Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
Vom Netzwerk:
stieß ein wütendes Zischen aus. „Margaret! Du selbstsüchtige Schlampe!“
    Bitte? Ich sah sie erstaunt an, musste mich dann aber wieder um den Rolls kümmern, ehe ich uns beide umbrachte: Der Wagen, der uns gerade überholt hatte, war zu dicht vor uns wieder nach rechts eingeschert, und ich konnte unser Monstrum fast nicht mehr rechtzeitig abbremsen. „Du ... du hast meine Mutter gekannt?“
    „Alle Wächter kannten sie“, sagte Anastasia leise.
    „Sie war Wächterin?“
    Anastasia schwieg einen Moment lang nachdenklich, ehe sie den Kopf schüttelte. „Sie galt als Bedrohung für die Gesetze der Magie.“
    „Was heißt das?“
    „Das heißt, sie tanzte munter immer ganz nah am Rande des Gesetzbruchs herum, sobald sich ihr die Gelegenheit bot. So nah, wie sie es eben riskieren konnte. Kaum ein Jahr nach ihrer Aufnahme in den Rat fing sie an, zu agitieren und nach dringenden Veränderungen zu verlangen.“
    Mist! Dass ich mich ausgerechnet jetzt auf die Straße konzentrieren musste! Was Anastasia mir da erzählte, war mehr, als ich bisher von irgendwem aus dem Rat über die rätselhafte Person gehört hatte, der ich mein Leben verdankte. „Was für Veränderungen verlangte sie denn?“
    „Es machte sie wütend, dass die Gesetze der Magie ihrer Meinung nach nichts mit ‚richtig’ und ‚falsch’ zu tun haben. Sie wies darauf hin, dass Magier ungestraft mit Hilfe ihrer Fähigkeiten Leute um ihr Geld bringen, einschüchtern und manipulieren dürfen, dass sie Reichtum und Besitz anderer stehlen oder zerstören dürfen, und dass der Rat, solange sie sich an die Gesetze halten, nichts, aber auch gar nichts unternimmt, sie daran zu hindern oder wenigstes dafür zu sorgen, dass sie andere nicht noch ermutigen, ihrem Bespiel zu folgen. Sie wollte die Gesetze des Rates erneuern. Die neuen Gesetze sollten einen Gerechtigkeitsbegriff enthalten und den Gebrauch spezifischer Magie begrenzen.“
    Ich runzelte die Stirn. „Wow, da war sie ja ein echtes Monster!“
    Anastasia atmete ganz langsam aus. „Kannst du dir vorstellen, was die Folgen wären, würden sich solche Ideen durchsetzen?“
    „Dass mich die Wächter nicht völlig zu Unrecht jahrelang verfolgt hätten?“
    Anastasias Mund wurde zu einem dünnen Strich. „Wenn der Rat sich auf ein Gesetzeswerk einlässt, das Gerechtigkeit definiert, wird früher oder später jemand dieses Gesetzeswerk benutzen, um den Rat in Geschehnisse hineinzuziehen, die sich in der Außenwelt abspielen.“
    „Mensch, ja“, sagte ich. „Wie recht du hast! Ein Haufen Magier, die für das Gute in der Welt eintreten, das wäre echt furchtbar.“
    „Für das Gute? Zum Vorteil der Menschen? Oder zu wessen Vorteil?“, erkundigte sich Anastasia gelassen. „Niemand sieht sich selbst als ungerechten Gauner, Harry. Selbst die Schlimmsten unter uns nicht – vielleicht gerade die nicht. Einige der grausamsten Tyrannen der Welt hatten noble Ideen. Oder sie trafen sogenannte harte aber unumgängliche Entscheidungen zum Wohl ihres Volkes. Wir alle sind die Helden unserer eigenen Geschichte.“
    „Ja. Im Zweiten Weltkrieg war es richtig schwer, zwischen den Guten und den Bösen zu unterscheiden.“
    Sie verdrehte die Augen. „Du hast die Geschichte dieses Krieges gelesen, die die Sieger schrieben, Harry. Ich habe ihn miterlebt und kann dir verraten: Damals gab es nicht annährend so viele Gewissheiten wie heute. Klar erzählte man von Grausamkeiten der Deutschen, aber auf jede Geschichte, die stimmte, kamen weitere fünf oder sechs, die eben nicht stimmten. Wie hätte man Propaganda, Dichtung, und Mythos auseinanderhalten sollen? Wie wollen wir wissen, was die Wahrheit ist und was innerhalb der Nationen erdacht wurde, die Deutschland angegriffen hatte?“
    „Wäre vielleicht einfacher gegangen, wenn zwei oder drei Magier mitgeholfen hätten!“, gab ich zurück.
    Sie warf mir einen schwer zu ergründenden Blick zu. „Wenn man deiner Argumentation folgt, dann müsstest du dafür sein, dass der Weiße Rat die Vereinigten Staaten vernichtet.“
    „Was?“
    „Auch an den Händen deiner Regierung klebt das Blut Unschuldiger.“ Anastasia blieb ruhig. „Außer du hältst in dem Stück, in dem es um die ‚Besiedlung’ deines Landes geht, die indianischen Stammesvölker, denen ihr Land geraubt wurde, für die Schurken.“
    Gut – dieser Einwand ließ mich stutzen. „Irgendwie sind wir ganz schön weit von meiner Mutter abgekommen.“
    „Einerseits ja, andererseits auch wieder nicht.

Weitere Kostenlose Bücher