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Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition)

Titel: Harry Dresden 10 - Kleine Gefallen: Die dunklen Fälle des Harry Dresden Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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die Sonne untergegangen ist. Was zufälligerweise genau der Zeitpunkt ist, an dem es Titanias Dienern leichter fällt, ungesehen durch die Stadt zu schleichen.“
    „Aber du bist dir nicht sicher, dass es Mabs Werk ist?“, fragte Michael.
    „Nein. Könnte auch einfach an Chicago liegen, und die Stadt kann manchmal ebenso angsteinflößend sein wie Mab.“
    Michael kicherte, und wir gingen in die Union Station. Er sah nicht so aus wie diese eine Szene in Die Unbestechlichen , nur falls Sie sich gerade gefragt haben. Die hatten sie nämlich in diesem riesigen Raum für Benefizveranstaltungen für reiche Pinkel gefilmt. Der Rest des Gebäudes machte nicht den Eindruck, als würde er in die Wilden Zwanziger passen. Er war komplett modernisiert worden und sah eher aus wie ein Flughafen.
    Eigentlich deprimierend. Ich meine, wenn man schon die ästhetische Wahl hatte, fanden sich Flughäfen doch locker auf den ersten Plätzen der Hitparade der absoluten Eintönigkeit. Aber wahrscheinlich war es einfach billiger. Das zählte doch heutzutage mehr als Schönheit. Klar, all der Marmor und die griechischen Säulen waren wunderschön, aber wie sahen die in einer Kosten-Nutzen-Rechnung aus?
    Der Geist von Stil spukte noch durch die ursprünglichen Teile der Union Station, die man hatte stehen lassen, aber wenn ich mich so umsah, beschlich mich dasselbe Gefühl wie beim Anblick des Kolosseums in Rom oder des Parthenons in Athen – dass es sich hier einst um Orte wahrer Pracht gehandelt hatte. Einst. Vor langer Zeit.
    „Wo geht es zu den Schließfächern?“, fragte Michael leise.
    Ich nickte in Richtung des nordöstlichen Endes des Bauwerkes und setzte mich in Bewegung. Die Fahrkartenschalter waren bis auf eine Ausnahme, deren diensthabender Bahnbeamter sich aber augenscheinlich auch nach hinten verzogen hatte, geschlossen. Es bummelten kaum Leute durch die Gegend. Spät in der Nacht sprühten Bahnhöfe generell nicht vor Leben. Besonders nicht bei Wetter wie diesem. Eine abgekämpft aussehende Kundenbetreuerin der Eisenbahngesellschaft Amtrak quälte sich mit einer kleinen Traube wütend aussehender Reisender ab, die höchstwahrscheinlich wegen des Sturms in der Stadt gestrandet waren. Sie versuchte, sie in Hotels unterzubringen. Na viel Glück. Der Flughafen war seit dem Vortag geschlossen, und in den Hotels würde der Rubel bereits fleißig rollen.
    „Du kennst dich im Bahnhof aber gut aus“, kommentierte Michael.
    „Züge sind schneller als Busse und sicherer als Flugzeuge“, sagte ich. „Ich bin mal von Portland aus geflogen. Der Pilot verlor sofort Funk, Autopilot und alles Mögliche. Er musste ohne Instrumente landen. Wir hatten Glück, dass das Wetter so schön war.“
    „Statistisch gesehen ist es das sicherste Verkehrs…“, begann er.
    „Nicht für Magier, nein“, widersprach ich. „Ich hatte schon Flüge, wo alles glatt ging. Ein paar hatten nur kleinere Schwierigkeiten. Aber nach diesem Abstecher nach Portland …“ Ich schüttelte den Kopf. „Es waren Kinder auf dem Flug. Ich werde eine ganze Weile leben. Ich kann es mir leisten, etwas länger zu brauchen, um ans Ziel zu kommen. He, Joe“, sagte ich zu einer silberhaarigen Reinigungskraft.
    „Harry“, sagte Joe mit einem Nicken und einem leichten Lächeln, als er vorbeiging.
    „Ich war in letzter Zeit viel hier“, erklärte ich Michael. „Vor allem auf Reisen, um das Paranet zu unterstützen, und wegen Wächterkrams.“ Ich verdrehte die Augen. „Ich wollte den Job nicht, aber ich will verdammt sein, wenn ich ihn nur halbherzig erledige.“
    Für einen Moment sah Michael nachdenklich zu dem Reinigungsmann zurück. „Wie ist das so?“
    „Wächterkram?“, fragte ich. Ich zuckte die Achseln. „Ich habe vier weitere Wächter mehr oder minder unter meinem Befehl.“ Ich zeichnete mit den Fingern kleine Anführungszeichen in die Luft. „In Atlanta, Dallas, New York und Boston. Aber ich versuche vor allem, ihnen nicht in die Quere zu kommen und sie ihren Job erledigen zu lassen. Das sind Kinder. Im Krieg verdammt schnell erwachsen geworden, auch wenn ihnen das nicht ausreichend gesunden Menschenverstand verleiht, nicht zu mir aufzusehen.“
    Mouse blieb plötzlich wie angewurzelt stehen.
    Ich folgte seinem Beispiel. Ich sah mich nicht angsterfüllt um. Stattdessen konzentrierte ich mich auf den Hund.
    Mouses Ohren zuckten wie zwei unabhängige Radarschüsseln. Seine Schnauze zitterte. Er hob eine Pfote, doch dann sah er sich nur unsicher

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