Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)
statt.“
Ich stieß ein leises Grunzen aus. „Wo ist Molly?“
Michael hielt kurz inne und schüttelte dann den Kopf. „Ich bin nicht sicher. Ich glaube nicht, dass ich sie mit dem Rest habe abfahren sehen.“
Ich überlegte, wo sie wahrscheinlich sein würde. Ich nickte in Richtung Küche. „Wie schaffst du es eigentlich, dass hier alles so prima läuft, mit Molly unter einem Dach? Ich hätte erwartet, dass überall Geräte den Geist aufgeben.“
„Jede Menge Wartungsarbeiten und präventives Heimwerken“, antwortete Michael ruhig. „Etwa doppelt so viele Reparaturen wie sonst.“
„Tut mir leid.“
Er lachte. „Das ist ein geringer Preis. Sie ist es wert.“
Der Grund, warum ich Michael mochte, hatte nicht das Geringste mit Schwertern und dem Zerschmettern des Bösen zu tun.
Ich ging ans Telefon und klingelte bei McAnallys Pub durch.
„Mac“, meldete sich die ewig maulfaule Stimme des Besitzers.
„Harry Dresden“, sagte ich. „Ist Murphy da?“
Mac grunzte affirmativ.
„Bitte schreibe ein Bier auf meinen Namen für sie an und richte ihr aus, ich bin auf dem Weg.“
Mac grunzte ein neuerliches Ja.
„Danke, Alter.“
Er legte ohne Verabschiedung auf.
Ich tätigte einen weiteren Anruf und bekam einen ernsthaft klingenden Mann mit slawischem Akzent ans Rohr. Ich flüsterte das Passwort, damit mich niemand in der Küche belauschen konnte, aber die Verbindung war so schlecht, dass ich es schließlich förmlich in die Sprechmuschel brüllen musste. Das war bei zwei Magiern an dem jeweils anderen Ende der Leitung auch zu erwarten.
Der lebensfrohe Slawe benötigte etwa zehn Minuten, um meinen Anruf weiterzuleiten.
„Luccio“, meldete sich eine junge Frau. „Was ist schiefgelaufen, Dresden?“
„He!“, protestierte ich. „Das ist ganz schön fies, einem Mann so etwas an den Kopf zu werfen, Kommandantin. Nur weil ich anrufe, bedeutet das noch lange nicht, dass es eine Krise gibt.“
„Rein theoretisch stimmt das, denke ich. Warum rufen Sie an?“
„Na ja. Wir haben eine Krise.“
Sie stieß ein langgezogenes Mmmmmhmmmm aus.
„Eine Gruppe Ritter des Schwarzen Denars hat Baron Marcone entführt.“
„Den Verbrecherfürsten, dem Sie selbst geholfen haben, in die Abkommen aufgenommen zu werden?“, fragte Luccio belustigt. „In welcher Hinsicht ist das für den Rat wichtig?“
„Diese denarischen Psychopathen haben die Abkommen ebenfalls unterzeichnet“, erläuterte ich. „Marcones Handlanger beschweren sich, dass die Denarier mogeln. Sie haben mich gebeten, gegen die Entführung Protest einzulegen und einen Abgesandten zu rufen, um diesen Streitfall zu schlichten.“
Die Uhr tickte mehrere Sekunden herunter.
„In welcher Hinsicht“, wiederholte Luccio mit um einiges härterer Stimme, „ist das für den Rat wichtig?“
„Die Abkommen sind einen feuchten Kehricht wert, wenn sie nicht unterstützt und durchgesetzt werden“, meinte ich. „Auf lange Sicht liegt es in unserem eigensten Interesse, wenn sie jetzt durchgesetzt werden, bevor ein Präzedenzfall entsteht …“
„Tischen Sie mir keinen Mist auf“, warnte mich die Oberbefehlshaberin der Wächter knurrend, wobei ein leichter italienischer Akzent in ihre Stimme kroch. „Wenn wir formelle Schritte setzten, könnte das einen Krieg auslösen, den wir uns im Moment nicht leisten können. Soweit wir wissen, kommt der Rote Hof gerade wieder zu Atem. Wir können uns noch nicht einmal die Verluste leisten, die wir bis jetzt erlitten haben, geschweige denn eine neue Auseinandersetzung riskieren.“
Ich bemühte mich, unbeirrt und grimmig zu klingen. „Mab hat sich persönlich mit mir in Verbindung gesetzt. Sie hat angedeutet, es sei in unserem dringlichsten Interesse einzuschreiten.“
Genau genommen war das keine Lüge. Ich hatte ja nicht klar definiert, wer mit „wir“gemeint war, und mit etwas Glück würde allein die Erwähnung von Mab Luccios ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Der einzige Grund, warum uns der Rote Hof vor ein paar Jahren nicht vollständig ausgelöscht hatte, war das Wegerecht, das Mab dem Rat durch die unter ihrer Kontrolle stehenden Regionen des Niemalslands gewährt hatte. Das hatte uns Magiern erlaubt, ebenso flexibel zu operieren wie unsere Feinde, da wir ja ziemliche Schwierigkeiten darin hatten, sterbliche Transportmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen, um unsere Truppen zu bewegen.
„Jesus Christus“, spie Luccio. „Sie spielt mit dem Gedanken, uns das Wegerecht durch den
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