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Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)

Titel: Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher , Oliver Graute
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sie nie ihre Zunge im Zaum halten, auch in Situationen nicht, wo sie es eigentlich hätte besser wissen müssen.“
    „Ach ja? Wie das wohl sein mag!“
    Anastasia warf mir ein reichlich erschöpftes, trauriges Lächeln zu. „Aber sie hat die Zeit damals nicht ausschließlich im Reich der Feen verbracht, was?“
    Stumm warf ich einen Blick in den Rückspiegel: Hinter uns war immer noch Chateau Raith zu sehen.
    „Thomas ist der Sohn des Weißen Königs persönlich.“
    Ich sagte nichts.
    Sie atmete tief aus. „Du siehst ihm nicht ähnlich. Außer vielleicht die Kinnpartie. Die Form der Augen.“
    Ich schwieg, bis wir das Haus erreicht hatten, in dem meine Wohnung lag. Der Rolls passte zum Kies auf dem kleinen Parkplatz ungefähr so gut wie Champagner zu Käsekräckern. Ich stellte den Motor ab und hörte zu, wie er beim Abkühlen leise vor sich hin knackte. Inzwischen war die Sonne hinter dem Horizont versunken, und die immer länger werdenden Schatten setzten eine Straßenlaterne nach der anderen in Gang.
    „Wirst du es jemandem sagen?“, fragte ich leise.
    Sie sah aus dem Fenster, während sie über die Frage nachdachte. „Nein“, sagte sie schließlich. „Es sei denn, ich hielte es für wichtig.“
    Ich wandte ihr den Kopf zu. „Du weißt, was passiert, wenn sie es erfahren. Sie werden ihn benutzen.“
    Sie hielt den Blick unverwandt auf die Straße gerichtet. „Das ist mir klar.“
    „Nur. Über. Meine. Leiche.“ Ich sprach ganz leise, legte alles Gewicht der Welt auf jedes einzelne Wort.
    Anastasia schloss einen Moment lang die Augen, und als sie sie wieder aufschlug, konnte ich nichts darin lesen. Langsam, widerstrebend, entzog sie mir ihre Hand und barg sie in ihrem Schoß. „Möge es nie so weit kommen.“
    So saßen wir da, nebeneinander, aber sehr weit von einander entfernt.
    Der Rolls schien mir plötzlich aus irgendeinem Grund größer und kälter geworden. Das Schweigen zwischen uns gewann an Tiefe.
    Luccio hob den Kopf und sah mich an. „Was hast du als Nächstes vor?“
    „Was glaubst du denn?“ Ich ballte die Fäuste, bis die Knöchel weiß hervortraten, ließ den Kopf im Nacken rollen wie ein Boxer beim Aufwärmen und öffnete die Tür. „Ich gehe meinen Bruder suchen.“

29. Kapitel
    Z wei Stunden und ein halbes Dutzend fehlgeschlagener Suchzauber später fegte ich wütend einen Stapel Notizbücher von einer Ecke meines Schreibtischs unten im Kellerloch. Sie knallten gegen die Wand unter dem Regal von Bob dem Schädel und landeten auf dem Zementboden.
    „Was hast du denn anderes erwartet?“, bemerkte Bob. In den Augenhöhlen des ausgeblichenen, menschlichen Schädels, der auf einem Regal hoch oben an der einen Wand meiner Werkstatt ruhte, flackerten orangefarbene Lichter, die an kleine Lagerfeuer erinnerten. Links und rechts von Bob türmten sich Reste geschmolzener Kerzen sowie ein halbes Dutzend Liebesromane in Taschenbuchformat. „Die Blutsbande zwischen Eltern und Kind sind viel enger als die zwischen Halbgeschwistern.“
    Ich warf dem Schädel einen wütenden Blick zu, hütete mich aber, die Stimme zu heben. „Ich möchte mal einen Tag erleben, an dem du mir nicht unter die Nase reiben musst, dass du recht gehabt hast!“
    „Ich kann doch nichts dafür, wenn du ständig alles falsch machst und trotzdem meine Ratschläge ignorierst, Sahib. Ich bin nur ein einfacher Diener.“
    Über mir in der Wohnung befanden sich Leute, ich konnte meinen immateriellen Assistenten also schlecht lautstark zusammenstauchen. Aber einen Bleistift durfte ich ihm an den Kopf werfen, von denen lagen genug auf meiner Werkbank rum. Der Radiergummi am hinteren Ende traf den Schädel mitten zwischen die Augen.
    „Eifersucht, dein Name ist Dresden.“ Bob seufzte affektiert.
    Ich war so frustriert, dass ich in der Werkstatt auf und ab tigern musste, um wenigstens ein bisschen aufgestaute Energie loszuwerden. Weit kam ich nicht: fünf Schritte, drehen, fünf Schritte, drehen ... meine Werkstatt war eine feuchte kleine Schuhschachtel in Beton. An drei Wänden zogen sich Werkbänke entlang, über denen ich preisgünstige Metallregale angebracht hatte. Auf diesen Bänken und Regalen drängten sich Kleinkram, Bücher, Reagenzgläser, Verschiedenes für die Alchemie, noch mehr Bücher und Notizblöcke.
    Über den langen Tisch in der Mitte des Zimmers war im Augenblick eine Leinenplane gebreitet, und am hinteren Ende der Werkstatt war ein perfekter Kreis aus reinem Kupfer in den Boden eingelassen. Um den

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