hinüber, wo das Breitschwert Amoracchius in einer schlichten Lederscheide ruhte. Sein
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