Harry Dresden 11: Verrat: Die dunklen Fälle des Harry Dresden (German Edition)
innerhalb des Rats zusammenarbeiten“, sagte ich leise. „Ich möchte, dass Sie mir sagen, mit wem und dass Sie Thomas freilassen.“
Endlich richtete sich Laras Blick auch mal wieder auf mich. „Thomas?“
Ich lehnte mich auf meinen Stab, ohne ihr Gesicht auch nur einen Sekundenbruchteil aus den Augen zu lassen. „Thomas hat mich vor dem Mörder gewarnt, der von Evelyn Derek erfahren hatte, wo ich zu finden war. Es kam zu einer Konfrontation, an der Thomas aber nicht beteiligt war, da er vorher verschwand. Er geht an keins seiner Telefone, und auch in seinem Salon weiß niemand, wo er steckt.“
Laras Blick glitt ins Unendliche, die leicht gerunzelte Stirn minderte die Perfektion der glatten Gesichtszüge. „Mehr haben Sie nicht? Einen verblassten übersinnlichen Eindruck, dass jemand von meiner Art irgendeine Anwältin manipuliert hat und diese Geschichte, dass Thomas angeblich verschwunden sein soll? Auf dieser Basis wollen Sie hier verhandeln?“
„Im Moment ja“, sagte ich. Bis jetzt hatte ich die Wahrheit auf den Tisch gelegt, inzwischen wurde es Zeit, mit ein paar kleinen Lügen nachzuwürzen. „Wenn wir erst einmal das Geld zu seinem Ursprung zurückverfolgt haben, werden wir genau wissen, dass Sie beteiligt sind, und dann lässt sich nichts mehr rückgängig machen.“
Lara kniff leicht die Augen zusammen. „Gar nichts werden Sie finden. Weil nämlich nichts dergleichen läuft.“
Aha! Hatte ich einen Nerv getroffen? Ich setzte nach: „Kommen Sie, Lara! Ich weiß und Sie wissen, wie Ihre Leute Geschäfte machen. Immer fein hinter Stellvertretern versteckt, immer hübsch so, dass andere die Kastanien aus dem Feuer holen müssen und sich die Finger verbrennen. Sie erwarten doch nicht ernsthaft, dass ich Ihnen glaube, wenn Sie behaupten, Sie hätten bei der ganzen Sache Ihre Hand nicht mit ihm Spiel.“
Laras Augen flackerten und wechselten die Farbe: von einem dunklen Grau hin zu einem viel helleren, eher metallenen Ton. Sie stand auf. „Wenn ich ehrlich sein soll, ist mir völlig egal, was Sie glauben, Dresden. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, welche Art von Beweisen Sie gefunden zu haben meinen, aber ich bin nichtin irgendwelche internen Angelegenheiten des Rates involviert.“ Sie reckte das Kinn und grinste uns spöttisch an. „Es gibt auf der Welt nämlich noch einiges mehr als den Weißen Rat der Magie, auch wenn Sie, wie ich weiß, das anders sehen. Ihr seid ein jämmerlicher kleiner Haufen, der sich selbst etwas vormacht. Ihr seid längst weg vom Fenster, und euer selbstgerechtes Gesabber kommt bei euch immer erst an zweiter Stelle. An erster steht euer scheinheiliges Getue!“
Okay – ich persönlich mochte in dieser Sache keine Einwände vorbringen, aber Anastasia kniff gefährlich die Augen zusammen.
Lara stützte sich mit den Handballen auf den Schreibtisch und sah mir direkt ins Gesicht. Ihre Worte kamen schroff und bestimmt wie Gewehrschüsse. „Sie glauben, Sie könnten einfach so in mein Haus spazieren und mit Instruktionen und Drohungen um sich werfen, wie es Ihnen passt? Die Welt ändert sich. Nur der Rat nicht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er unter seinem eigenen veralteten Gewicht zusammenbricht. Diese Art hochnäsiger Arroganz bringt doch nichts ...“
Plötzlich hielt sie inne, wandte sich dem Fenster zu und neigte leicht den Kopf.
Anastasia und ich wechselten verwunderte Blicke.
Eine Sekunde später gingen die Lichter aus.
Umgehend flammte eine rote Notbeleuchtung auf, die man hier im Büro allerdings gar nicht gebraucht hätte. Wenig später schallten aus einem an der Wand angebrachten Lautsprecher schnelle, stetige Gongschläge.
Ich hatte unwillkürlich zu diesem Lautsprecher aufgeschaut. Als ich wieder wegsah, musste ich feststellen, dass Lara mich intensiv musterte.
„Was ist los?“, wollte ich wissen.
Ihre Augen weiteten sich ein wenig. „Das fragen Sie mich?“
„Wen zum Teufel denn sonst?“, entgegnete ich genervt. „Schließlich ist es Ihre Alarmanlage.“
„Dann waren Sie das also nicht.“ Sie knirschte mit den Zähnen. „Verdammte Scheiße.“
Ihr Kopf wandte sich mit einem Ruck dem Fenster zu. Diesmal hörte auch ich es: die schrillen, hohen, panischen Angstschreie eines Mannes.
Ich spürte es auch: ein übelkeitserregendes Gefühl in der Luft, als sei hier irgendetwas grundlegend verkehrt, ein widerliches, von der Anwesenheit von etwas Uraltem und Abscheulichem hervorgerufenes Gefühl.
Der Skinwalker.
„Wir werden
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